Kommentar
05:28 Uhr, 20.03.2014

FDAX und Bund-Future: Handelstagebuch vom 20. März 2014

Ein verschachtelter und möglicherweise unbedachter Nebensatz Yellens brachte die Aktienkurse ins Rutschen. Damit stehen die Börsenbarometer wieder an der Wegesgabelung. Der Bund-Future gab dagegen erwartungsgemäß ab.

Erwähnte Instrumente

  • Euro-Bund Future
    ISIN: DE0009652644Kopiert
    Kursstand: 142,54 % (Indikation) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.277,05 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Hinweis in eigener Sache: weiterführende Markteinschätzungen intraday zu DAX / FDAX und Bund-Future, aber auch interessante Beiträge zum Thema als auch zu anderen Handelsansätzen von anderen Lesern, finden Sie börsentäglich unterhttp://go.guidants.com/#c/uwe_wagner

Allgemeine Markteinschätzung

Der gestrige Handelstag war zunächst für sich genommen wenig ereignisreich, da der Fokus auf der Veröffentlichung der Zinsentscheide der US-Notenbank lag, sowie auf den Aussagen der neuen Chefin der Fed zur Pressekonferenz nach den Statements. Erwartungsgemäß formte der FDAX bis dahin einen „sauberen“ Doji als Tagesmuster aus, womit er „im Rahmen der Erwartung“ für den gestrigen Handelstag lag.

Die Fed beließ den Zinssatz unverändert (keine Überraschung) und reduzierte den monatlichen Anleihekauf um weitere 10 Milliarden USD auf jetzt 55 Milliarden USD (ebenfalls keine Überraschung). Und doch gab es eine feine Änderung, welche von den Märkten zunächst mit leichten Abschlägen in allen Anlagegruppen aufgenommen wurde: die Fed erweitert ihren Kriterienkatalog, nach dem sie beurteilt, wann der Zeitpunkt für eine Zinserhöhung gekommen ist (hier reicht nun eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent nicht mehr aus). Hier definierte Yellen jetzt „eine ganze Spannbreite von Informationen“, wie der Spiegel heute Morgen schrieb.

Doch dann passierte es: mit einem verschachtelten Nebensatz brachte Yellen einen (temporären) Abverkauf ins rollen, der im Grunde unverständlich wirkte, zudem bei einer genauen Analyse des Wortlautes der Fed, diese gestern die Schrauben ihrer Geldpolitik nicht angezogen, sondern eher gelockert hatte. Spiegel Online fasste heute Morgen das Geschehen wie folgt zusammen: „In einer ihrer langgewundenen Antworten spekulierte Yellen, wieviel Zeit denn zwischen dem Ende der Anleihenankäufe und einem Anstieg der Zinsen verstreichen könnte. Ein Minenfeld: Solch genauen Orakel sind tabu, sie verschrecken die Märkte. Und genau das geschah: `Sechs Monate oder so´, sagte Yellen schließlich am Ende …. Was für jeden, der nachrechnete, den Beginn der Zinsanhebung erstmals relativ exakt terminierte: Mitte 2015.“

FDAX

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

Weiterführende Einschätzung (Tageschart)

Abschläge in allen Anlageklassen prägten daraufhin das gestrige Bild, auch wenn es an den Aktienmärkten zum Ende hin wieder Erholungsansätze gab. Der FDAX beendete nach einer Berg- und Talfahrt den Handel mit einem Minus von 33 Punkten, so dass wir das verbliebene Tagesmuster per Schlusskurs im Future als „Kreisel“ definieren, was unserer gestern früh geäußerten Erwartung eines Doji recht nahe kam. Um für den heutigen Handelstag eine Handelsrichtung definieren zu können, gehen wir im Folgenden unsere Einschätzungen nach den Abschnitten unseres Conviction-Circles durch.

(1) Einschätzung der grundsätzlichen Ausrichtung der Aktienmärkte: Alle wichtigen Aktienmärkte reagierten gestern Abend mit Abschlägen auf Yellens Worte, ebenso gaben Gold, Rentenmärkte und Währungen gegen den USD nach. Dow Jones und S&P 500 näherten sich in ihrem Tagestief den jüngsten Reaktionstiefs deutlich an, unterschritten diese dann aber nicht, sondern erholten sich sogar wieder auffällig, was zur Ausformung von ausgeprägten Lunten führte. Innerhalb des Tages-, wie auch Wochencharts der beiden Börsenbarometer führte diese Entwicklung jedoch zu einer fortschreitenden Eintrübung der Markttechnik: der Richtungsfilter in beiden Märkten, sowohl im Tages-, wie auch Wochenchart, kann mittlerweile überwiegend als „neutral“ eingeschätzt werden. Eine formale Ausnahme bildet da noch der Wochenkursverlauf des S&P 500, der noch ein knappes long-set-up im Richtungsfilter ausweist. Aber dennoch: betrachten wir die aktuelle Ausgangslage in den US-Indizes, so wirken diese zunehmend auf der Oberseite gedeckelt, die Schwungkraft der Aufwärtstendenz lässt nachhaltig nach und weist uns in den Wochencharts sogar erste auffällige negative Divergenzen zum Kursverlauf aus. Wir schlussfolgern: es scheint, als neigen sich die kräftigen Kursgewinne der Vormonate in den US-Börsenbarometern langsam nachhaltig dem Ende zu. Wir wollen hier noch nichts vorwegnehmen, aber die Indizien in diese Richtung häufen sich.

FDAX-und-Bund-Future-Handelstagebuch-vom-20-März-2014-Kommentar-Uwe-Wagner-GodmodeTrader.de-1

(2) Technische Beurteilung DAX / FDAX: Zunächst vorweg: heute wird hier das letzte Mal der März-Kontrakt des FDAX analysiert. Ab morgen früh wechseln wir um auf den Juni-Kontrakt, welcher morgen Mittag als neuer Frontmonat dann für die nächsten drei Monate gelten wird. DAX und FDAX befinden sich aktuell in einer technischen Erholungsreaktion auf ihre kräftigen Kursabschläge, welche Anfang März eingeleitet wurden und den Index / Future unter 9.000 gedrückt hatten. Diese Erholung mündete gestern erwartungsgemäß in eine Zwischenkonsolidierung, welche die Ausformung eines Kreisels im Tageschart bewirkte. Vom bisherigen Ausmaß der Erholung wurde gestern mit einem FDAX Tageshoch bei 9.328,50 Punkten das errechnete dritte Reaktions-Ziel auf der Oberseite (9.337 / 9.371) nur knapp verfehlt. Folglich liegt die statistisch belegte Wahrscheinlichkeit für eine rasche Wiederaufnahme des Abschwungs, verbunden mit der Ausbildung eines neuen Bewegungstiefs, nur bei etwa 37 Prozent. Die Markttechnik im Tageschart-Zeitfenster bewerten wir noch immer gemischt: während der unterlegte Richtungsfilter ein short-set-up ausweist (für FDAX und DAX), bewerten wir die Stärkeentwicklung als „neutral“ und folglich als stützend. Der heutige Handelstag wird sicherlich zunehmend im Zeichen des morgigen Verfalls stehen, dennoch wollen wir ihm eine nicht unbedeutende Indikation beimessen, wie die Märkte sich nun auf Yellens gestrige Aussage einpendeln werden. Wenn wir das gestrige „wording“ richtig interpretieren, sollte die Geldpolitik sogar weiter gelockert worden sein, was die Märkte eigentlich stützen müsste. Nun gut: heute und morgen werden wir sehen, ob es zur möglichen Ausbildung eines zweiten Beines kommt (Abschläge nochmals in Richtung 9.000), oder ob wir bereits ab hier wieder Mut und Kraft fassen. Wir errechnen vorsichtshalber die aktuell gültigen Reaktionspotentiale auf der Unterseite, um eine Indikation für die tatsächliche Dynamikstärke der jüngsten Erholungsphase zu erhalten: dabei liegt jetzt die Minimumkorrektur bei 9.188 / 9.168, die Normalkorrektur bei 9.119 und die Maximumkorrektur bei 9.069 bis 9.049 Punkten. Das gestrige Tagestief im FDAX reichte bis 9.169,50 Punkte, womit die Minimumkorrektur (erstes Reaktionsziel) punktgenau ausgeschöpft wurde. Kommt da heute nichts mehr nach, liegt die statistische Wahrscheinlichkeit für ein erneutes Anziehen des Kurses mit Überwindung der 9.328,50 im laufenden Fraktal bei über 67 Prozent. Fällt der FDAX dagegen unter sein gestriges Tagestief, sinkt diese Eintrittswahrscheinlichkeit auf unter 50 Prozent.

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(3) Wie sieht das Tagesmuster im FDAX aus? Wie interpretieren wir den FDAX intraday? Das gestrige Tagesmuster als Kreisel werten wir neutral und für sich genommen als „gesund“, da die kräftige Erholung der letzten drei Tage auf „hohem Niveau“ konsolidiert wurde / wird. Innerhalb des intraday-relevanten 30- bzw. 60 Minuten-Charts haben wir allerdings einen Wermutstropfen vorliegen: hier ist die aufwärts ausgerichtete Trendbegrenzungslinie (gültig seit dem 14. März) per gestern Abend und per Schlusskurs bestätigend gebrochen worden. Hinzu kommt ein Wechsel im set-up des Richtungsfilters (in beiden Zeitfenstern interpretieren wir dieses jetzt als short), die Schwungkraft ist fallend. Das heißt konkret, von Seiten der Markttechnik können wir für heute kaum Unterstützung erwarten.

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(4) Geplante Handelsrichtung: Der heutige Tag, vielleicht noch der morgige Tag, sollten zu einer Weichenstellung führen, hin zu einer Fortsetzung der Erholung, welche dann kraftvoll in Richtung 9.400 (wenn nicht gar höher) reichen sollte, oder aber der DAX / FDAX kippt uns weg, um bestenfalls ein zweites Bein auszubilden oder gar Schlimmeres. Da wir hier und jetzt die Münze werfen könnten, wollen wir für heute früh und Vormittag Marken definieren, an denen wir eine Indikation festmachen wollen, wohin der Hase laufen könnte. Auf der Oberseite orientieren wir uns an der 9.237, deren Überwindung „Hoffnung“ macht. Die Überwindung der 9.255 würde das intraday-Chartbild im 3 Minuten Zeitfenster deutlich aufhellen und mit Überwindung der 9.270,50 wäre die Chance für weitere Kursgewinne gegeben. Folglich gehen wir heute Morgen wie folgt vor: überwindet der FDAX die 9.237, werten wir dies als positives Indiz. Mit Überwindung der 9.255 könnte eine hochspekulative Trading-Long-Positionierung mit engem Stopp-Kurs angedacht werden, oberhalb der 9.271 arbeiten wir mit einer Kern-Positionierung auf der Long-Seite. Jeweilige Stopp- und Ziel-Kurse diskutieren wir dann in unserem Stream. Auf der Unterseite wäre das Unterschreiten des gestrigen Tagestiefs bei 9.169,50 kritisch zu bewerten, zudem auch hier das untere Band der Minimumkorrektur verläuft. Fällt dieses Niveau nachhaltig, kommt eine 9.119 als zweites Reaktionsziel und dann die Maximumkorrektur als drittes Reaktions-Ziel rasch in Reichweite. In einem solchen Falle werden wir keine Kern-Positionierung durchführen, sondern uns ausschließlich auf intraday Trading-Aktivitäten verlegen. Für den Aufbau einer Short-Kern-Positionierung können wir uns dort unten noch nicht durchringen, was auch mentale Gründe hat, folglich wird im Falle weiter nachgebender Kurse zumindest heute das reine kurzfristige Trading auf dem Plan stehen. Auf jeden Fall werden wir uns zeitnah im Stream dazu äußern.

Bund-Future

(Hinweis: Widerstände, Unterstützungen, Reaktionspotentiale etc. werden ab sofort in einem jeweilig gesonderten Arbeitsblatt zum Abruf bereitgestellt)

„Was für eine Geburt“, möchte man ausrufen, wenn man auf das Gerangel des Kurses am 143,11 / 143,05er Unterstützungsniveau zurückblickt. Unsere gestrige Schlussfolgerung lautete: sollte der FGBL diese Hürde unterschreiten, sollte es rasche Folgeverkäufe geben, wobei wir uns als Ziel auf die ansteigende Trendbegrenzungslinie seit dem 07. März fokussierten, analytisch wichtiger aber die 142,81 / 142,79 als Zielzone unterstellten. Tatsächlich reichte der Abschlag bis auf 142,32 Punkte, womit sogar die untere Begrenzung des im Stundenchart angelegten Trendkanals fiel. Der Schlusskurs des Future kam am Ende genau auf der unteren Kanalbegrenzung zum liegen.

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Damit haben wir nun auch in diesem Markt eine deutliche Eintrübung der technischen Ausgangslage. Innerhalb des Stundencharts liegt uns ein klarer Abwärtstrend vor, chart- wie auch markttechnisch bestätigt, der Tageschart lässt sich ebenfalls mittlerweile eher kritisch interpretieren. Die für uns relevanten, nächst tiefer liegenden Zielmarken sind die Bereiche um 142,12 / 142,07, dann 141,93 (nur noch untergeordnet und zur Orientierung) und darunter die 141,81. Nach oben hin sollte der FGBL in den Niveaus um 142,60 und 142,68, aber dann auch um 142,87 und 143,01 auf Widerstand treffen.

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Die Impulsrichtung ist im Bund-Future aktuell jedenfalls abwärts ausgerichtet, jede Erholung interpretieren wir als Reaktion.

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Über den Experten

Uwe Wagner
Uwe Wagner
Technischer Analyst und Trader

Uwe Wagner arbeitete bereits während seines Wirtschaftsstudiums als Maklergehilfe an den Börsen in Berlin, Wien und Madrid. 1991 trat er dann in die Deutsche Bank AG ein, wo er eine fundierte Ausbildung im Wertpapier- und Derivatehandel erhielt – in Frankfurt/Main sowie in Chicago im International Trading Institute unter dem bekannten Warenhändler Toni Saliba. Innerhalb der Deutschen Bank AG durchlief Wagner diverse Etappen im Handelsbereich. So betreute er als DTB Market Maker zunächst diverse Werte, verantwortete anschließend den Options- und Future-Handel in der Deutsche Bank S.A. in Madrid und mehrere Jahre die spekulative Verwaltung von Teilen des Eigenkapitals der Bank über DB Advisor. Wagner baute innerhalb der Deutsche Bank AG das damals erste Internet-Tool für Technische Marktanalysen (dbS-Trade) auf und führte den systembasierten Handel in Future-Märkten. Sein Schwerpunkt liegt seit über 20 Jahren auf dem FDAX und dem Bund-Future-Markt, den er täglich analytisch seziert, um daraus Handelsszenarien zu entwickeln und diese dann auch aktiv umzusetzen. Seit 2003 lebt und arbeitet Wagner in Hamburg. Uwe Wagner ist aktiv im FDAX und Bund-Future tätig.

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