Analyse
16:30 Uhr, 10.06.2021

FASTLY - Technischer Ausfall pusht Aktienkurs

Fastly erlebte Dienstag einen Ausfall, der zu einer Downtime bei vielen Websites und Anwendungen seiner Kunden und deren Kunden führte. Trotz oder gerade wegen dieser Nachrichten ist der Aktienkurs stark gestiegen. Wie kann das sein? Lesen Sie jetzt alle Hintergründe und erfahren Sie worauf Investoren achten sollten.

Erwähnte Instrumente

  • Fastly Inc.
    ISIN: US31188V1008Kopiert
    Kursstand: 52,950 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Fastly Inc. - WKN: A2PH9T - ISIN: US31188V1008 - Kurs: 52,950 $ (NYSE)

Das Content-Delivery-Unternehmen Fastly erlitt am Dienstagmorgen eine Störung in seinem globalen Netzwerk aufgrund einer fehlerhaften Konfigurationsänderung. Dies hat Tausende von Produkten, Diensten und Websites zum Erliegen gebracht. Der Auslöser war eine fehlerhaft durchgeführte Konfigurationsänderung. Ein Analyst von Piper Sandler argumentierte, dass nun einige der größten Kunden von Fastly das Unternehmen in die "Strafbox" stecken könnten und andere Content-Delivery-Lösungen implementieren könnten. Er sieht Fastly als einen hochpreisigen Player in dem Bereich, dem starke Konkurrenz gegenübersteht, wie beispielsweise der Marktführer Akamai Technologies.

Doch auch diese sind von solchen Fehlern nicht gefeit. Um eine digitale Infrastruktur sicher, auf dem neuesten Stand und mit maximaler Leistung zu halten, führen IT-Unternehmen oft untertags kleine Serviceänderungen durch, in der Regel ohne dass ihre Kunden davon etwas mitbekommen. Dabei kann aber natürlich auch etwas schieflaufen. Wenn das passiert, ist das Wichtigste, den Fehler zu korrigieren und sicherzustellen, dass dieser spezielle Fehler nicht wieder auftritt.

Krisenmanagement überzeugt Investoren

Hier hat Fastly – nomen est omen – schnell reagiert. Fastly war sich des Serviceproblems weniger als zehn Minuten nach dessen Beginn bewusst. Das Unternehmen fand eine halbe Stunde später eine Lösung und das Internet funktionierte 45 Minuten nach der ersten Fehlermeldung wieder wie gewohnt. Fastly ging transparent mit dem Problem um und lieferte ständige Updates, die die Öffentlichkeit über die Lösung des Problems informierten. Und mit diesem Krisenmanagement scheint Fastly überzeugt zu haben.

Man könnte erwarten, dass der Aktienkurs des Unternehmens an einem solchen Tag leide. Im vorbörslichen Handel fiel der Wert auch entsprechend um rund 7 %. Die Aktie erholte sich jedoch schnell und schloss den Handelstag mit einem Plus von rund 13 %.

Die schnelle Reaktion könnte einen Zustrom von neuen Kunden inspirieren und viele Leute haben den Namen Fastly wahrscheinlich zum ersten Mal in dieser Woche gehört. Die Investoren auf den sozialen Plattformen waren begeistert von der riesigen Liste der Kunden von Fastly.

Die massiven Auswirkungen eines kleinen Unternehmens

Die Serviceunterbrechung hat die Internetinfrastruktur in einem viel größeren Ausmaß gestört als nur die eigenen Kunden von Fastly, sondern auch die Kunden dieser Kunden. So dezentralisiert die Cloud-basierte Computing-Welt auch ist, viele der benötigten Tools und Dienste sind tief miteinander verbunden und hängen voneinander ab. Nimmt man ein entscheidendes Teil des Puzzles heraus, werden viele andere Teile der globalen Maschinerie zum Stillstand kommen. Die Reichweite des Ausfalls zeigt, dass Fastly solch ein entscheidendes Puzzleteil zu sein scheint und von einigen Marktteilnehmern nun erstmalig als solches wahrgenommen wird.

Worauf sollten Investoren nun achten?

Wirklich messen wird man die Folgen als Investor jedoch erst mit dem nächsten Quartalsbericht können. Die Verträge von Fastly kommen mit harten Service Level Agreements (SLA). Kunden mit Enterprise-Level-Support-Verträgen haben Anspruch auf eine Rückerstattung von 1 % in jedem Monat, in dem die Dienste für weniger als 272 Sekunden ausgefallen sind. Jeder Ausfall über 43,8 Minuten löst eine Rückerstattung von 5 % aus, und eine Ausfallzeit von 7,2 Stunden pro Monat entspricht einer Rechnungsgutschrift von 10 %. Diese scheinbar willkürlichen Daten basieren auf Verfügbarkeitswerten von mindestens 99,99 %, 99,9 % bzw. 99 %.

Je nachdem wie die interne Messung ausfällt, bewegt sich der Ausfall vom Dienstag im Rückerstattungsbereich von 5 % bis 10 %. So oder so wird sich der Ausfall auf Fastlys Umsatz und Gewinn des zweiten Quartals auswirken. Nach dem bedenklichen ersten Quartalsbericht, in dem das Unternehmen sowohl die Umsatz- als auch die EPS-Erwartungen der Analysten verfehlt hatte, baut dies weiteren Druck auf die Ergebnisse im 2. Quartal auf.

Fazit

Aus Investorensicht bleibt es spannend. Die Ereignisse könnten dem Aktienkurs nach Bekanntgabe der Zahlen zum 2. Quartal einen erneuten Dämpfer verpassen. Fastly könnte jedoch auch als Gewinner aus der Situation hervorgehen. Ausfälle sind in dem Bereich keine Seltenheit, gutes und schnelles Krisenmanagement hingegen schon. Fastly setzt auf das Modell: Von Entwicklern für Entwickler. Der CEO von Fastly war selbst Entwickler im Bereich Content-Delivery-Netzwerke und weiß daher worauf es ankommt und dies wird von anderen Entwicklern geschätzt.

Fastly ist ein Wert aus meiner Kategorie 3 - spekulative Aktien. Das Unternehmen wird dem Namen der Kategorie mehr als gerecht und ist einer meiner volatilsten Werte in dieser Kategorie. Die langfristigen Perspektiven sehen jedoch vielversprechend aus. Mein Kollege André Tiedje hat ein interessante Elliott Wellen Analyse zu dem Wert veröffentlicht:

FASTLY-Technischer-Ausfall-pusht-Aktienkurs-Chartanalyse-Lisa-Giering-GodmodeTrader.de-1
https://members.godmode-trader.de/article/9504341

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Über den Experten

Lisa Giering
Lisa Giering
Expertin für Vermögensaufbau

Lisa Giering studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Finance. Ihre Leidenschaft für die Börse wurde bereits zu Schulzeiten geweckt und sie begann schon mit 16 Jahren in den internationalen Finanzmarkt zu investieren. Ihr Schwerpunkt liegt auf ETFs und Aktien, mit dem Ziel des mittel- bis langfristigen Vermögensaufbaus. Im Laufe ihres Studiums vertiefte sie ihr Wissen auch in anderen Bereichen der Finanzmärkte, unter anderem durch die Ausbildung zum „Zertifizierten Börsenhändler Derivate“ der Eurex. Neben ihren Muttersprachen Deutsch und Französisch spricht sie auch fließend Englisch und Chinesisch. Der Grundstein hierfür war ihr internationales Aufwachsen in Brüssel und Peking.

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