Fall Djokovic: Sport trifft auf Politik
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New York (Godmode-Trader.de) - Der Weltranglistenerste im Tennis, der Serbe Novak Djokovic, sollte seinen Tweet von vor einer Woche bereuen. Darin verkündete er, er habe eine Ausnahmegenehmigung für die Einreise nach Australien erhalten, obwohl er nicht gegen Covid-19 geimpft ist.
Damit löste er im Internet einen Shitstorm aus, in der realen Welt aber kam es zu konkreten Konsequenzen. Djokovic wurde am Flughafen festgehalten und ihm das Visum entzogen. Dagegen zog er vor Gericht und kämpfte um die Wiedererteilung des Visums (während er in einem Hotel für Asylbewerber festgehalten wurde). Die serbische Regierung protestierte, ebenso wie seine Fans, während die Australier in den sozialen Medien ihre Empörung darüber zum Ausdruck brachten, dass er überhaupt einreisen durfte.
Nach Ansicht eines Gerichts gestanden die Grenzbeamten Djokovic nicht die vereinbarte Zeit zur Klärung zu. Daher wurde die Annulierungs-Entscheidung während einer Verhandlung am Montag gekippt.
Die Corona-Politik des australischen Premierministers Scott Morrison kam in der Öffentlichkeit bis dato gut an, weil er das Land fast zwei Jahre lang von internationalen Einreisenden abgeschottet hat und die Pandemie damit in Schach halten konnte. Seine Regierung überlegt nun, ob sie sich über den Gerichtsentscheid hinwegsetzen und Djokovic erneut das Visum entziehen soll. Damit könnte sie auf kurze Sicht einige politische Punkte sammeln. Die Australier haben bereits mehrere strenge Einschränkungen über sich ergehen lassen müssen, auch diejenigen, die nicht geimpft sind.
Aber ob sich das in Wählerstimmen niederschlägt, ist schwer zu sagen. Das liegt daran, dass Morrisons Umgang mit der Pandemie vor einer weiteren Herausforderung steht - den horrend langen Wartezeiten, die die Menschen in Kauf nehmen müssen, um sich testen zu lassen, dem gravierenden Mangel an Schnelltests und den Engpässen, die die steigenden Fälle am Arbeitsplatz verursachen. Für all diese Probleme scheint Morrison keine schnelle Lösung parat zu haben.
Morrison und seine serbische Amtskollegin Ana Brnabic haben zu dem Fall nun telefoniert. Darin habe Morrison die nicht-diskriminierende Grenzpolitik Australiens und ihre Rolle beim Schutz des Landes während der Corona-Pandemie erläutert, schrieb die Nachrichtenagentur AAP. Brnabic soll nach Angaben des serbischen Senders RTS gefordert haben, dass Djokovic mit Würde zu behandeln sei. Die Premierministerin habe insbesondere die Bedeutung der Trainingsbedingungen für Djokovic hervorgehoben.
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