EZB-Zinsentscheid: News-Trading leicht gemacht!
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Erwähnte Instrumente
Es gibt Tage da „schleichen“ die Börsenkurse nur so vor sich hin – außer langweiliger Seitwärtsphasen inklusive Fehlausbrüchen passiert rein gar nichts. Dann gibt es wiederum auch jene Tage, an denen plötzlich alles ganz anders ist: Ausbrüche nach oben und nach unten, manchmal sogar innerhalb kürzester Zeit in beide Richtungen. Diese Ereignisse können völlig unvorhersehbar geschehen (zum Beispiel durch Unruhen, Anschläge, Naturkatastrophen u.s.w.) oder aber auch ganz „planmäßig“ zu den großen und regelmäßigen Newsterminen wie dem EZB-Zinsentscheid, den NFP Daten (US-Arbeitsmarktbericht) oder einer Pressekonferenz der Federal Reserve.
Auch hier passieren meist dynamische Kursbewegungen - Datum und Uhrzeit sind jedoch bereits im Voraus bekannt. Am Beispiel der meist monatlichen EZB-Zinsentscheide wollen wir an dieser Stelle genauer untersuchen, ob wir nicht auch hier einen Wahrscheinlichkeitsvorteil erkennen und in einen Gewinnvorteil überführen können.
Eine alte Börsenregel besagt: „Schließe Deine Trades vor bedeutenden News oder sichere sie zumindest mit einem Stop-Loss ab.“
Diese Weisheit ist zunächst absolut richtig. Es gibt zwar Menschen (Insider, Wissensträger, Entscheider, u.v.m.) die schon vorher wissen, was gleich verkündet wird, wie der Markt aber dann wirklich darauf reagiert ist meist schwer vorhersehbar. Da werden zum Beispiel Arbeitsmarktdaten veröffentlicht, die besser sind als erwartet und eigentlich sollte das positiv (bullisch) für die Indizes sein. Aber weil vielleicht gerade deshalb zu befürchten ist, dass jetzt die geldpolitischen Maßnahmen heruntergeschraubt werden, macht der Dax einen 100-Punkte-Kurssturz. Im Nachhinein gibt es zwar immer gute Erklärungen für das „warum“, sind wir aber mal ehrlich, es gäbe auch oftmals eine gute Erklärung für das genaue Gegenteil. Die Konsequenz ist ganz einfach: Füße (oder besser Finger) still halten und offene Positionen schließen. Oder?
Trading im Umfeld von wichtigen Wirtschaftsnachrichten
Dennoch lassen sich im Umfeld von wichtigen News sehr gute Trades umsetzen, wenn man nur ein klein wenig Geduld hat. Schauen wir zunächst einmal auf einem Tag mit einem EZB-Zinsentscheid (hier 13:45Uhr). Als Beispiel nehmen wir das Majorwährungspaar EUR/USD im 15-Minuten-Chart (1 Kerze entspricht 15 Handelsminuten) am 06.03.2014.
Der EUR/USD schließt vor der Bekanntgabe der News um 13:45 Uhr bei einem Kurs von 1,3750 $. Die nächsten 15 Handelsminuten sind von größerer Unsicherheit geprägt, was an einer „Doji-Kerze“ erkennbar wird. Um 14:30 Uhr macht sich der EUR/USD dann dynamisch auf den Weg nach „Norden“ und schließt den Tag auch auf deutlich höherem Niveau. Die Grundidee wird jetzt schnell klar:
Lohnt es sich vielleicht, den Ausbruch aus einer bestimmten Spanne auf Basis des Schlusskurses vor den News zu traden?
Oder anders gefragt: Wenn der Kurs sich einmal für eine Richtung entscheidet, bleibt diese dann auch für die nächsten Stunden erhalten?
Die Antwort ist in der Regel„ja“, aber dies gilt es zu „beweisen“!
Wir haben beispielhaft die letzten 14 EZB-Zinsentscheide (Zeitraum über mehr als ein Handelsjahr) ausgewertet. Wir messen dazu die Kursveränderung des EUR/USD relativ zum Kurs von 13:44:59 Uhr, also vor Bekanntgabe des Zinsentscheides. Das Ergebnis ist in folgender Abbildung dargestellt.
Die x-Achse ist hier die Zeitdifferenz in Stunden bezogen auf 13:45 Uhr. Wir schauen also auf eine 12-stündige Kursentwicklung vor den News und in Summe 36 Stunden Kursentwicklung nach den Nachrichten (Excel wandelt die Zahlen wieder in einen 24-Stunden-Tag).
Vor den News ist meistens eher „wenig los“. Mit der Bekanntgabe des Zinsentscheides kommt dann aber Bewegung in den Markt. Und wie man schnell erkennt, bleibt die Richtung im Nachgang meistens erhalten. Nach zirka sechs Stunden ist „alles vorbei“ und der Kurs stabilisiert sich.
Zoomen wir jetzt noch mal etwas genauer in die Zeit vor und nach dem Zinsentscheid hinein, dann erhalten wir folgende Abbildung.
Nur ein einziges Mal (am 07.11.2013) ist die eigentliche Kursbewegung unmittelbar in den ersten Sekunden erfolgt. Einige Male kam die Bewegung erst 45 Minuten nach dem Zinsentscheid (anschließende Pressekonferenz). Auch deutliche „Fake-Signale“, also das „Antäuschen“ in eine Richtung und dann die Umkehr in die andere passieren nicht besonders häufig.
Aus diesen Daten eine profitable Handelsstrategie zu entwickeln ist jetzt nicht mehr besonders schwierig!
Die genauere Auswertung hat ergeben, dass es sich lohnt auf Basis des Schlusskurses vor dem Zinsentscheid eine „Stop-Limit“ und eine „Stop-Sell“ Order 0,3 Prozent unter bzw. oberhalb des Schlusskurses um 13:44:59 Uhr zu legen. Das heißt, wir steigen „Long“ ein wenn der Kurs 0,3 Prozent gestiegen ist, und wir steigen „Short“ ein wenn der Kurs 0,3 Prozent gefallen ist. Die folgende Abbildung verdeutlicht diese Orderplatzierung.
In der Kerze von 14:15 Uhr wäre die Long Order aktiviert worden. Im gleichen Moment würde man die Short Order auf der Gegenseite löschen. Der Stop-Loss wäre zunächst einmal einfach der Schlusskurs von 13:44:59Uhr. Eine Variante den Trade zu beenden ist dann das automatische Schließen am Tagesende oder wie hier in der Abbildung gezeigt um 22:00 Uhr.
Wie bewährt sich diese einfache Strategie, würde man sie immer so handeln?
Die folgende Abbildung zeigt die aufsummierten Ergebnisse für die letzten 14 EZB-Zinsentscheide unter der Annahme, dass genau die gleichen Regeln angewendet wurden.
Wie man schnell erkennt, reicht es völlig aus, die Trades nach zirka sechs Stunden zu beenden. Im weiteren Verlauf passiert zunächst einmal nicht mehr viel. Da wir den Stop-Loss eines jeden Trades 0,3 Prozent entfernt vom Einstieg legen, bedeutet ein in Summe erzieltes Ergebnis von 3 Prozent (siehe Grafik nach sechs Stunden), dass wir zehn Mal so viel gewonnen haben wie wir bereit sind pro Trade zu riskieren. Ein schönes Ergebnis und das in nur 14 EZB-Zinsentscheiden.
Handelt man diese Strategie konsequent und riskiert jedes Mal „1R“ (zum Beispiel 100 Euro pro Trade) dann erhält man folgende Kapitalkurve nach 14 Monaten.
Wieder einmal haben wir eine Kapitalkurve, die sich durch einen schönen, linearen Verlauf bei nur kleinen Verluststrecken (Drawdowns) auszeichnet. Ähnliche Auswertungen lassen sich auch für andere News-Events und nahezu alle liquiden Basiswerte (Dax, Gold, etc.) erstellen.
Fazit: Mit einer geeigneten Strategie kann auch das reine „News-Trading“ sehr profitabel sein. Es lohnt sich immer Wahrscheinlichkeitsvorteile zu suchen und diese mit der richtigen Strategie in einen Gewinnvorteil zu überführen.
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Allen Tradern ein erholsames Wochenende!
Dr. Stefan Friedrichowski, Trader & Physiker und
Christian Stern, Leiter Trading- und Ausbildungsservice Project Future
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Heute doch nicht ganz so gut, die Strategie...
Sehr interessante Strategie. Werde ich mal ausprobieren.
Guter Beitrag!
Seher interessant, danke!