Analyse
10:32 Uhr, 21.03.2014

Uli Hoeneß und der Devisenmarkt - war das möglich?

Rund um den Hoeneß-Skandal tauchten in den letzten Tagen vermehrt Spekulationen darüber auf, ob es einem Privatmann überhaupt möglich gewesen sei, derart am Devisenmarkt zu agieren. Ich meine: selbstverständlich!

Erwähnte Instrumente

  • EUR/USD
    ISIN: EU0009652759Kopiert
    Kursstand: 1,3908 $ (FOREX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Experten schätzen das tägliche Handelsvolumen am weltweiten Devisenmarkt mittlerweile auf rund 5 Billionen US-Dollar (als Zahl 5.000.000.000.000 US-Dollar). Damit ist dieser um ein Vielfaches größer als der Wertpapiermarkt. Aufgrund der hohen Liquidität, Volatilität und auch wegen des leichten und ständigen Marktzugangs versuchen vermehrt auch Privatanleger ihr Glück in diesem Börsensegment.

Eine kurze Zusammenfassung des Beitrags in Videoform finden Sie hier.

Doch zunächst die Frage: Was ist überhaupt der Devisenmarkt?

In der Börsensprache nennt man den Devisenmarkt auch Forex- oder FX-Markt. Hierbei werden nationale oder regionale (zum Beispiel der Euro) Währungen gegen den Kurs einer anderen Währung gestellt und so ein Wert (Wechselkurs) ermittelt. Dieser Handel findet in der Masse im sogenannten Interbanken- oder OTC (engl. Over the Counter) -Geschäft statt. Das heißt, die großen Marktakteure agieren direkt und ohne einen echten Börsenplatz miteinander. So wird das Devisengeschäft zum Teil undurchsichtig in einem Graumarkt ohne öffentlichen Zugang abgewickelt – die Kursstellung im Kassamarkt unterliegt also keiner echten Kontrollinstanz. Ein weiterer Teil wird jedoch in Form von Terminkontrakten (Futures oder Optionen) über Börsen abgewickelt.

Warum verändern sich Währungskurse?

Zum einen aufgrund des realen Warenaustauschs in einer globalisierten Welt. Nehmen wir als Beispiel den deutschen Klassiker – das Auto. Fragt ein Amerikaner ein deutsches Fahrzeug nach, muss er dieses in Euro bezahlen (Nachfrage). Anbieten kann er jedoch nur US-Dollar sodass es zu einem Austausch kommen muss. Da auch der Wechselkurs von Devisen abhängig vom Angebot und der Nachfrage ist, können sich die Kurse wie bei einer Aktie verändern. Weiterhin werden Devisen auch zum Zwecke der Spekulation und der Absicherung genutzt. Auch diese Faktoren können die Kursentwicklung beeinflussen.

Wie kann man am Devisenmarkt spekulieren?

Geld fließt sehr zügig dorthin, wo es Rendite abwirft. Hierbei können regionale Zinsen (der Zins ist der Preis des Geldes) für Anleger interessant sein – dazu bedarf es jedoch einiger Zeit und vor allem eines guten Kapitalstocks. Zum anderen ist eine Spekulation auf Kursschwankungen und –bewegungen (aufgrund makroökonomischer Veränderungen) möglich. Vor allem zu fundamentalen, geldpolitischen Events wie einem Leitzinsentscheid einer Zentralbank kann die Volatilität enorm sein.

Vorteile

Ein großer Vorteil ist der einfache und ständige Marktzugang. Im Gegensatz zum Aktienmarkt sind Devisen ständig handelbar – der Markt ist von Sonntagnacht bis zum Freitagabend durchgehend geöffnet. Zudem bietet nahezu jeder Broker/Emittent Produkte zu Währungen an. Dadurch ergibt sich eine günstige Gebührenstruktur und mit Hilfe der hohen Liquidität ist es nahezu immer möglich, große Positionen ohne einen bedeutenden Einfluss auf die Preisstellung im Markt unterzubringen. Hebelprodukte lassen das Trading mit kleinen Konten zu.

Nachteile

Das es im Kassamarkt keine echten Referenzbörsen gibt, muss man als privater Trader der Kursstellung seines Brokers/Datenanbieters vertrauen – Abweichungen sind möglich. Ein weiterer Nachteil ist die Konkurrenzsituation: Private Anleger treffen in diesem Markt mit den besten, institutionellen Marktteilnehmern zusammen und müssen sich im Vorfeld zunächst einen Gewinnvorteil sichern. Dieser kann nur über einen hohen Grad an Erfahrung und Wissen, (technische) Unterstützung seitens professioneller Händler oder eine feste und profitable Strategie erlangt werden.

Geht das auch als Privatperson?

Den Zugang zum Devisenmarkt erhält man als Privatperson über einen Broker oder Derivate. Aufgrund des Handels auf Margin (hier ist nur eine Sicherheitsleistung anstatt des gesamten Handelsvolumens zu hinterlegen) ermöglichen viele Broker den Handel mit kleinen Konten.

Uli Hoeneß und der Devisenmarkt - war das möglich?

Im klassischen Euro-Kontrakt (6E) an der Terminbörse CME ist die kleinste handelbare Einheit 125.000,00 Euro Wert. Jede Minute werden mehrere Millionen in diesem Produkt umgesetzt. Über einen Broker ist der Zugang zu diesem Markt auch für Privatpersonen realisierbar. Somit können wir die Frage der Medien, ob es einer Privatperson überhaupt möglich sei, derart hohe Summen im Markt unterzubringen schnell beantwortet.

Aufgrund der hohen Handelsfrequenz und der Höhe der angeblich erzielten Gewinne und Verluste ist jedoch eine rein manuelle Vorgehensweise einer Privatperson im Nebenberuf nur schwer vorstellbar. Zudem scheint U. Hoeneß über mehrere Jahre zumindest an einem hochkomplexen und schwierigen Markt überlebt zu haben. Auch dieser Umstand spricht für eine Hilfestellung Dritter. Diese könnte in Form einer (voll-) automatischen Handelssoftware oder der Unterstützung eines professionellen Händlers oder Händlerteams erfolgt sein.

Ein aktuelles Radiointerview zum Thema finden Sie hier (ab Minute 12:20).

Uli-Hoeneß-und-der-Devisenmarkt-war-das-möglich-Chartanalyse-Christian-Stern-GodmodeTrader.de-1

Grafik: Bayerischer Rundfunk.

Ich wünsche allen Tradern ein erholsames Wochenende, Ihr & Euer Christian Stern

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Über den Experten

Christian Stern
Christian Stern

Christian Stern beschäftigt sich seit nunmehr zehn Jahren mit den Finanzmärkten. Neben dem Fokus auf die Technische Wertpapieranalyse stellt er auch Zusammenhänge mit fundamentalen Ereignissen her. Im erfolgreichen Eigenhandel nutzt er Fachwissen verschiedenster Spezialgebiete wie dem Trading mit dem Marktprofil oder dem Zusammenspiel der Zeiteinheiten Intraday. Sein Hauptaugenmerk im alltäglichen Handel gilt dabei dem volumenstarken Handel rund um die Markteröffnungen in Europa und Amerika.In seinem Ausbildungs- und Trading-Service Project Future bei GodmodeTrader werden Trader mit ersten Erfahrungen am Kapitalmarkt auf ihrem Ausbildungsweg, hin zum professionellen Börsenhändler, begleitet. Feste, intelligente und risikoarme Tradingsetups und -strategien werden zunächst mit wenig Eigenkapital im Bereich der CFDs trainiert, um im späteren Verlauf der Ausbildung in den Futurehandel übertragen zu werden.

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