Kommentar
13:34 Uhr, 29.04.2014

EZB vor weiterer geldpolitischer Lockerung: Kommt der "Schwere Gustav"?

Die EZB wird in Kürze ihre Geldpolitik weiter lockern – und zwar auch dann, wenn die kommenden Inflationsdaten das gar nicht hergeben, die Teuerung also nach dem Tief bei 0,5% wieder anzieht. Das ist meine Prognose.

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Begründung:

Wenn die Inflation niedriger als erwartet ausfällt, dann werden wieder Deflationsängste geschürt, und nach herrschender Lesart geht „man“ dagegen mit ultralockerer Geldpolitik vor.

Wenn die Inflation dagegen höher als erwartet ausfällt, wird der ohnehin schon starke Euro wohl weiter aufwerten. Die EZB hat aber mehr als deutlich gemacht, dass sie nicht gedenkt, die Entwicklung des Wechselkurs weiter zu ignorieren. Dabei spielen zwei Faktoren eine Rolle: Einerseits schwächt der starke Euro die Exportwirtschaft, andererseits kommt es dadurch zu „importierter Deflation“. Womit wir wieder beim Kernthema sind, denn die Inflationierung ist das Hauptanliegen der EZB. Soll die relative Verschuldung in der Eurozone heruntergefahren werden, dann muss das BIP nominal steigen

Wer hindert die EZB eigentlich noch, die „Dicke Bertha“ um den „Schweren Gustav“ zu ergänzen und ein Rundumsorglos-QE-Programm aufzulegen? Eine Bremse ist sicherlich noch Deutschland. Hierzulande wird Inflation als viel gefährlicher denn Deflation eingestuft. Ferner gibt es wohl einige rechtliche und technische Bedenken hinsichtlich der Umsetzung eines europäischen "Quantitative Easing", die aber vermutlich alle aus dem Weg geräumt werden.

Zentralbanken sind heute umfassende und mächtige Zinsfestsetzungs-und Preislenkungsbehörden. Das Machtpotenzial kann allerdings schnell zu Allmachts-Phantasien führen, und diese sind unübersehbar. Die drei wichtigsten Zentralbanken der Welt (Fed, EZB und Bank of Japan) versuchen die Märkte in einem Ausmaß zu lenken, der einer freien Marktwirtschaft beinahe unwürdig erscheint.

Freie Marktwirtschaft, gibt es das überhaupt? Im Finanzbereich gewiss nicht.

Ein abschließender Hinweis sei noch erlaubt: Sowohl Dicke Bertha als auch Schwerer Gustav waren auf dem Papier eindrucksvolle "Wunder-Waffen", die aber im Kriegsverlauf eine schwere Enttäuschung darstellten und letztlich nichts bewirkten. Der Krieg wurde dennoch verloren.

Ihr

Daniel Kühn

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3 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    und was wäre so schlimm an sinkenden Kursen? Die haben wir doch schon seit Jahren. Die Deflation ist importiert und begünstigt eher die Beschäftigten und benachteiligt den Staat.

    Die Ursache sind doch niedrige Produktionskosten (Verlagerung in EM) und Wechselkurse.
    Aus meiner Sicht sind Wechselkurse eher unwichtig, da unsere Firmen immer mehr "Vorprodukte" importieren und die Veredelung am Verkaufspreis nur rd 30% ausmachen.

    16:54 Uhr, 29.04.2014
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn Chefredakteur

    brutales Gerät :)

    13:58 Uhr, 29.04.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Chefredakteur

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Seit 2012 leitet Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader)
Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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