Nachricht
15:35 Uhr, 02.09.2010

EZB rührt Leitzins nicht an - Krisenpolitik wird vorerst fortgesetzt

Frankfurt (BoerseGo.de) – Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihren Leitzins erneut unverändert belassen. Der Leitzins für den Euroraum liege weiterhin bei 1,0 Prozent, teilte die EZB am Donnerstag in Frankfurt mit. Ökonomen hatten im Vorfeld mit dieser Entscheidung gerechnet. Seit dem Höhepunkt der Finanzkrise im Herbst 2008 hat die EZB das Zinsniveau um insgesamt 3,25 Prozentpunkte gesenkt. Zuletzt hatte sie den Leitzins im Mai 2009 um 0,25 Punkte gesenkt.

Nach Verkündung der Leitzinsentscheidung traf EZB- Präsident Jean-Claude Trichet in Frankfurt Aussagen zur wirtschaftlichen Entwicklung im Euroraum. So hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Prognose für Wachstum und Inflation angehoben. Die Wirtschaft in der Eurozone dürfte 2010 im Durchschnitt um 1,6 Prozent wachsen, sagte Trichet . Bislang war die Notenbank von einem Plus von 1,0 Prozent ausgegangen. Für 2011 rechnet die EZB nun mit einem Wachstum von 1,4 Prozent. Bislang waren 1,2 Prozent veranschlagt worden.

Auch die Prognose für die Teuerungsrate wurde nach oben hin angepasst. Nun soll die Inflationsrate nach Einschätzung der EZB im laufenden Jahr bei 1,6 Prozent liegen. Im Juni war die Notenbank noch von 1,5 Prozent ausgegangen. 2011 dürfte die Teuerung dann leicht auf 1,7 Prozent steigen. Hier waren bisher 1,6 Prozent genannt worden. Preisstabilität herrscht laut EZB mittelfristig bei einer Inflationsrate von knapp zwei Prozent.

Trotz der zuletzt positiven Wachstumssignale in der Eurozone will die EZB an ihrem Kurs des anhaltend niedrigen Leitzinses festhalten. Das Zinsniveau im Euroraum bleibe angemessen, sagte Trichet. Die Wirtschaft dürfte sich bei bestehenden Unsicherheiten weiter mit moderatem Tempo erholen. Die Risiken für den verbesserten wirtschaftlichen Ausblick seien leicht abwärts gerichtet. Die Erholung dürfte durch den Prozess der Bilanzanpassungen in mehreren Sektoren und durch die Aussichten am Arbeitsmarkt gedämpft werden.

Laut dem EZB- Präsident wird die EZB ihre Krisenpolitik noch bis zum Jahreswechsel fortsetzen und die Banken des Euroraums mit unbegrenzter Liquidität versorgen. Die EZB werde die Vollzuteilung bei ihren Refinanzierungsgeschäften so lange wie nötig fortführen, mindestens jedoch bis Januar 2011, so Trichet. Dies gelte für die wöchentlichen, monatlichen und dreimonatigen Geschäfte. Trichet unterstrich zugleich, diese krisenbedingten Maßnahmen seien nur temporärer Natur. Zu gegebener Zeit werde die Liquiditätspolitik angepasst. Auch gehe von der fortgesetzten Krisenpolitik kein Zinssignal aus, unterstrich der EZB-Chef.

Die EZB hatte als Reaktion auf die Finanzkrise nicht nur den Leitzins auf ein Rekordtief von 1,0 Prozent gesenkt. Wegen der Spannungen im Geldhandel zwischen den Banken griff sie auch auf ungewöhnliche Maßnahmen zurück und stellte den Kreditinstituten die gewünschte Liquidität unbegrenzt zu einem fixen Preis zur Verfügung. Für gewöhnlich müssen sich die Banken an einem Auktionsverfahren (Tender) beteiligen, um Zentralbankgeld zu erhalten. Dieses Procedere hatte die EZB wegen des hohen Misstrauens zwischen den Instituten ausgesetzt.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten