EZB-Entscheid: Was erwartet der Markt?
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Die ganze Finanzwelt blickt heute gebannt nach Frankfurt, wo der EZB-Rat tagt. Um 13.45 Uhr wird der Zinsentscheid bekannt gegeben, um 14.30 Uhr folgt die Pressekonferenz mit EZB-Präsident Mario Draghi. Nach seiner Bemerkung auf der Pressekonferenz im vergangenen Monat, der EZB-Rat sei bereit, im Juni zu handeln, erwartet die Mehrzahl der Ökonomen eine deutliche Lockerung der Geldpolitik.
Nach einer Umfrage von Dow Jones Newswires erwarten 46 von 47 Ökonomen eine Leitzinssenkung. Laut einer Bloomberg-Umfrage sind 58 von 60 Ökonomen dieser Meinung. 21 Volkswirte erwarten demnach eine Reduzierung vom derzeitigen Rekordtief 0,25% auf 0,15%, während 34 Experten mit einer Zinssenkung auf 0,10% rechnen.
Eine Mehrheit der Experten erwartet laut einer Bloomberg-Umfrage auch eine Reduzierung des Einlagensatzes für die Banken in den negativen Bereich. Demnach rechnen 32 von 50 Experten damit, dass die EZB den Einlagenzins von derzeit 0% auf -0,1% reduzieren wird, während 12 Ökonomen mit -0,15% rechnen. Banken müssten dann also einen Strafzins bezahlen, wenn sie ihr Geld bei der EZB parken.
Spannender als der eigentliche Zinsentscheid dürfte aber sein, ob die EZB neben dem negativen Einlagenzins für die Banken weitere unkonventionelle Maßnahmen ankündigen wird. Als recht wahrscheinlich gilt, dass die EZB ein neues langfristiges Refinanzierungsprogramm (LTRO) auflegen wird, das dieses Mal aber an die Bedingung geknüpft sein dürfte, dass die Banken das billige Geld in Form von Krediten an kleine und mittlere Unternehmen weitergeben. Die Bank of England hatte bereits ein entsprechendes „Funding for Lending“-Programm umgesetzt.
Mit einem Quantitative-Easing-Programm rechnen die meisten Ökonomen heute nicht. Sollte ein entsprechendes Programm zum Aufkauf von Vermögenswerten angekündigt werden, dürfte dies deshalb das größte Überraschungspotential haben.
Nach Ansicht von Commerzbank-Analyst Ulrich Leuchtmann wurden eine Leitzinssenkung, negative Einlagenzinsen und neue Geldspritzen für die Banken bereits am Devisenmarkt eingepreist. Entscheidend für die Marktreaktion werde deshalb sein, ob Notenbankchef Mario Draghi auch ein breit angelegtes Anleihekaufprogramm (QE) signalisiert. "Würde Draghi heute ein QE-Programm der EZB hinreichend deutlich ankündigen, würde die Gemeinschaftswährung zum Dollar einen massiven Rutsch nach unten machen“, schrieb Leuchtmann in einem Research-Artikel.
Ob die EZB den Leitzins und den Einlagensatz für die Banken senkt, steht bereits mit dem Zinsentscheid um 13.45 Uhr fest. Unkonventionelle Maßnahmen (mit Ausnahme des negativen Einlagenzinses) dürften hingegen erst auf der Pressekonferenz um 14.30 Uhr bekannt gegeben werden.
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