Fundamentale Nachricht
08:26 Uhr, 03.05.2016

Extreme Geldpolitik erfordert mehr Risiko

Goldman-Sachs-Experte Andrew Wilson zufolge bestehen nur geringe Aussichten auf eine deutliche Wachstumsbeschleunigung in den nächsten zwölf Monaten.

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  • Dow Jones
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    Kursstand: 17.891,16 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (GodmodeTrader.de) - Der wirtschaftliche Nutzen eines starken US-Dollars sowie Negativzinsen in Europa und Japan erscheinen fragwürdig. Gleichzeitig konzentrieren sich Anleger zunehmend auf potenzielle Risiken. Nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) zuletzt entschieden hat, ihre Geldpolitik unverändert fortzuführen, erwarten wir eine Waffenruhe im aktuellen Währungskrieg und einen Wandel der globalen Wirtschaftspolitik hin zu einer stärkeren Ausrichtung auf die Binnennachfrage, wie Andrew Wilson, CEO für EMEA und Co-Head des Global Fixed Income und Liquidity Management Teams bei Goldman Sachs Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Für die nächsten zwölf Monate gehe ihr Hauptszenario von einer Fortsetzung der jüngsten Trends aus: Moderates globales Wirtschaftswachstum, extreme geldpolitische Maßnahmen zur Unterstützung der allmählichen Erholung in Europa und Japan und steigende Inflation in den USA sowie eine zunehmende Verschuldung in China und unvorhersehbare politische Entwicklungen, heißt es.

„Nach unserer Einschätzung bestehen nur geringe Aussichten auf eine deutliche Wachstumsbeschleunigung in den nächsten zwölf Monaten. Mittelfristig sind wir etwas optimistischer, da die Wirtschaft nach einem enttäuschenden ersten Quartal wieder anzuziehen scheint. Weitere geldpolitische Weichenstellungen – darunter Lockerungsmaßnahmen seitens der EZB und der Bank of Japan, steuerliche Anreize in China und abgesenkte Prognosen der Zinserhöhungen durch die US-Notenbank – dürften zusätzliche Unterstützung bieten. Nachdem 2015 für die USA, Europa und Japan ein geringfügig stärkeres Jahr gewesen ist, erwarten wir für 2016 eine gewisse Abschwächung. Wir haben deswegen unsere langfristigen Prognosen für alle großen Volkswirtschaften leicht nach unten korrigiert“, so Wilson.

Die Währungsabwertung sei ein Schwerpunkt der Geldpolitik in Japan und der Eurozone. Inzwischen blickten die Märkte vermehrt auf die Grenzen der Geldpolitik und sorgten sich um die negativen Auswirkungen der extremen Maßnahmen. Gewinndruck im Finanzsektor, schwächeres US-Wachstum und die Volatilität der chinesischen Währung seien weder ein Rezept für eine Konjunkturerholung noch für Marktstabilität gewesen. Die letzte geldpolitische Entscheidung der EZB deute auf einen klaren Kurswechsel hin. Die zurückhaltende Zinsrhetorik der Fed könnte in Kombination mit den Anreizen aus Japan und Europa etwas Druck vom Dollar nehmen. Dieses Umfeld sei positiv für ein selektives Engagement in Unternehmensanleihen, Schwellenländeranleihen und anderen höher rentierenden Sektoren des Fixed-Income-Marktes, heißt es weiter.

„Die US-Notenbank spielt das US-Inflationsrisiko nach wie vor herunter und hat ihre Prognosen für Zinserhöhungen gesenkt. Wir sehen hierin einen bemerkenswerten Wandel im Denkprozess der Fed in der Art und Weise, wie Geldpolitik auf Veränderungen der Inflation reagieren sollte. Wir stellen fest, dass der Anstieg der Kerninflation auf einer breiten Basis stattgefunden hat und sich der Arbeitsmarkt nahe der Vollbeschäftigung befindet. Dies deutet kaum auf eine Wirtschaftsflaute hin. Wir halten das Abwärtsrisiko der Kerninflation für begrenzt und sehen das Risiko steigender Preise für Waren und Dienstleistungen. Aus Marktsicht dürfte die Entwicklung der Inflation und der finanziellen Situation in den kommenden Monaten entscheidend sein“, so der Goldman-Sachs-Experte.

China scheine sein Wachstumsziel von 6,5 Prozent wichtiger zu sein, als Reformen einzuleiten. Kurzfristig dürfte dies die Finanzmärkte stützen, doch das liquiditätsgetriebene Wachstum der Verschuldung scheine nicht haltbar zu sein und könnte sich langfristig zum Risiko entwickeln. Die chinesischen Behörden würden mit zwei Methoden Wachstum anstreben: 1) mit geld- und steuerpolitischen Anreizen, um auf Chinas schwierige finanzielle Situation zu reagieren; und 2) durch Zurückfahren von Reforminitiativen, die zur Verlangsamung des Wachstums beigetragen hätten, heißt es. „Chinas exzessive Verschuldung birgt aus unserer Sicht vielleicht das größte Risiko für einen Schock. Hier kommen das nachlassende Wachstum und steigende Kosten für die Schuldentilgung zusammen. Je länger diese Probleme ungelöst bleiben, desto stärker dürften die Ungleichgewichte der chinesischen Wirtschaft und die Unruhe an den globalen Märkten werden“, so Wilson abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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