Euroschwäche: Nicht daran gewöhnen
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Erwähnte Instrumente
- EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,19304 $ (FOREX)
Viel spricht eigentlich nicht für den Dollar. Die USA haben weiterhin ein rekordhohes Handelsbilanzdefizit. Ein solches Defizit führt dazu, dass Dollar aus dem Land abfließen. Im Normalfall sorgt das für die Abwertung einer Währung. Beim Dollar ist das nicht unbedingt der Fall. Als Reservewährung behalten die Länder Dollar und wechseln ihn nicht in andere Währungen. Ein gewisser Druck entsteht durch das Defizit dennoch. Darüber hinaus hat auch der Staat ein enormes Defizit. Auch in Europa und Japan sind Regierungen nicht unbedingt geizig. Im Vergleich zur US-Regierung sind sie jedoch regelrechte Sparfüchse. Der relevanteste Faktor ist aber die Geldpolitik. Die EZB hat ihre Bilanzsumme bisher um knapp 2,5 Billionen Euro seit Pandemiebeginn aufgebläht. Die US-Notenbank hat es auf 3 Billionen Euro gebracht. In den kommenden 12 Monaten kann die EZB nach eigenen Vorgaben für durchschnittlich 100 Mrd. Euro pro Monat Wertpapiere kaufen. Die Fed hingegen hat kein Maximum.
Sie will am derzeitigen Tempo von 120 Mrd. Dollar oder 100 Mrd. Euro pro Monat festhalten. Die Geldpolitik ist in beiden Regionen in etwa ähnlich aggressiv. Im Gegensatz zur Fed reduzierte die EZB zuletzt ihre Wertpapierkäufe. Sie sollen nun wieder steigen, allerdings will die EZB das Maximum nicht unbedingt ausschöpfen. Die US-Notenbank kann man also als etwas progressiver bezeichnen.
Die Geldschwemme in den USA und der Eurozone führt dazu, dass Banken hohe Überschussreserven anhäufen. Das Währungspaar folgt dabei dem Wachstum der Reserven in den USA (Grafik 1). Je schneller die Reserven in den USA wachsen, desto stärker ist der Euro.
Aktuell steht der Euro gegenüber dem Dollar gemessen an der Reserveentwicklung in den USA zu niedrig. Zusammen mit den anderen Faktoren, vor allem den Defiziten, spricht wenig für den Dollar. Trotzdem wertet dieser auf.
Auch dafür gibt es einen Grund. Die Geldpolitik ist das eine, der Finanzmarkt das andere. Die Zinsen sind in den USA gestiegen. Gemessen an der Rendite 10-jähriger anleihen ist der Zins in den USA stärker gestiegen als in der Eurozone. Das verschiebt die Zinsdifferenz zu Lasten des Euros (Grafik 2).
Die Euroabwertung der letzten Wochen spiegelt die Entwicklung der Zinsdifferenz wider. Die Notenbank hat da wenig mitzureden. Die Dollaraufwertung wird erst dann gestoppt, wenn der Finanzmarkt die Zinsen nicht weiter steigen lässt. Wann genau es soweit sein wird, ist nicht eindeutig. Das aktuelle Taper Tantrum (steigende Zinsen in Erwartung einer restriktiveren Geldpolitik) dürfte jedoch eher am Ende als am Anfang stehen. Der Dollar kann noch ein wenig aufwerten, doch die Luft wird dünner. Der Euro sollte entsprechend noch in diesem Jahr ein Comeback gelingen.
Clemens Schmale
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