Kommentar
18:39 Uhr, 29.06.2010

Europäische Schuldenkrise zeigt erste Auswirkungen jenseits des Atlantiks

Das vom Conference Board erhobene Verbrauchervertrauen hat sich im Juni von 62,7 auf 52,9 Punkte unerwartet deutlich verschlechtert. Hintergrund dürfte eine zunehmende Verunsicherung bezüglich der Auswirkungen der europäischen Schuldenkrise gewesen sein.

• Alle fünf Teilkomponenten haben sich im Vergleich zum Vormonat verschlechtert, am deutlichsten aber die Erwartungen hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der zukünftigen Situation am Arbeitsmarkt.

1. Die Verunsicherung der privaten Haushalte ist weiterhin hoch. Zwar konnten wir im vergangenen Monat berichten, dass sich das Verbrauchervertrauen (Conference Board) aus Bereich des „Unwohlseins“ verabschiedet hat. Das Verlassen dieses Bereichs unterhalb der 60 Punkte war aber nicht von Dauer: Im Juni sank das Verbrauchervertrauen unerwartet deutlich von 62,7 auf 52,9 Punkte (Bloomberg-Median: 62,5 Punkte, DekaBank: 62,0 Punkte). Der Grund hierfür dürfte nicht eine sich abschwächende Konjunkturentwicklung sein, sondern vielmehr die Folge einer zunehmenden Nervosität der privaten US-Haushalte aufgrund der europäischen Schuldenkrise.

2. Alle fünf Teilbereiche haben sich im Vergleich zum Vormonat verschlechtert, sodass die Stimmungseintrübung sowohl bei der Erwartungs- als auch bei der Lagekomponente vorliegt. Am deutlichsten haben sich die Erwartungen hinsichtlich der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und der zukünftigen Situation am Arbeitsmarkt im Vergleich zum Vormonat eingetrübt. Dagegen hat zeigt sich die Einschätzung der Befragten hinsichtlich der Arbeitsmarktlage nahezu unverändert.

3. Es ist durchaus möglich, dass die Stimmungseintrübung der privaten Haushalte auf das Statement der Zentralbank zum letzten Zinsentscheid zurückzuführen ist. Hier deutete die Fed erstmals an, dass sich die Bedingungen an den Kapitalmärkten aufgrund der Schuldenkrise in Euroland als weniger Konjunktur unterstützend entwickelt haben. Die Stimmungslage der privaten Haushalte ist sicherlich immer noch als fragil zu bezeichnen, da sich US-Amerikaner von äußeren Krisen normalerweise kaum beeinflussen lassen. Bislang hat sich diese fragile Stimmungslage nicht in einer schwachen Konsumneigung niedergeschlagen. Dennoch sollte der deutliche Rückgang des Verbrauchervertrauens nicht unbeachtet bleiben.

Rudolf Besch - Analyst bei der Dekabank

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