Fundamentale Nachricht
16:56 Uhr, 22.03.2018

Europäische Hochzinsanleihen bleiben wichtige Ertragsquelle

Degroof Petercam AM erwartet im europäischen High-Yield-Segment eine weitere leichte Spreadausweitung, während die Fundamentaldaten weiterhin sehr gut bleiben.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.341,55 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Brüssel (GodmodeTrader.de) - Seit einigen Monaten ziehen die Marktzinsen in Europa leicht an. Naturgemäß reagieren Anleihen bei steigenden Zinsen mit Kursverlusten bzw. steigenden Renditen. So verzeichneten zum Beispiel europäische Staatsanleihen bester Bonität seit November 2017 einen leichten Renditeanstieg. Deutlicher reagierten europäische Hochzinsanleihen, deren Bonität von den Rating-Agenturen mit BB+ oder darunter eingestuft wird, wie Bernard Lalière, Senior-Portfoliomanager bei Degroof Petercam AM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Da davon auszugehen ist, dass die Marktzinsen in Europa weiterhin leicht anziehen, sollten sich die Spreads bei Hochzinsanleihen noch etwas ausdehnen. High Yield-Investoren müssen mit einer höheren Volatilität, also einer insgesamt höheren Zinssensitivität rechnen“, sagt Lalière. „Wir erwarten allerdings keine Spreadausweitungen, wie wir sie in der letzten Rezession in 2011 gesehen haben. Dafür müssten die Unternehmensgewinne stärker nachgeben und die Verschuldungsquoten gleichzeitig höher sein. Insgesamt sehen wir keine typischen spätzyklischen Anzeichen.“

Die sich ausweitenden Spreads, also der steigende Renditeabstand zwischen High Yield Bonds und Staats- und Unternehmensanleihen guter Bonität, führt der Experte in erster Linie auf das sich verändernde Zinsumfeld und das erwartete weitere Vorgehen der Europäischen Zentralbank zurück. Demgegenüber blieben die Fundamentaldaten bei europäischen High-Yield-Emittenten weiterhin sehr gut, heißt es weiter.

„Wir sehen auf breiter Front solide Unternehmensergebnisse, während der Leverage gleichzeitig weiter sinkt. Auch der Zinsdeckungsgrad verbessert sich stetig. Wir gehen nicht von einer baldigen Zunahme der Ausfälle bei europäischen Hochzinsanleihen aus“, betont Lalière.

Gleichwohl komme es bei Hochzinsanleihen umso mehr darauf an, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn die idiosynkratischen, also unternehmensspezifischen Risiken nähmen zu. Einige Unternehmen stünden trotz der guten Konjunktur vor Herausforderungen aufgrund ihrer operativen Struktur. Umso wichtiger werde daher der Blick auf die Geschäftsmodelle und insbesondere die Finanzierungsstrukturen sowie die Liquiditätsprofile, heißt es weiter.

„In der Analyse dieser Faktoren liegt der Schlüssel, um attraktive Renditen im Hochzinsmarkt zu erzielen. Steigende Zinsen haben Einfluss auf die Refinanzierung der Kapitalstruktur und die Generierung freier Cashflows. Schwächer positionierte Unternehmen gilt es rechtzeitig auszusortieren“, sagt der Manager des DPAM L Bonds EUR Corporate High Yield.

Unternehmensanleihen mit einem BB-Rating hätten in den vergangenen Jahren stetige Zuflüsse verzeichnet. Die im oberen Bereich des High-Yield-Segments angesiedelten Papiere hätten vom sogenannten ‚Tourist Money‘ von Investoren profitiert, die ihre Mittel aus dem bonitätsstärkeren Investment Grade-Segment umschichteten, um höhere Renditen abzuschöpfen. „Seit die Zinsen steigen zeigen sich mit BB bewertete Anleihen noch relativ robust. Doch zukünftig könnten sie deutlich zinssensitiver reagieren als in der Vergangenheit. Weil sich auch im Investment Grade-Bereich die Spreads wieder ausweiten, deutet alles darauf hin, dass viele Anleger das BB-Segment verlassen und sich den bonitätsstärkeren Unternehmenspapieren zuwenden werden“, sagt Lalière.

Im DPAM L Bonds EUR Corporate High Yield seien Anleihen mit BB-Rating aktuell untergewichtet. Attraktive Alternativen findet Bernard Lalière derzeit bei Anleihen mit einem B-Rating. Diese bonitätsmäßig schwächeren High-Yield-Papiere hätten bereits eine deutliche Spreadausweitung hinter sich. Dementsprechend seien sie im DPAM L Bonds EUR Corporate High Yield AM gegenüber der Benchmark übergewichtet, heißt es weiter.

„Insgesamt bleiben die Unternehmen in Europa positiv eingestellt gegenüber der Refinanzierung mittels Unternehmensanleihen – trotz tendenziell steigender Zinsen. Die Fundamentaldaten sind weiterhin gut und die Ausfallraten niedrig. Hochzinsanleihen bleiben wichtige Ertragsbringer im Niedrigzinsumfeld. Wegen der steigenden unternehmensspezifischen Risiken empfiehlt es sich aber, der Expertise erfahrener Fondsmanager bei der Einzeltitelselektion zu vertrauen“, fasst Lalière zusammen.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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