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08:46 Uhr, 06.10.2015

Europa steht glanzloses Wachstum bevor

Die Investmentexperten von Franklin Templeton sehen bei den nationalen Regierungen eine größere Verantwortung für die Wachstumsaussichten Europas als bei der EZB.

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San Mateo (GodmodeTrader.de) - Nachdem man (zumindest vorläufig) eine weitere institutionelle Krise im Zusammenhang mit Griechenland abwenden konnte, wächst die Wirtschaft in der Eurozone weiter, wenn auch nur moderat. Das BIP-Wachstum im zweiten Quartal lag in den drei Monaten bis Ende Juni bei 0,4 Prozent gegenüber dem vorhergehenden Quartal, der gleiche Wert, wie in den beiden vorhergehenden Quartalen, wie die Investmentexperten der Franklin Templeton Fixed Income Gruppe in der aktuellen Publikation „Globale Märkte im Fokus“ schreiben.

Die Arbeitslosenquote habe im Juli bei 10,9 Prozent gelegen und sei somit zum ersten Mal seit Februar 2012 unter elf Prozent gefallen. Gleichzeitig deuteten mehrere Frühindikatoren (wie der Markit Composite Einkaufsmanager Index, der Index für die Wirtschaftsstimmung der Europäischen Kommission und Daten über das Geldangebot) auf weiteres Wachstum im dritten Quartal hin. Das jährliche Wachstum von 1,5 Prozent sei hingegen angesichts der diversen geldpolitischen Anreize der Europäischen Zentralbank (EZB) und der gesunkenen Energiepreise enttäuschend, heißt es weiter.

„Obwohl die europäischen Aussichten vom trägen globalen Wachstum beeinträchtigt werden, wird auch die Effektivität des quantitativen Lockerungsprogramms der EZB hinterfragt. Diese erwirbt seit März monatlich Vermögenswerte im Wert von 60 Milliarden Euro. Nicht nur die BIP-Zahlen für das zweite Quartal waren etwas enttäuschend, auch die Inflation blieb recht niedrig, obwohl die Eurozone sich aus der Deflationsphase, die zu Beginn des Jahres verzeichnet wurde, befreien konnte. Die Gesamtteuerung in der 19 Länder umfassenden Eurozone lag laut Eurostat im bisherigen Jahresverlauf bis Ende August bei gerade einmal 0,2 Prozent, während die Kerninflation (ohne Lebensmittel und Energie) sich auf ein Prozent belief, was deutlich unter dem Inflationsziel der EZB von etwas unter zwei Prozent liegt“, so die Franklin-Templeton-Experten weiter.

Bis vor kurzem sei die EZB in Hinsicht auf die Inflation relativ entspannt gewesen. Im Juni habe sie ihr Glaube an ein wirtschaftliches Revival Europas noch veranlasst, eine Kerninflation von 1,5 Prozent für 2016 zu prognostizieren. Anfang September sei diese Prognose jedoch deutlich auf nur noch 1,1 Prozent gesenkt worden – ein Wert, der weit vom EZB-Ziel von zwei Prozent entfernt sei. Die EZB habe diese Korrektur ihrer Inflationsprognose mit den Ungewissheiten beim globalen Wachstum, der allgemeinen Straffung der Finanzbedingungen und dem sinkenden Ölpreis erklärt. Die niedrige Inflation und die Ungewissheit über die Weltwirtschaft hätten die EZB auch gezwungen, ihre Prognose für das Wachstum der Eurozone im Jahr 2015 von 1,5 Prozent auf 1,4 Prozent zu senken. Die Sorge über die Schwellenmärkte habe auch zu einer Spitze des Euro gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner beigetragen, was die exportlastige Erholung der wichtigsten Länder der Eurozone bedrohe, heißt es weiter.

„Die EZB steht unter Druck, auf diese negativen Dynamiken reagieren zu müssen. Ihr Präsident Mario Draghi verpflichtete sich daher dazu, das Paket der quantitativen Lockerungsmaßnahmen über eine Erweiterung ‚des Volumens, der Komposition und der Laufzeit‘ des Programms zu intensivieren, falls die Unruhe im Weltmarkt und der Konjunkturrückgang in den Schwellenmärkten zu einer Bedrohung der Konjunkturerholung in der Eurozone werden sollten. Wie die Lage sich gestaltet, ist es jedoch ungewiss, ob die Effektivität der Geldpolitik alleine ausreicht, um die disinflationären Kräfte, die aus China importiert werden, abzuwehren und das Wachstum in eine wesentliche Richtung jenseits der derzeitigen Tendenz zu lenken. Eine viel größere Verantwortung für die Wachstumsaussichten Europas scheint auf den nationalen Regierungen zu lasten“, so die Franklin-Templeton-Experten abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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