Kommentar
15:24 Uhr, 01.06.2011

Europa: Peripheriekrise spitzt sich erneut zu

In den USA signalisieren verschiedene Frühindikatoren eine weitere Belebung des privaten Konsums und deuten damit auf eine rasche Überwindung der momentanen konjunkturellen Schwächephase hin. Unterdessen hat sich die europäische Staatsschuldenkrise in der vergangenen Woche erneut verschärft. Die Aktienmärkte reagierten mit Kursverlusten. In Deutschland stehen eine Reihe mittelgroßer Unternehmen im Zentrum von Übernahmeaktivitäten.

USA: Konsum im Aufwind

Im April sind die Einkommen der privaten US-Haushalte um 0,4 Prozent im Monatsvergleich gestiegen. Die Ausgaben legten ebenfalls um 0,4 Prozent zu. Darüber hinaus erhöhte sich das von der Universität Michigan für den Monat Mai gemessene Konsumentenvertrauen in zweiter Schätzung leicht von 72,4 auf 74,3 Punkte. Unterstützend sollte sich in diesem Zusammenhang die Verbesserung am Arbeitsmarkt auswirken. In der vergangenen Woche wurde beispielsweise der National Activity Indicator der Chicago Fed (CFNAI) veröffentlicht. Während die Stimmungsindikatoren insgesamt schwächer ausfielen, beurteilten die befragten Unternehmen die Beschäftigungsentwicklung weiterhin positiv. Die Werte signalisieren damit eine Belebung des privaten Verbrauchs, dem eine wesentliche Rolle bei der weiteren Entwicklung der US-Konjunktur zukommt. Im ersten Quartal 2011 war die Wirtschaft in den Vereinigten Staaten mit einer annualisierten Rate von nur 1,8 Prozent gewachsen, wie das Handelsministerium in seiner zweiten Schätzung bestätigte. Im Vorquartal hatte der Anstieg noch bei 3,1 Prozent gelegen.

Vor diesem Hintergrund notierten die US-amerikanischen Aktienmärkte in der vergangenen Woche erneut schwächer. Der Dow Jones Industrial Average verlor beispielsweise 0,6 Prozent. Größter Verlierer waren Papiere des Chipherstellers Intel, die nach negativen Analystenkommentaren 4,3 Prozent an Wert einbüßten.

Europa: Peripheriekrise spitzt sich erneut zu

In Europa hat sich die Staatsschuldenkrise in den Ländern der Peripherie erneut zugespitzt. Im Mittelpunkt des Geschehens stand Griechenland. Trotz drastischer Sparmaßnahmen wächst an den Märkten die Skepsis über die Tragfähigkeit der öffentlichen Verschuldung, wodurch die vorgesehene Rückkehr des Landes an die Kapitalmärkte im Jahr 2012 zunehmend unwahrscheinlich wird. Sollte Griechenland sein Defizit jedoch nicht zum Teil über die Ausgabe neuer Anleihen finanzieren können, wären weitere internationale Finanzhilfen oder aber eine Umschuldung die unweigerliche Folge. Davon wären vor allem europäische Banken betroffen, die einen Großteil der griechischen Staatspapiere halten. In der vergangenen Woche mehrten sich daher die Stimmen, die eine Aufstockung des Hilfsprogramms durch die Europäische Union (EU) forderten.

Indessen macht der Internationale Währungsfonds (IWF) die Auszahlung von Hilfsgeldern in Höhe von 12 Mrd. Euro von finanziellen Garantien und weiteren Sparerfolgen abhängig. Sollte die für Mitte Juni geplante Tranche nicht bis Ende Juli eintreffen, so die griechische Regierung, könnte der Staat seinen Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Auch die EU fordert eine Intensivierung der Anstrengungen sowie die Herstellung eines politischen Konsens zwischen Regierung und Opposition. Den ersten Teil der Forderung hat Athen durch Verabschiedung eines weiteren Sparprogramms im Gesamtvolumen von 78 Mrd. Euro erfüllt. Zudem will die Regierung durch Privatisierungen weitere 50 Mrd. Euro bis 2015 einnehmen. Die Opposition kritisierte jedoch diesen Kurs als wachstumsfeindlich und lehnte eine Zustimmung ab.

Die Spannungen in Griechenland sowie die Herabstufung des Kreditausblicks für Italien durch die Ratingagentur S&P führten in der vergangenen Woche zu Kursverlusten an den europäischen Aktienmärkten. Der EURO STOXX 50 verlor 1,2 Prozent an Wert. Besonders deutlich fielen die Abschläge in Italien aus. Der dortige Leitindex FTSE MIB gab im Wochenverlauf um 1,9 Prozent nach.

Deutschland: Anteile von SGL Carbon begehrt

In Deutschland sind Unternehmen mittlerer Größe derzeit verstärkt Ziele von Akquisitionstätigkeiten. Prominentes Beispiel: SGL Carbon. So gab die Investmentgesellschaft Skion vergangene Woche die Erhöhung ihres Anteils an dem Wiesbadener Grafitspezialisten von 22 Prozent auf 27,3 Prozent bekannt. Eine Komplettübernahme sei derzeit nicht geplant, so die Beteiligungsfirma. Eigentümerin von Skion ist Susanne Klatten, Erbin der Quandt-Dynastie und Großaktionärin bei BMW. Der Münchener Autobauer und SGL Carbon sind bereits über ein Joint Venture zur Produktion von Karosserieteilen aus Karbonfasern miteinander verbunden. Marktbeobachter vermuten, dass Skion aus strategischen Gründen durch den Erwerb einer Sperrminorität der Übernahme von SGL Carbon durch VW zuvorkommen wollte. Der Volkswagen-Konzern hatte sich im Februar einen Anteil von 8,2 Prozent an dem Karbonhersteller gesichert. Dem Werkstoff wird zwar aufgrund seines geringen Gewichts großes Zukunftspotenzial im Fahrzeugbau zugeschrieben, bislang erwirtschaftet SGL Carbon jedoch lediglich einen kleinen Teil seiner Umsätze in der Automobilindustrie. Die Aktie des Unternehmens konnte von den Käufen der beiden Großaktionäre deutlich profitieren und seit Jahresanfang um 32,5 Prozent zulegen.

Ausblick

Mit dem ADP Report sowie den offiziellen Zahlen zur Erwerbstätigkeit stehen in der laufenden Woche wichtige Zahlen zum US-Arbeitsmarkt zur Veröffentlichung an. Gerechnet wird mit einer weiteren Verbesserung der Situation. Darüber hinaus versprechen Einkaufsmanagerindizes aus den USA, Europa und China Aufschluss über die weitere konjunkturelle Entwicklung der Weltwirtschaft. Marktbeobachter gehen von rückläufigen Indikatoren aus.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 177,4 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 31. Dezember 2010, davon 103,9 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,5 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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