Kommentar
17:06 Uhr, 20.11.2024

Autobauer – trotz Mehrjahrestiefs und günstiger Bewertung zögern Anleger noch

Erwähnte Instrumente

  • BMW AG
    ISIN: DE0005190003Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
    VerkaufenKaufen
  • Mercedes-Benz AG
    ISIN: DE0007100000Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)
    VerkaufenKaufen

Zwischen 15,5 Prozent und 31,5 Prozent büßten die Aktien von BMW, Mercedes-Benz und VW (Vz.) seit Jahresbeginn ein. Mächtig Druck kam zuletzt von schwachen Geschäftszahlen, Prognoseanpassungen sowie Befürchtungen, Donald Trump könnte als kommender US-Präsident mit Strafzöllen die deutschen Autobauer in den USA ausbremsen.

Vor allem das E-Auto-Segment und die Entwicklungen am chinesischen Automarkt haben im Zahlenwerk der meisten Autobauer im abgelaufenen Quartal tiefe Bremsspuren hinterlassen. Dabei sank der Autoabsatz bei BMW, Mercedes-Benz und VW in den ersten neun Monaten des Jahres in China zwischen 10,1 Prozent (VW) und 13,2 Prozent (BMW). Mit einem Anteil zwischen 29,9 Prozent (BMW) und 35 Prozent (Mercedes-Benz) zählt China jedoch weiterhin zu den wichtigsten Absätzmärkten der drei Autokonzerne. Gleichzeitig drängen chinesische Autohersteller wie BYD, Geely oder Xiaomi auf den europäischen Markt. Xiaomi hat vor einigen Monaten eine Art Porsche-Kopie gelauncht. Ein Hybrid zwischen Porsche Taycan und Model S von Tesla quasi. Kostenpunkt: 30.000 Euro. 2023 hat BYD, VW als stärkste Automarke in China abgelöst. Im Februar verließen in Bremerhafen rund 3.000 E-Autos von BYD die „Explorer No. 1“. Bis 2026 wollen Chinas Autobauer 200 Schiffe bauen, um ihre Autos nach Europa, die USA und den Rest der Welt zu exportieren.

Die Unternehmensberatung McKinsey schrieb im Sommer 2023 in einer Studie, die europäische Automobilindustrie würde sich in der größten Transformation ihrer Geschichte befinden. „Seit 2019 haben europäische Hersteller 6 Prozentpunkte Marktanteil auf ihrem Heimatmarkt verloren; auch in China sank der Marktanteil um 5 Prozentpunkte. Gleichzeitig bauten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil in China stetig aus. Bei den E-Autos halten neue Wettbewerber global sogar 51% Marktanteil bei den Neuzulassungen,“ heißt es in der Studie. Dieser Trend setzte sich fort. „Eine stärkere Anpassung an den chinesischen Kundengeschmack mit einem starken Fokus auf die neueste Technologie, Konnektivität, Fahrassistenzsysteme und Unterhaltungselektronik kann ein Weg sein. Dazu gehört in der Konsequenz auch eine stärkere Forschungs- und Entwicklungsarbeit vor Ort,“ erklären die Experten von McKinsey in ihrer Studie. „Chinesische Hersteller haben bei E-Autos aktuell einen Kostenvorteil von 20 bis 30 Prozent. Europäische Autobauer könnten diese Lücke weitgehend schließen, wenn sie ihre Fahrzeuge noch viel stärker am tatsächlichen Nutzerverhalten ausrichten würden. Zudem könnten sie durch eine Integration der Batteriewertschöpfung und neue Batteriechemien kostengünstiger anbieten. Ein weiterer Hebel sind schnellere Entwicklungszyklen – während europäische Hersteller rund vier Jahre von der Konzept- zur Pilotphase eines Fahrzeugs brauchen, schaffen die besten chinesischen Hersteller dies in 21 Monaten“.

BMW setzt auf „Neue Modelle“-Familie

Bei den Münchnern ging die Zahl der Auslieferungen in der ersten neun Monaten zwar nur um 4,5 Prozent zurück. Der operative Gewinn vor Steuern und Zins brach jedoch gegenüber dem Vorjahreszeitraum um rund ein Drittel ein. Maßgeblich dafür verantwortlich ist der Absatzeinbruch in China. Dabei wurden im dritten Qurartal knapp 30 Prozent weniger Fahrzeuge in China abgesetzt als im Vorjahreszeitraum. Damit hat sich die Lage gegenüber dem ersten Halbjahr deutlich verschärft. Hinzu kommen steigende Löhne und Materialkosten. Aufgrund der starken Konkurrenz sind Preiserhöhungen kaum durchsetzbar. In China setzt Konzernchef Oliver Zipse auf den anstehenden Modellwechsel in der 5er Reihe. Ab Ende 2025 soll schrittweise in mehreren Fabriken in Europa, USA und China die Produktion der „Neuen Modelle“-Familie starten. 2030 soll etwa jedes zweite Fahrzeug vollelektrisch fahren. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,5 und einer Dividendenrendite von 8,7 Prozent (Quelle: Refinitiv) scheinen Risiken zu einem gewissen Grad eingepreist. Weitere Rückschläge sind dennoch nicht ausgeschlossen.

Chart: BMW in EUR; Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche)

Die BMW-Aktie ist seit Sommer 2020 in einen Abwärtstrend. Anfang des Monats sackte das Papier zeitweise auf EUR 65 und damit auf den tiefsten Stand seit Oktober 2020! Aktuell deutet sich eine Stabilisierung zwischen EUR 65 und EUR 70 an. Kippt die Aktie jedoch unter EUR 65 droht eine Fortsetzung der Konsolidierung bis EUR 57. Kaufsignale zeigen sich frühestens bei einer nachhaltigen Stabilisierung oder bei einer Gegenbewegung über EUR 76,80.

Betrachtungszeitraum: 21.11.2017 – 20.11.2024. Historische Betrachtungen stellen keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen dar. Quelle:tradingdesk.onemarkets.de

Mercedes-Benz – Top-Segment läuft nicht top

Den Stuttgarten erging es im dritten Quartal beim Umsatz und Gewinn ähnlich wie den Münchnern. Der Umsatz gab leicht nach. Der Gewinn brach hingegen kräftig ein. Überraschend war vor allem der Absatzeinbruch im hochpreisigen Top-End-Segment und bei den elektrisch betriebenen Modellen. Angesichts des zunehmenden Preiskampfs im unteren Segment, hat Mercedes-Benz längst einen neuen Kurs eingeschlagen und setzt verstärkt auf das Luxussegment mit den Marken Mercedes-Maybach, AMG, die G-Klasse, S-Klasse, GLS und EQS. „Damit steigen auch unsere potenziellen Absatzchancen – das gilt nicht nur für Asien, sondern auch für Europa und die USA. In unserer Strategie haben wir verankert, dass wir profitabel wachsen wollen durch die Neuausrichtung des Portfolios mit Fokus auf die drei Produktkategorien Top-End Luxury, Core Luxury und Entry Luxury“, erklärte Konzernchef Ole Källenius bei der Präsentation der Neuausrichtung Mitte 2022. In diesen Segmenten sind deutlich höhere Gewinnmargen zu erzielen als im Massensegment. Anfang des Jahres hatte Mercedes-Benz allerdings mit Lieferkettenproblemen zu kämpfen. Diese sollten im Jahresverlauf eingedämmt werden. Der Absatzrückgang fiel zwar im dritten Quartal tatsächlich schwächer aus. Katalysator waren unter anderem Produkteinführungen im Top-End-Segment wie die neue G-Klasse inklusive der vollelektrischen G-Klasse, dem Update von EQS und S-Klasse, die neuen AMG GT Coupés und AMG-Varianten der E-Klasse. Im Core Luxury-Segment stieg die Zahl der ausgelieferten Fahrzeuge sogar. Das Ziel, ab 2030 nur noch vollelektrische Fahrzeuge zu produzieren hat Konzernchef Ola Källenius inzwischen gestrichen. Nun wird ähnlich wie bei BMW eine Quote von maximal 50 Prozent angepeilt.

Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,0 und einer Dividendenrendite von 10,2 Prozent (Quelle: Refinitiv) ist die Aktie von Mercedes-Benz gar noch günstiger bewertet als das Papier der Münchener. Weitere Rückschläge sind dennoch nicht ausgeschlossen.

Mercedes-Benz; Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche)

Die Mercedes-Benz-Aktie befindet sich seit Herbst 2021 in einem Seitwärtstrend zwischen EUR 50,50 und EUR 76,70. Anfang April testete die Aktie noch den Ausbruch über die Marke von EUR 50,50. Seither ging es mit der Aktie jedoch abwärts. Inzwischen rückt die untere Begrenzung in greifbare Nähe. Taucht die Aktie unter EUR 50,50 droht eine Konsolidierung bis EUR 46,15. Eine nachhaltige Erholung deutet sich frühestens oberhalb von EUR 59,50 an.


Betrachtungszeitraum: 21.11.2019 – 20.11.2024. Historische Betrachtungen stellen keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Entwicklungen dar. Quelle:tradingdesk.onemarkets.de

VW – günstige Bewertung lockt Anleger nicht

Bei den Ertragsperlen von VW, Audi und Porsche, ist Sand im Getriebe. Beide Marken sorgten maßgeblich dafür, dass der Gewinn zweistellig einbrach. In wichtigen Absatzmärkten wie China stottert der Motor bei einigen Marken beträchtlich. Im Rahmen der Automesse in China im Frühjahr stellte VW daher die neue China-Strategie vor. Demnach wird in den kommenden beiden Jahren mit weiterhin rückläufigen Erträgen gerechnet. Bis 2026 sollen jedoch neue E-Modelle aus dem Joint Venture mit Xpeng vom Band rollen und mittelfristig die Wende einleiten.

Bis dahin setzt Konzernlenker Blume vor allem auf Kostensenkungen. Bis 2026 will der Konzern zehn Milliarden Euro einsparen. Um dies zu erreichen sollen unter anderem Material-, Entwicklungs und Fertigungskosten gesenkt werden. Vor einigen Wochen präsentierte die Konzernführung einen Katalog verschiedener Maßnahmen, die aktuell geprüft werden. Dazu zählen unter anderem Werksschließungen und Entlassungen. Zudem soll die Entwicklungsspanne deutlich reduziert werden. Gleichzeitig sieht der 5-Jahresplan Investments von bis zu 180 Milliarden Euro vor. Im Fokus stehen dabei vor allem die Digitalisierung und Elektrifizierung. Bis 2030 will VW beispielsweise sechs Zellfabriken mit einer Gesamtleistung von 240 Gigawatt aufbauen. 2025 soll bereits jedes fünfte produzierte Fahrzeug einen reinen E-Antrieb haben. Im neuen Werk in South Carolina sollen ab 2026 elektrische Pickups und SUV vom Band fahren.

Anleger sehen die Lage bei den Wolfsburger mehrheitlich skeptisch. Mit rund 80 Euro notiert die Aktie auf dem tiefsten Stand seit 2010. Die Aktie wird aktuell mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 3,5 und einer Dividendenrendite von 10,9 bewertet. Damit zählt VW (Vz.) aktuell zu den günstigsten Aktien im Sektor. Weitere Rücksetzer sind dennoch nicht ausgeschlossen.

VW in EUR; Wochenchart (1 Kerze = 1 Woche)

Die Aktie von VW (Vz.) bildet seit Frühjahr 2021 einen Abwärtstrend. Kürzlich sackte die Aktie auf rund EUR 80. In den zurückliegenden Tagen hat sich die Aktie von dieser Marke zwar etwas distanziert. Ein Rücksetzer unter das Level könnte jedoch die nächste Verkaufswelle in Richtung EUR 65 auslösen. Vor dem Einstieg sollte eine Stabilisierung oder eine Erholung über EUR 97,70 abgewartet werden.

Faktor-Optionsscheine bieten Anlegern die Möglichkeit täglich mit dem festgelegten Hebel überdurchschnittlich an der Kursentwicklung der jeweiligen Aktie zu partizipieren. Allerdings drohen hohe Verluste bis hin zum Totalverlust, wenn der Basiswert die entgegengesetzte Richtung einschlägt. Zudem sind sie aufgrund ihrer Konstruktion nicht als langfristige Anlage geeignet.

Basiswert Produkttyp WKN Verkaufs-/Emissionspreis in EUR Finaler Beobachtungstag Ausstattungsmerkmale
BMW Bonus Cap-Zertifikat HD8RMF 85,80 20.06.2025 Barriere: 50 EUR; Cap/Bonuslevel: 95 EUR
Mercedes-Benz Aktienanleihe HV4Y6Q* 100,00%** 10.12.2025 Barriere: 85%***;Zinssatz 7,2% p.a
VW (Vz.) Bonus Cap-Zertifikat HD7V9T 102,73 20.06.2025 Barriere: 65 EUR; Cap/Bonuslevel: 120 EUR

*Zeichnungsfrist bis 12.12.2024 (vorbehaltlich einer vorzeitigen Schließung); ** des Nennbetrags; *** x Referenzpreises am Anfänglichen Beobachtungstag; Quelle: onemarkets by UniCredit; Stand: 20.11.2024; 16:15 Uhr;

Faktor Optionsscheine Long für eine Spekulation auf einen Anstieg der Aktie

Basiswert WKN Verkaufspreis in EUR Basispreis in EUR Reset Barriere in EUR Hebel Letzter Bewertungstag
BMW HD8PF8 6,29 55,260313 62,167852 5 Open End
Mercedes-Benz HD8N3R 5,45 42,305427 47,593605 EUR 5 Open End
VW (Vz.) UG06X6 5,54 74,697508 80,508974 10 Open End

Quelle: onemarkets by UniCredit; Stand: 20.11.2024; 16:25 Uhr

Faktor Optionsscheine Short für eine Spekulation auf einen Kursverlust der Aktie

Basiswert WKN Verkaufspreis in EUR Basispreis in EUR Reset Barriere in EUR Hebel Letzter Bewertungstag
BMW HC6WMH 16,24 82,87155 75,96835 -5 Open End
Mercedes-Benz HC4TA7 2,98 59,478065 54,850672 -8 Open End
VW (Vz.) HC3076 9,69 99,575459 91,280823 -5 Open End

Quelle: onemarkets by UniCredit; Stand: 20.11.2024; 16:25 Uhr

Weitere Produkte auf die Aktien von BMW, Mercedes-Benz und VW (Vz.) sowie andere Basiswerte finden Sie unter www.onemarkets.de oder emittieren Sie einfach Ihr eigenes Hebelprodukt. Mit my.one direct bei stock3 Terminal können Sie in wenigen Schritten Ihr persönliches HVB Hebelprodukt konfigurieren und emittieren!

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Richard Pfadenhauer
Richard Pfadenhauer
Experte Hebelprodukte bei HypoVereinsbank onemarkets

Richard Pfadenhauer interessiert sich schon seit über 20 Jahren für das Thema Börse. Dabei war er über 12 Jahre als Wirtschaftsredakteur für den Finanzen Verlag tätig. Nach zwei Jahren als Redakteur bei der Spezialpublikation für Hebelprodukte, Finanzen und Optionsscheine wechselte er zunächst zum Derivatebereich des Magazins Euro am Sonntag und später verantwortete der DVFA-Analyst den Bereich der strukturierten Hebel- und Anlageprodukte beim Anlegermagazin €URO. Seit Oktober 2010 ist er bei der HypoVereinsbank Experte für Hebelprodukte und als Chefredakteur für das onemarkets Kundenmagazin sowie den onemarkets Blog verantwortlich.

Mehr über Richard Pfadenhauer
Mehr Experten