Nachricht
17:00 Uhr, 12.10.2011

Euro-Krise nur über verstärkte Integration lösbar

Zürich (BoerseGo.de) - Währungsunionen sind Schönwettersysteme. Sind nationale Probleme oder Veränderungen nur groß genug, neigen diese Systeme zur Instabilität oder gar zum Zusammenbruch. Für das langfristige Überleben einer Europäischen Währungsunion (EWU), wird deshalb eine politische Union zur notwendigen Bedingung." Mit diesen Worten hatte Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-Gruppe, bereits 1992 in einer Publikation eine politische Union Europas als Voraussetzung für eine wirtschaftliche Union gefordert. Die aktuellen Ereignisse bestärken ihn nur in seiner Auffassung, dass die Probleme der EWU nur über eine verstärkte Integration von wirtschafts- und finanzpolitischen Fragen und am Ende über einen staatenübergreifenden Zusammenschluss lösbar seien.

Allerdings glaubt Steinemann nicht, dass eine solche Union in absehbarer Zeit Realität wird. Dennoch gebe es Zwischenschritte, die bei glaubwürdiger Umsetzung, für Stabilität in der Eurozone sorgen können. Dazu gehöre, wie er in seinem aktuellen Marktkommentar schreibt, kurzfristig eine Rekapitalisierung des Bankensystems. Der Fall der Bank Dexia zeige, dass einige Banken trotz angeblich bestandener Stresstests unterkapitalisiert sind. Bei Dexia seien Frankreich und Belgien eingesprungen.

Zudem sähe der Markt gerne eine einheitliche europäische Lösung und kein einzelstaatliches Vorgehen. Die Verankerung der Maastricht-Kriterien oder zumindest einer Schuldenobergrenze in der Verfassung wären erste wichtige Schritte, so Steinemann. Unabdingbar sei auch die Stabilisierung Italiens und Spaniens, damit das Zinsniveau sinkt. Beide Länder könnten sich die aktuellen Zinsen langfristig nicht leisten. Die Emission gemeinsamer Eurobonds wäre bei Erfüllung der Maastricht-Kriterien auch relativ problemlos möglich und würde in den Augen Steinemanns ein starkes Zeichen nach außen setzen.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

Mehr Experten