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09:00 Uhr, 17.06.2024

EURO 2024: Aktien, die es lohnt, im Blick zu haben

Wie bei jeder sportlichen Großveranstaltung stellt sich auch bei der Fußball-Europameisterschaft die Frage nach den Gewinnern. Und das nicht nur im klassischen Sinne unter sportlichen, sondern auch vor allem auch unter ökonomischen Gesichtspunkten.

Im heutigen Beitrag schauen wir uns also genauer an, welche Unternehmen in einer guten Ausgangslage sind, wirtschaftlich von der EM zu profitieren.

Großveranstaltungen wie die in wenigen Tagen startende Fußball-Europameisterschaft haben nicht nur eine sportliche Komponente, sondern sind auch immer ein kommerzielles Megaevent. Das zeigt allein schon die Zahl der Sponsoren, die für die EURO 2024 entsprechende Rechte erworben haben. Zu ihnen zählen unter anderem Coca-Cola, Adidas, BYD, Booking.com oder die Deutsche Telekom. Sie alle erhoffen sich von dem Turnier positive Impulse für das eigene Geschäft – sei es indirekt über Imageeffekte oder direkt über anziehende Verkäufe. Umso interessanter ist die Frage, welche Aktien im Zuge der Fußballfestspiele besonders stark profitieren könnten.

Eines gleich vorweg. Den unmittelbaren Einfluss von Sportereignissen auf die Kursentwicklung von Sportartikelherstellern, Tourismuskonzernen, Wettanbietern oder Getränkeproduzenten sollte man nicht überschätzen. Das liegt zum einen daran, dass solche Veranstaltungen seit Jahren im Voraus feststehen und etwaige positive Effekte von den Märkten schon im Vorfeld antizipiert werden. Zum anderen handelt es sich um zeitlich begrenzte Veranstaltungen mit in der Regel nur kurzem Nachhall für die Geschäftsentwicklung. Wer sich also für die Profiteure der EURO 2024 interessiert, sollte vor allem diejenigen Unternehmen im Blick haben, die auch ohne Rückenwind einer Veranstaltung wie der EM mit überzeugenden Fundamentaldaten aufwarten.

Adidas mit positivem Momentum

Bei den Sportartikelherstellern liefern sich traditionell Adidas und Nike einen Wettkampf um den Titel des erfolgreichsten Ausrüsters. Nike ist bei der EURO 2024 mit neun Teams vertreten, darunter die Mitfavoriten Frankreich, England und die Niederlande. Mit den Streifen von Adidas laufen zwar nur sechs Mannschaften auf. Mit Deutschland, Spanien und Italien haben aber auch die Herzogenauracher drei heiße Titelkandidaten im Turnier-Portfolio. An der Börse scheint das Rennen indes bereits entschieden zu sein. Während die Aktie von Adidas seit Jahresanfang um gut 25 Prozent hinzugewonnen hat, steht Nike mit rund 10 Prozent unter Wasser. Die gute Kursentwicklung bei Adidas liegt vor allem an dem überraschend starken Start ins laufende Jahr. Der Umsatz legte im ersten Quartal währungsbereinigt um acht Prozent zu, die Bruttomarge verbesserte sich um 6,4 Prozentpunkte auf 51,2 Prozent und das operative Ergebnis (Ebit) erhöhte sich von 60 auf 336 Millionen Euro. Der Konzern profitierte dabei von einer hohen Nachfrage nach Retro-Schuhen, normalisierten Lagerbeständen und einer geringeren Rabattintensität. Bei Nike belastete hingegen vor allem der schwache Ausblick für das erste Halbjahr. Was das Momentum betrifft, rangiert die Aktie von Adidas also klar vor Nike.

Booking Holdings rollt die Reisebranche auf

Sportveranstaltungen wie die EURO 2024 oder die Olympischen Spiele in Paris können auch für Reisekonzerne positiv zu Buche schlagen. Ein Unternehmen, das sowohl von Hotelbuchungen als auch von Flugreisen und dem Autoverleih profitiert, ist Booking Holdings. In Deutschland bekannt ist der US-Konzern vor allem für seine Reiseportale Booking.com und KAYAK. Das Unternehmen gehört zu den wachstumsstärksten Titeln an der Nasdaq. Das belegten einmal mehr die Zahlen für das erste Quartal 2024. Der Umsatz legte um 17 Prozent auf 4,4 Milliarden US-Dollar zu, das bereinigte Nettoergebnis erhöhte sich sogar um 61 Prozent auf 708 Millionen US-Dollar. Auch ungeachtet positiver Effekte durch die EURO 24 scheint die Aktie attraktiv. Der Analystenkonsens geht aktuell davon aus, dass das Ergebnis je Aktie in diesem Jahr um 17,3 Prozent und im kommenden Jahr um 18,0 Prozent zulegen wird. Vor diesem Hintergrund macht die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (2024) von 21,1 einen soliden Eindruck.

BYD nutzt EURO 2024 für die Expansion

Wie Adidas und Booking.com ist auch BYD ein offizieller Sponsor der EURO 2024. Dass ein chinesischer Elektroautokonzern hier in Erscheinung tritt, mag auf den ersten Blick überraschen, ist beim näheren Hinsehen aber ein kluger Schachzug. Denn zum einen plant das Unternehmen den Markteintritt in Europa und die EM trägt dazu bei, die internationale Markenbekanntheit des Unternehmens zu stärken. Zum anderen wird Fußball auch in China gern gesehen. Dort kann BYD seine führende Position untermauern. Mehr als drei Millionen Fahrzeuge mit alternativen Antriebssträngen hat der Konzern im vergangenen Jahr ausgeliefert. Damit ist BYD die Nummer Eins im Segment der „New Energy Vehicles“ (NEV). In diese Kategorie fallen sowohl reine Elektroautos als auch Plug-in-Hybride. Für die Aktie spricht, dass das Unternehmen über die nötigen Skaleneffekte und die Fertigungstiefe verfügt, um sowohl am Heimatmarkt als auch „in Übersee“ weiter zu punkten. Eines der Hauptrisiken besteht in den Handelsrestriktionen zwischen China und dem Westen. In den USA wurden die Importzölle für chinesische E-Autos bereits signifikant erhöht – die EU könnte diesem Beispiel folgen. Die mittelfristigen Aussichten könnte das belasten, langfristig dürfte sich die Lage jedoch wieder normalisieren.

Neugierig auf weitere Informationen?

Die EM 2024 gilt als das größte Sportereignis in diesem Jahr in Deutschland und elektrisiert bereits heute die Fußballrepublik. Einen Hintergrundbericht finden sie hier: EM 2024: Wie könnte die kommende Fußball-Europameisterschaft die Börsenwelt beeinflussen?

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Über den Experten

Salah Bouhmidi
Salah Bouhmidi

Salah Bouhmidi ist studierter Wirtschaftswissenschaftler M.Sc. und Head of Markets für Deutschland, die Niederlande und Österreich bei IG. Bouhmidi beschäftigt sich seit rund 16 Jahren als Trader mit den Finanz- und Kapitalmärkten. Seine täglichen Einschätzungen basieren überwiegend auf der technischen und statistischen Analyse. Neben psychologischen Komponenten befasst sich Bouhmidi mit der statistischen Modellierung von Handelsstrategien und Indikatoren. Er hat auch einen eigenen Volatilitätsindikator entwickelt: die Bouhmidi-Bänder.

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