Warum der MSCI World Index zum Problemfall geworden ist – und was dagegen getan werden kann
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Erwähnte Instrumente
Bekannt geworden ist das Börsenbarometer, weil der MSCI das Anlagevehikel für Privatinvestoren schlechthin darstellt. Der Gedanke: Da ETFs die Wertentwicklung des Referenzindex nahezu eins zu eins nachbilden, kann mit nur einer Anlage der globale Aktienmarkt ins Depot genommen werden. Gleichzeitig wird mit einer Investition weltweit auf tausende Unternehmen gestreut. Die weltweite Diversifikation soll den Index theoretisch weniger riskant machen. In der Praxis stellt sich dies jedoch aus zwei Gründen anders dar.
Viele weiße Flecken auf der Landkarte
Der erste Punkt ist, dass es sich beim MSCI World strenggenommen nicht um einen reinen Weltaktienindex handelt, da Schwellenmärkte ausgeklammert sind. Somit ist auch China – und damit die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde – nicht im Korb vertreten. Dieser Mangel lässt sich jedoch verkraften, da das Fehlen der Schwellenländer auch deren erhöhten Risiken ausschließt. Gerade mit Blick auf die jüngere Vergangenheit ist das ein Vorteil. So hat zum Beispiel der chinesische Aktienmarkt in US-Dollar gerechnet in den vergangenen drei Jahren (2021 bis 2023) fast 45 Prozent an Wert eingebüßt.
Stars & Stripes im Überfluss
Der zweite Einwand ist deshalb von größerer Bedeutung. Denn blickt man auf die regionale Zusammensetzung des Index, fällt auf, dass die USA mittlerweile mehr als 70 Prozent des Indexgewichts auf sich vereinen. Noch mehr Schärfe gewinnt dieser Punkt, wenn man die Top-10-Komponenten betrachtet. Dabei handelt es sich ausschließlich um US-Konzerne, darunter die Big-Techs Microsoft, Apple, Nvidia, Meta, Amazon und Alphabet. Das führt zu einer fast paradox anmutenden Situation: Von den fast 1.500 Aktien des MSCI World sind nur zehn Titel für knapp 22 Prozent der Wertentwicklung des Index verantwortlich. So hoch ist die Gewichtung der Zehnergruppe. Im Fachjargon wird das als Klumpenrisiko bezeichnet. Auf der anderen Seite sind deutsche Unternehmen im MSCI World nur mit rund zwei Prozent vertreten. Damit ist die Bundesrepublik als viertgrößte Volkswirtschaft der Welt im Index weniger präsent als etwa Kanada mit einem Gewicht von drei Prozent.
Wie lässt sich die enorme US-Dominanz erklären?
Die Antwort ist ganz einfach: Weil in modernen Börsenindizes die Komponenten streng nach Marktkapitalisierung, also nach Börsenwert, gewichtet werden und nicht nach der Wirtschaftsleistung eines Landes. Ein Blick in die Statistik zeigt, dass US-Unternehmen im Schnitt eine höhere Profitabilität und Wachstumsdynamik aufweisen als ihre europäischen oder asiatischen Pendants. Das spiegelt sich wiederum in höheren Bewertungen wider und erklärt, warum das Index-KGV des S&P 500 fast schon traditionell ein höheres Niveau aufweist als das des DAX oder Euro Stoxx 50.
Starke Performance dank USA
Man mag die Übermacht der USA im MSCI World bemängeln. Sie hat aber auch dazu geführt, dass MSCI-World-Investoren am Höhenflug der US-Börsen im Allgemeinen und der Rally der US-Technologieriesen im Speziellen in den vergangenen Jahren gut mitverdienten. Um durchschnittlich elf Prozent pro Jahr legte der MSCI World auf Sicht von fünf Jahren zu (mit Berücksichtigung der Dividenden). Zum Vergleich: DAX-Anleger haben im gleichen Zeitraum lediglich eine durchschnittliche jährliche Rendite von 8,9 Prozent eingefahren.
Wie das Problem lösen?
Es lässt sich nicht bestreiten, dass die Risiken im MSCI World gestiegen sind. Denn sollten die im Index so dominant vertretenen US-Technologiewerte absacken, würde das den gesamten Index nach unten ziehen. Um dieses Risko zu reduzieren, wäre eine Möglichkeit, zweigleisig zu fahren. Praktischerweise gibt es den MSCI World auch ohne US-Aktien in Form des MSCI World ex USA Index. Die Idee ist: Der Anleger entscheidet selbst über die Gewichtung von US-Titeln, indem er einen ETF auf den „MSCI World ex USA“ erwirbt und einen weiteren ETF auf einen reinen US-Aktienindex in dem gewünschten Verhältnis hinzukauft. Außerdem bietet sich versierten Anlegern, denen der US-Anteil im Index zu hoch ist, die Möglichkeit, eine Short-Position auf einen US-Index einzugehen. Auf diese Weise ließe sich in quasi das Klumpenrisiko absichern. Allerdings ist dieser Ansatz etwas komplexer und nicht so simpel zu bewerkstelligen, wie ein Investment in den ETF.
Abschließend bleibt festzuhalten, dass Anleger stets die Zusammensetzung ihrer Indizes im Blick behalten und gegebenenfalls gezielte Anpassungen vornehmen sollten, um langfristig von einer ausgewogenen und risikoarmen Portfoliostruktur zu profitieren.
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