EUR/USD vs. Nasdaq 100: So treiben die drei Börsenthemen die Kurse
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Erwähnte Instrumente
- Nasdaq-100Kursstand: 22.478,14 Pkt (Nasdaq) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
- EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,17955 $ (FOREX)
- Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 22.478,14 Pkt (Nasdaq)
Zu jedem der drei Themen, welche die Börsen derzeit hauptsächlich beschäftigen (siehe diesen Artikel), gab es jüngst Neuigkeiten.
Trump kippt Aufhebung der Iran-Sanktionen
Zur Lage in Nahost gab es am vergangenen Freitag die Meldung, dass US-Präsident Donald Trump seine Pläne zur Aufhebung von Sanktionen gegen den Iran fallengelassen hat. Trump habe in den vorangegangenen Tagen an einer möglichen Aufhebung der Sanktionen gegen den Iran gearbeitet, um dem Land eine Chance zu geben, wie er sagte. Aufgrund von jüngsten Äußerungen des iranischen Staatsoberhauptes Ali Chamenei wurden diese Bemühungen aber nun aufgegeben.
Zudem ziehe Trump auch einen neuen Angriff auf den Iran in Betracht, sollte das Land wieder Uran in besorgniserregendem Umfang anreichern, sagte der US-Präsident auf einer Pressekonferenz im Weißen Haus.
Das zeigt, wie am vergangenen Donnerstag geschrieben: Der Iran-Atom-Konflikt ist noch nicht nachhaltig gelöst.
Trump schwächt den Dollar weiter
Zur Geldpolitik der US-Notenbank (Fed) sagte Donald Trump am Samstag im Weißen Haus, er wolle nur einen Kandidaten für den Chefposten der US-Notenbank Fed nominieren, der sich zu Zinssenkungen bekennt. "Ich werde jemanden ernennen, der die Zinsen senken will", so Trump konkret. Nach seinen Vorstellungen müsste der Leitzins auf 1 % gesenkt werden. Aktuell liegt dieser in einer Spanne von 4,25 bis 4,50 %.
EZB macht sich Sorgen über den EUR/USD-Anstieg
Vor diesem Hintergrund legte der EUR/USD gestern schon den achten Handelstag in Folge zu – trotz zuletzt kaum veränderter Leitzinserwartungen – und stieg damit zum ersten Mal seit dem 16. September 2021 über die Marke von 1,18 USD.
Seit Jahresbeginn beläuft sich der Anstieg des Wechselkurses in der Spitze auf +14,41 %. Vertreter der Europäischen Zentralbank (EZB) sehen dies zunehmend kritisch und warnen vor den negativen Folgen für die Wirtschaft. Laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos kann die Zentralbank über einen Euro-Anstieg bis auf 1,20 USD weitgehend hinwegsehen. "Darüber hinaus wird es viel komplizierter", so de Guindos.
Denn eine starke Währung verteuert Exporte, was einerseits tendenziell das Wachstum dämpft, und verbilligt zugleich Importe, was andererseits die Inflation drückt. Letztere hat gerade erst das Ziel der EZB von 2 % erreicht. Laut einer gestrigen Schnellschätzung von Eurostat ist die jährliche Inflation im Euroraum im Juni auf 2,0 % gestiegen, gegenüber 1,9 % im Mai.
Angesichts einer Kerninflation von unverändert 2,3 % hat die EZB noch einen gewissen Spielraum für einen weiter nachlassenden Preisdruck. Sollte die Inflation allerdings aufgrund eines weiter steigenden Wechselkurses das Inflationsziel der Notenbank deutlich unterschreiten, müssten die Währungshüter nach acht Zinssenkungen in Folge im Extremfall wieder zu Zinsanhebungen greifen, um den Euro zu stärken. Steigende Zinsen würden allerdings die Wirtschaft belasten. Und daher wäre ein zu starker Wechselkursanstieg schädlich für die Eurozone.
Trump wird sich freuen
Die USA können sich hingegen über die Schwäche des Dollars freuen, insbesondere Donald Trump. Denn dem US-Präsidenten war die starke US-Währung ein Dorn im Auge, weil sie jahrelang zum hohen Handelsdefizit der Vereinigten Staaten beitrug. Nun hat der Dollar in den ersten sechs Monaten dieses Jahres gegenüber einem Korb von sechs anderen Währungen bereits mehr als 10 % verloren.
Er entwickelt sich damit so schwach wie seit mindestens 50 Jahren (!) nicht mehr. Denn wie die "Financial Times" berichtet, ist es für die Weltleitwährung das schwächste erste Halbjahr seit 1973. Damals endete das Bretton-Woods-Systems, das nach dem Zweiten Weltkrieg als umfassende Neuordnung der Weltwirtschaft eingeführt worden war. Insofern leistet Trump derzeit ganze Arbeit – aus seiner Sicht erfolgreiche Arbeit.
Trump vs. Japan
Weniger erfolgreich ist seine Arbeit bislang in Sachen Handelskonflikte. Denn Trump beschwerte sich jüngst in einem Interview über Japan: "Sie nehmen unsere Autos nicht ab, und dennoch importieren wir Millionen und Abermillionen ihrer Autos in die USA. Das ist nicht fair, und ich habe das Japan erklärt, und sie verstehen das." Japan könne den USA "viel Öl" abkaufen, ebenso wie "viele andere Dinge", so Trump.
Über seinen Social-Media-Account hatte sich Trump auch darüber beschwert, dass Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere. Doch die Regierung in Tokio entgegnete, dass sie den japanischen Agrarsektor bei den Zollverhandlungen nicht opfern werde. Das birgt weiteres Konfliktpotential.
Trump vs. Kanada
Zuvor hatte Trump die Handelsgespräche mit Kanada abrupt abgebrochen. Er begründete dies am vergangenen Freitag mit einer geplanten kanadischen Digitalsteuer für US-Technologiekonzerne. Und er kündigte an, binnen sieben Tagen neue Zölle auf kanadische Waren festzulegen.
Der kanadische Finanzminister Francois-Philippe Champagne hatte am 19. Juni angekündigt, dass sein Land an den Plänen für eine Digitalsteuer festhalten werde. Diese sollte ab dem Montag gelten. Doch am Sonntag zog Kanadas Regierung die Digitalsteuer zurück, um die Handelsgespräche wieder voranzubringen. Nun heißt es von den beiden Regierungen, man wolle sich bis zum 21. Juli auf ein Abkommen verständigen. Ende offen.
Trump vs. EU
Bezüglich der Zoll-Verhandlungen mit der Europäischen Union (EU) stellte Trump seine eigenen Aussagen zum Termin für eine Zoll-Einigung in Frage. Das Datum 9. Juli sei nicht gesetzt, sagte Trump am Freitag. "Wir können machen, was immer wir wollen. Wir könnten es verlängern. Wir könnten es verkürzen. Ich würde es gerne kürzer machen. Ich würde gerne einfach Briefe an alle verschicken: Herzlichen Glückwunsch, Sie zahlen 25 %", so Trump gegenüber Reportern.
Trump sagte auch, er wolle in den nächsten anderthalb Wochen ein Schreiben verschicken, in dem er Ländern mitteilt, welchen Zollsatz sie an die USA zu zahlen haben.
Anleger reagieren aktuell kaum mehr
Letztlich entsprechen solche Äußerungen aber einem oft wiederkehrenden Muster: Trump wechselt seinen Kurs bzw. seine Meinung, bleibt im Ungefähren und unverbindlich. Dieses Verhalten gilt als Verhandlungstaktik. Und inzwischen scheinen die Anleger kaum mehr darauf zu reagieren.
Am Freitag gaben die Kurse an den Aktienmärkten ab ca. 19:30 Uhr infolge der Meldungen über die Aussetzung der Handelsgespräche mit Kanada zwar kurzzeitig deutlich nach, doch schon um ca. 21 Uhr drehten die Kurse wieder dynamisch nach oben und holten die Kursverluste mehr als auf. Die übrigen Meldungen sucht man anhand des Kursverlaufs vergeblich.
Zocker-Rally
Zu Recht? Oder sind diese ignoranten Kursbewegungen das Verhalten eines Marktes, der sich in einer Zocker-Rally befindet? Schließlich ist der Nasdaq 100 völlig unbeeindruckt von den jüngsten (negativen) Nachrichten bis Montag sechs Handelstage in Folge gestiegen.
Und dabei hat er schon wieder um mehr als +5,5 % zugelegt. Seit dem April-Tief summieren sich die Gewinne nun auf +37,32 %. Das Rekordhoch vom 19. Februar wurde dabei um +2,24 % übertroffen. Das ist mit den fundamentalen Entwicklungen nicht zu erklären. Aber wie Torsten Ewert gestern geschrieben hat, kümmern sich Zocker eben nicht um irgendwelche fundamentalen, geopolitischen oder geldpolitischen Fakten.
Fazit
Im Chartanalyse-Dienst "Target-Trend-Spezial" heißt es seit einiger Zeit: "Angesichts der extremen Kursbewegungen – erst eine Blase, dann crashartig abwärts, nur um die Blase in Rekordtempo wieder aufzupumpen – würde ich beim Nasdaq 100 weiterhin auf neue Trades verzichten." Man muss eben nicht in jedem Markt permanent investiert sein.
Stattdessen verweise ich auf den Long-Trade zum EUR/USD, über den ich hier am vergangenen Donnerstag wieder berichtet hatte (siehe Link oben). Am Folgetag hatte ich den Lesern des Target-Trend-Spezial dazu geraten, den Stop-Loss zu dieser Position nun nachzuziehen. Damit heißt es seitdem nicht mehr nur "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen", sondern bereits "Gewinne laufen lassen, Gewinne sichern".
Charttechnisch ist der EUR/USD zwar inzwischen fast so überkauft wie der Nasdaq 100, beim Wechselkurs ist der Anstieg aber wesentlich besser begründet als beim Nasdaq 100.
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