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14:02 Uhr, 05.05.2022

EU-Kampagne zur Isolierung Moskaus droht zu verpuffen

Zwei Monate nach Beginn des Ukraine-Krieges hat die EU einen historischen Beschluss gefasst, sich vom russischen Öl abzukoppeln. Die OPEC+ erschwert jedoch die Bemühungen sich unabhängig zu machen. Signifikante Produktionssteigerungen, um den weltweiten Inflationsdruck bei Energie zu mindern, plant die Allianz nicht.

New York/ Wien (Godmode-Trader.de) - Die Bemühungen der Europäischen Union, ihre Abhängigkeit von russischer Energie zu reduzieren, finden beim OPEC-Kartell keine Unterstützung. Weil Russland einen brutalen Angriffskrieg in der Ukraine führt, will die EU in den kommenden sechs Monaten einen letztlich vollständigen Importstopp für russisches Rohöl durchziehen. Dabei ist jedoch wenig wahrscheinlich, dass die Delegierten der OPEC und ihrer Partner bei ihrem heutigen Treffen die drohende Versorgungslücke schließen werden.

Stattdessen wird die von Saudi-Arabien und auch Russland angeführte OPEC+-Allianz wahrscheinlich nur die geplante, bescheidene Produktionssteigerung von 430.000 Barrel pro Tag für Juni beschließen, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Mittwoch berichtete. Mit Russland als führendem Mitglied der Koalition dürfte es schwierig sein, eine andere Entscheidung zu finden. Selbst wenn andere Mitglieder die stornierten russischen Lieferungen ersetzen wollten, würden sie sich wahrscheinlich schwer tun: Laut einer Bloomberg-Umfrage vom Dienstag hat die OPEC im vergangenen Monat keine ihrer geplanten Produktionssteigerungen umgesetzt.

Unterm Strich bedeutet das alles, dass die europäischen Verbraucher mit noch höheren Energiepreisen konfrontiert sein werden, während Russland, seines Zeichens Rohöl-Großexporteur, möglicherweise Vorteile für sich in Anspruch nehmen kann. Ein „unerwünschter Nebeneffekt der Sanktionen“ sozusagen.

Das EU-Verbot soll schrittweise (über einen Zeitraum von sechs Monaten) erfolgen, so dass die Mitgliedsstaaten Zeit haben, nach alternativen Energiequellen zu suchen. Moskau hat aber zugleich die Möglichkeit, andere Abnehmer in Asien zu finden, was bereits aktiv läuft. China ist ein großer Markt, selbst für westliche Verbündete wie Indien ist es schwer, der Verlockung des zu Rabatten angebotenen russischen Öls zu widerstehen.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs versuchten vorerst vergeblich, den indischen Premierminister Narendra Modi während seiner dreitägigen Reise in dieser Woche davon zu überzeugen, dass er die Auswirkungen der Sanktionen nicht dadurch abschwächen sollte, dass er das überschüssige russische Öl aufkauft.

Bisher sind die Bemühungen, eine breite internationale Unterstützung für die Kampagne zur Isolierung Moskaus zu gewinnen, gescheitert, was die Zweiteilung der Weltwirtschaft in die NATO und ihre Freunde auf der einen Seite und den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die Seinen auf der anderen Seite noch verstärkt.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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