Kommentar
08:24 Uhr, 08.07.2025

Die EU bleibt vorerst von höheren US-Zöllen verschont

14 Länder vor allem aus Asien haben bereits blaue Briefe aus Washington bekommen, während sich in den Zollverhandlungen mit der EU eine Einigung abzeichnet. Unterdessen scheint der Handelsstreit zwischen den USA und China noch nicht vollständig gelöst zu sein.

Eine Vereinbarung der EU mit den USA könnte begrenzte Zugeständnisse bei den bestehenden US-Basiszöllen von 10 % umfassen – etwa für Flugzeugteile, bestimmte Medizingeräte und Spirituosen, berichtet Reuters unter Berufung auf informierte Quellen. Ein wesentliches Ziel sei es, höhere Zölle zu vermeiden.

Teil der möglichen Einigung ist offenbar auch ein Mechanismus, der es europäischen Autobauern erlauben könnte, mehr Fahrzeuge zu niedrigeren Zollsätzen als den aktuell geltenden 25 % in die USA zu exportieren, wenn diese Autobauer ihrerseits Fahrzeuge aus den USA exportieren. Davon würden vor allem deutsche Hersteller mit Produktionsstandorten in den USA profitieren.

Die EU-Kommission strebt laut Reuters ein ausgewogenes Abkommen an. Gleichzeitig sei den Mitgliedstaaten signalisiert worden, dass sie zwischen einem womöglich einseitigen Deal oder größerer handelspolitischer Unsicherheit wählen müssten.

14 Länder haben blaue Briefe bekommen

Während die EU offenbar vorerst verschont bleibt, haben bereits 14 Länder formelle Mitteilungen über massive Zollanhebungen zum 1. August erhalten. Die betroffenen Länder sind:

  • Japan, Südkorea, Malaysia, Kasachstan und Tunesien mit einem Zoll von jeweils 25 %
  • Südafrika sowie Bosnien und Herzegowina mit jeweils 30 %
  • Indonesien mit 32 %
  • Bangladesch und Serbien mit jeweils 35 %
  • Kambodscha und Thailand mit jeweils 36 %
  • Laos und Myanmar mit jeweils 40 %

Die Zölle sollen zusätzlich zu US-Branchenzöllen wie etwa auf Autos oder Stahl und Alumnium gelten.

Sollten die betroffenen Länder Gegenmaßnahmen beschließen und ihrerseits Zölle anheben, würden die erhöhten Zölle automatisch zu den US-Zöllen addiert, diese also entsprechend weiter angehoben, kündigte Trump an.

China warnt vor Wiederaufflammen des Handelskonflikts

Unterdessen hat China die US-Regierung eindringlich vor einer erneuten Eskalation im Handelskonflikt gewarnt. Sollte Washington ab August die vereinbarten Zölle auf chinesische Waren wieder erhöhen, werde Peking entsprechend reagieren – auch gegenüber Drittstaaten, die sich durch separate Abkommen mit den USA von China abkoppeln.

„Eine Schlussfolgerung ist eindeutig: Dialog und Kooperation sind der einzig richtige Weg“, kommentierte die staatliche Zeitung People’s Daily die aktuellen Spannungen mit den USA. Trumps Zollpolitik bezeichnete das Blatt erneut als „Schikane“.

Im Juni hatten beide Seiten ein vorläufiges Abkommen erzielt, das US-Zölle auf chinesische Waren bei 55 % und chinesische Zölle auf US-Produkte bei 10 % deckelt. Zudem einigte man sich auf die Lockerung von Exportbeschränkungen. So liefert China wieder seltene Erden, während die USA Einschränkungen bei der Ausfuhr von Chipdesign-Software nach China aufhob.

Fazit: Die Situation im Zollkonflikt kann sich jederzeit ändern. Aktuell sieht es danach aus, dass die EU für einen Großteil der Exporte in die USA einen Basiszoll von 10 % akzeptieren könnte, gleichzeitig aber in den Genuss gewisser Ausnahmen kommt, auch bei Branchenzöllen, die bei mehr als 10 % liegen. Davon könnte vor allem auch Deutschland profitieren, wenn für Autobauer ein Ausgleichsmechanismus geschaffen wird, bei dem exportierte Autos aus den USA den Unternehmen Spielraum verschaffen, auch mehr Fahrzeuge in die USA zu einem Zollsatz von unter 25 % zu importieren. Für die Börsen bleiben die Zollkonflikte ein anhaltender Unsicherheitsfaktor.

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