HERMÈS überholt LVMH - Zahlen im Vergleich sehr stark
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- Hermes International S.C.A. - WKN: 886670 - ISIN: FR0000052292 - Kurs: 2.256,000 € (XETRA)
Zum Vergleich: LVMH erzielt Umsätze, die fast um den Faktor 5 höher sind als die von Hermès. Dennoch geriet die Aktie am Mittwoch unter Druck und verlor bis zu 5 % Pariser Handel. Grund war weniger das Zahlenwerk als ein zunehmend fragiles Marktumfeld, das selbst Hermès nicht vollständig kaltlässt.
„Ein solider Halbjahresabschluss – aber das Umfeld bleibt angespannt“
Im ersten Halbjahr erzielte Hermès einen Umsatz von 8 Mrd. EUR, ein Plus von 8 % zu konstanten Wechselkursen. Das operative Ergebnis wuchs um 6 % auf 3,3 Mrd. EUR, die operative Marge lag mit 41,4 % nahe dem Rekordniveau des Vorjahres. Unterm Strich stand ein bereinigter Nettogewinn von 2,5 Mrd. EUR, ebenfalls ein Zuwachs um 6 %.
"Die Robustheit unserer Ergebnisse spiegelt die Stärke unseres Geschäftsmodells wider“, sagte Vorstandschef Axel Dumas bei der Präsentation. Der Erfolg sei vor allem dem "authentischen, handwerklich geprägten Ansatz, der kreativen Originalität und der kompromisslosen Qualität“ zu verdanken.
Trotz aller Stärke zeigen sich bei näherem Hinsehen erste Risse. Analysten fragten mehrfach nach, ob der Abschwung im Luxussegment auch bei Hermès zu spüren sei. Dumas räumte ein, dass insbesondere bei sogenannten aspirational clients, also Neukunden mit begrenzter Kaufkraft, Zurückhaltung zu spüren sei: "Menschen, die erstmals ein Geschäft betreten – oft für einen Gürtel, ein Seidentuch oder ein Parfum –, kommen aktuell seltener.“ Der Grund sei ein weltweit spürbarer Trend zur Vorsicht: "Die Menschen sparen mehr, statt zu konsumieren.“
Diese Entwicklung zeigt sich insbesondere in margenschwächeren Sparten: Der Bereich Parfum und Kosmetik verzeichnete ein Umsatzminus von 4 % im zweiten Quartal. Auch bei Seide und Accessoires war die Dynamik verhaltener. Dennoch betonte Dumas: "Wer einmal bei Hermès kauft, bleibt meist treu. Diese Loyalität trägt unser Wachstum.“
China unter Beobachtung, USA stark – Japan brilliert
Regionale Unterschiede prägten das Quartal: In Japan stieg der Umsatz um beeindruckende 16 % – nach einem Plus von 22 % im Vorjahr. Dumas führte dies auf jahrzehntelange Investitionen und eine besonders treue lokale Kundschaft zurück: "Wir haben dort ein außergewöhnliches Team und ein makelloses Filialnetz.“ Der Tourismus spiele hingegen kaum eine Rolle, betonte er – der Großteil der Umsätze stamme von Japanern selbst.
In China hingegen sei noch keine nachhaltige Erholung spürbar. "Viele Kunden agieren im 'Wait-and-see'-Modus“, so Dumas. Zwar habe Hermès auch dort leicht zugelegt, doch der Schwung vergangener Jahre fehle: "Der Immobilienmarkt, die Börse, die Geopolitik – das alles drückt auf die Konsumlaune.“
In den USA, wo Hermès im Mai die Preise um bis zu 10 % erhöht hatte, stieg der Umsatz im Halbjahr um 12 %. Dumas sprach von einer "beachtlichen Resilienz“ trotz teils volatiler Konsumstimmung. Der Markt bleibe schwer kalkulierbar: "Eine Woche läuft Kalifornien gut, dann wieder Florida oder Texas – das ist typisch für die USA.“
Strategie der Verknappung – kein Interesse an Spekulation
Im Zentrum der Wachstumsstrategie steht weiterhin der kontrollierte Ausbau der Produktion. Die Lederwarenproduktion soll jährlich um 6 bis 7 % steigen – nicht mehr. Bis 2028 sind vier neue Lederwerkstätten in Frankreich geplant, darunter in Charente und den Ardennen. Dumas bekräftigte: "Wir investieren langfristig – mit Augenmaß.“ Die Zahl der Stores bleibt mit 230 nahezu konstant, wird jedoch qualitativ aufgewertet und teilweise vergrößert.
Ein Sotheby’s-Auktionsrekord für eine der ersten Birkin-Taschen – verkauft für umgerechnet rund 10 Mio. EUR – quittierte Dumas mit Skepsis: "Das inspiriert mich wenig. Spekulation liegt mir nicht. Wir setzen bewusst Preise auf Basis der Herstellungskosten, nicht der Begehrlichkeit.“ Die Preisgestaltung bleibe an Materialkosten, Löhnen und Wechselkursen orientiert, nicht an Sammlermärkten: "Selbst wenn alle die Tasche wollen, erhöhen wir deshalb nicht den Preis.“
Im Gesamtjahr will Hermès mehr als 1 Mrd. EUR investieren, davon allein 316 Mio. EUR im ersten Halbjahr. Davon entfielen 159 Mio. EUR auf die Erweiterung des Filialnetzes, vor allem in den USA und China, 85 Mio. EUR auf neue Werkstätten und 71 Mio. EUR auf digitale Infrastruktur, Logistik und Immobilien. Finanzchef Eric du Halgouët verwies auf steigende Rohstoffkosten in der zweiten Jahreshälfte, insbesondere bei Edelmetallen, sowie auf Wechselkurseffekte, die die Marge leicht belasten könnten. Dennoch bleibe die Profitabilität auf hohem Niveau.
Ein Analyst fragte, ob die exzellenten Halbjahreszahlen auf höhere Margen im Gesamtjahr hindeuteten. Du Halgouët winkte ab: "Wir investieren stark, auch in Kommunikation, IT und Personal. Die zweite Jahreshälfte wird von höheren Kosten geprägt sein – aber das ist geplant.“
Angesichts anhaltender Unsicherheit formuliert Dumas den Ausblick mit der für Hermès typischen Zurückhaltung. "Wir bleiben zuversichtlich, aber vorsichtig“, sagte er. "Unsere Kreativität, unser Teamgeist und die Treue unserer Kunden machen uns stark – aber wir bleiben auf dem Boden.“ Und mit Blick auf die zweite Jahreshälfte fügte er hinzu: "Wir halten den Stift in der Hand, die Farbpalette ist bereit – und wir beginnen mit Zuversicht, das weiße Blatt zu füllen.“
Fazit: Gewohnt fast schon ein wenig philosophisch lesen sich die Investoren-Calls bei Hermès. Die Hermès-Aktie ist derzeit weiter sehr hoch bewertet. Während die Nr. 1 LVMH kräftig Federn lassen musste, zieht der Luxusfaktor hier weiterhin. Sorgen machen muss man sich um das Unternehmen sicherlich keine, doch die Korrektur könnte sich noch etwas fortsetzen, ehe wieder der langfristige Aufwärtstrend aufgenommen wird. Die Aktie kostet derzeit in etwa ein Viertel dessen, was für die günstigsten Birkin-Taschen im Geschäft aufgerufen wird. Was die bessere Anlage ist, wird erst die Zukunft zeigen.
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Jahr | 2024 | 2025* | 2026e* |
Umsatz in Mrd. EUR | 15,17 | 16,36 | 17,94 |
Ergebnis je Aktie in EUR | 43,87 | 43,80 | 50,90 |
KGV | 52 | 53 | 45 |
Dividende je Aktie in EUR | 16,00 | 19,80 | 22,85 |
Dividendenrendite | 0,70% | 0,86% | 0,99% |
*e = erwartet, Berechnungen basieren bei |

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