Erster Griff ins fallende Messer
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Ein feines Gespür für das falsche „Timing“ bewies Ende letzten Jahres die Deutsche Bank mit ihrem „Dubai Top Select“-Zertifikat – das Papier erblickte genau zu dem Zeitpunkt das Licht der Welt, als die Scheich-Aktien ihren vorläufigen Höchststand markierten. Seitdem ging’s rasant bergab: Das Minus seit Emission beläuft sich auf satte 60 Prozent, selten zuvor ist mit einem Anlage-Zertifikat in so kurzer Zeit so viel Geld verbrannt worden. Unsere sehr vorsichtige Wertung zu dieser ersten und bis heute einzigen Möglichkeit, sich gezielt in der Boom-Region am Persischen Golf zu engagieren, war also mehr als berechtigt.
Betrachtet man nicht nur das weniger als ein Jahr alte Zertifikat, sondern analysiert anhand des infolge mangelnder Liquidität leider nicht handelbaren Dubai Financial Market Index (DFMI) ein längeres Zeitfenster, drängen sich Parallelen zum Neuen Markt auf – einer atemberaubenden Rallye (zwischen Sommer 2003 und Herbst 2005 hatte der DFMI mehr als 1.000 Prozent zugelegt) folgte der krachende Absturz. Und in der Tat war in Dubai damals eine absurde Spekulationsblase entstanden, die das ZertifikateJournal-Team sogar direkt zu spüren bekam: Als wir vor ziemlich genau zwölf Monaten auf einer Roadshow durch die Emirate institutionellen Anlegern Express- und Bonus-Zertifikate auf internationale „Blue Chips“ vorstellten, ernteten wir ob der in Aussicht gestellten Seitwärtsrenditen und Risikopuffer nur ein müdes Lächeln, verbunden mit dem Hinweis, das einzig wahre Investment sei ein Börsensitz am Dubai Financial Market.
Nach zahlreichen Skandalen um manipulierte Kurse scheinen die Händler allerdings nun in die andere Richtung zu übertreiben, denn außer dem Chart hat Dubai mit dem Neuen Markt herzlich wenig gemein – munter sprudelnde Petro-Dollars, ein für dieses Jahr auf sieben Prozent taxiertes Wirtschaftswachstum sowie der unaufhaltsame Aufstieg zur nahöstlichen Finanz- und Handelsmetropole mit starkem Tourismusgeschäft sorgen auf dem mittlerweile deutlich ermäßigten Niveau für attraktive Perspektiven. Beispiel Emaar Properties, mit 30 Prozent das Schwergewicht im leider als statischer Siebener-Basket konstruierten „Dubai Top Select“: Das Immobilienunternehmen konnte seine Gewinne um über 30 Prozent steigern, während die Aktie um 50 Prozent gefallen ist. Das Kurs/Gewinn-Verhältnis liegt mithin nicht mehr bei 30, sondern impliziert mit einem Wert von unter zwölf nun eine für diesen Boom-Markt durchaus günstige Fundamentalbewertung. Bei den übrigen Titeln, die bis auf einen Hersteller von Kühlanlagen ebenfalls aus dem Immobilien- und Finanz-Sektor stammen, ist die Situation ähnlich.
Fazit: Damit rückt das „Dubai Top Select“ nun wieder auf die Watchlist, auch weil der Chart eine erste zarte Bodenbildung oberhalb von 40,00 Euro erkennen lässt. Spekulative Anleger können erste Positionen aufbauen, sollten sich dabei freilich des Risikos bewusst sein, dass sie hier in ein „fallendes Messer“ greifen. Ein 20 bis 25 Prozent unter dem Einstand liegender Stoppkurs ist deshalb unumgänglich, schließlich können Übertreibungen nach unten genauso exzessive Ausmaße annehmen wie nach oben.
Mehr über Zertifikate erfahren Sie Woche für Woche im ZertifikateJournal, dem kostenlosen Anlegerbrief von Deutschlands führenden Zertifikate-Experten Christian W. Röhl und Werner H. Heussinger. Auf zertifikatejournal.de können Sie sich in den Gratis-Verteiler eintragen!
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.