Kommentar
09:04 Uhr, 13.11.2024

Erneuerbare vs. Fossile: Wohin steuert die Energiepolitik unter Trump?

Erwähnte Instrumente

Die Zukunft der Energieversorgung ist ein zentrales Thema im globalen Diskurs über Klimaschutz und Wirtschaftswachstum. Mit der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten am 5. November rückt dieser Konflikt erneut in den Fokus. Trump, der fossile Energien wie Öl und Gas unterstützt, steht im Kontrast zu seiner Kontrahentin Kamala Harris, die auf erneuerbare Energien wie Wind und Solar setzt. Diese Wahl beeinflusst nicht nur den US-Energiemarkt, sondern auch die globale Klimapolitik.

Unternehmen wie Exxon Mobil, Chevron oder ConocoPhillips, führend in der fossilen Energiebranche, könnten von Trumps Politik profitieren. Andere Unternehmen wie NextEra Energy und First Solar, Pioniere im Bereich der Erneuerbaren Energien, könnten durch fehlende Unterstützung des Staates, zum Beispiel in Form von Subventionen oder Steuervergünstigungen, unter Trumps Politik zu leiden haben. Auch Energieversorger wie Vistra und Constellation stehen vor richtungsweisenden Entscheidungen.

Dieser Artikel beleuchtet die wirtschaftlichen und politischen Konsequenzen dieser Wahl und stellt die Frage: Ist der Durchbruch der Energiewende gesichert, oder stehen fossile Energien weiterhin im Mittelpunkt der US-Politik?

Fossile Energien

Fossile Energieproduzenten, also vor allem Öl und Gas, profitieren von der Wiederwahl Trumps. Der neue US-Präsident wird Klimaschutz hinten anstellen und Naturschutzgebiete verkleinern, um Rohstoffe fördern zu können. Von dieser Deregulierung profitieren die großen Ölkonzerne.

Geschäftsmodell

In der Öl- und Gasindustrie beziehen sich die Begriffe Upstream, Midstream und Downstream auf die verschiedenen Phasen der Wertschöpfungskette:

  • Upstream: Exploration und Förderung von Rohöl und Erdgas.
  • Midstream: Transport, Verarbeitung und Lagerung dieser Ressourcen.
  • Downstream: Raffinierung zu Endprodukten sowie deren Vermarktung und Vertrieb.

Exxon Mobil ist ein vertikal integriertes Unternehmen, das in allen drei Segmenten tätig ist. Im Upstream-Bereich betreibt es globale Explorationen und fördert Öl und Gas, oft in technisch anspruchsvollen Umgebungen. Der Midstream-Sektor kümmert sich um den effizienten Transport und die Lagerung, um eine stabile Versorgung sicherzustellen. Im Downstream betreibt Exxon Mobil Raffinerien und produziert eine Vielzahl von Produkten wie Kraftstoffe, Schmierstoffe und petrochemische Erzeugnisse. Zusätzlich investiert das Unternehmen in die Petrochemie und erneuerbare Energien, um sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen.

Chevron verfolgt eine ähnliche Strategie und ist ebenfalls in allen drei Segmenten aktiv. Im Upstream fokussiert sich Chevron auf die Exploration und Produktion von Öl und Gas weltweit. Der Midstream-Bereich gewährleistet durch ein umfangreiches Netzwerk von Pipelines und Terminals den Transport und die Lagerung. Im Downstream betreibt Chevron Raffinerien und vertreibt Produkte wie Kraftstoffe, Schmierstoffe und petrochemische Erzeugnisse. Das Unternehmen investiert zudem in erneuerbare Energien und Technologien zur Emissionsreduzierung, um seine Nachhaltigkeit zu erhöhen.

ConocoPhillips hingegen konzentriert sich hauptsächlich auf das Upstream-Segment. Nach der Abspaltung seines Downstream-Geschäfts richtet sich das Unternehmen auf die Exploration und Förderung von Öl und Gas aus. Diese Spezialisierung ermöglicht es ConocoPhillips, sich auf Effizienz und Innovation in der Förderung zu konzentrieren, während es weniger in den margenschwächeren Bereichen Transport und Raffinierung involviert ist.

Diese unterschiedlichen Ansätze spiegeln die individuellen Strategien der Unternehmen wider, um in einem sich wandelnden Energiemarkt wettbewerbsfähig zu bleiben und den globalen Energiebedarf zu decken.

Anteil des US-Geschäftes

Anteil der USA am Gesamtumsatz von Exxon Mobil, Chevron und ConocoPhillips

Der Anteil des US-Geschäfts am Gesamtumsatz variiert deutlich zwischen den drei großen Ölkonzernen. ConocoPhillips hat mit über 80 % den höchsten Anteil des Umsatzes, der aus den USA stammt, was die starke Fokussierung des Unternehmens auf den heimischen Markt widerspiegelt. Chevron liegt bei etwa 45 %, was ebenfalls auf eine starke Präsenz im US-Markt hindeutet, jedoch mit einer größeren internationalen Diversifizierung im Vergleich zu ConocoPhillips. Exxon Mobil hingegen erzielt nur knapp 40 % seines Umsatzes in den USA und ist damit am globalsten ausgerichtet.

Diese Unterschiede in der geografischen Umsatzverteilung verdeutlichen die strategischen Schwerpunkte der Unternehmen: Während ConocoPhillips stärker auf den US-Markt setzt, haben Exxon Mobil und Chevron eine breitere, internationale Basis.

Fundamentaldaten

XOM CVX COP
Börsenwert [in Mrd. USD] 530,36 286,46 128,10
Mitarbeiter 62.000 45.600 9.900

Leistungskennzahlen

Exxon Mobil (XOM)

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Exxon Mobil

Chevron (CVX)

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von Chevron

ConocoPhillips (COP)

Umsatz, Nettogewinn und Nettomarge von ConocoPhillips

Bei allen drei Konzernen sieht man einen sehr ähnlichen Verlauf von Umsatz und Nettogewinn nur in verschiedenen Größenordnungen. Exxon Mobil als der größte Konzern konnte 2022 in der Spitze knapp 400 Mrd. USD an Umsatz generieren. Der kleinste Konzern ConocoPhillips konnte 2022 knapp 80 Mrd. USD Umsatz generieren. Aber warum ist überhaupt 2022 der Umsatz und auch der Nettogewinn so in Höhe geschossen?

Alle drei Konzerne sind direkt abhängig vom Ölpreis. Durch die Krise am Energiemarkt, ausgelöst durch den russischen Angriff auf die Ukraine, den darauf folgenden Sanktionen und den daraus resultierenden Verwerfungen am Energiemarkt, ist der Preis für Öl stark angestiegen. Die wichtigsten Ölstaaten, die in der OPEC organisiert sind, kontrollieren die Fördermenge und sorgen so für eine Balance zwischen Angebot und Nachfrage, um Überkapazitäten oder Knappheiten zu verhindern, oder einfach auch nur um den Ölpreis in eine politisch oder ökonomisch gewünschte Richtung zu lenken.

Die Prognosen für Umsatz und Gewinnentwicklung sind eher zurückhaltend. Die Umsätze und Gewinne der drei Konzerne werden eher stagnieren und wenn überhaupt nur moderat wachsen. Der Grund dafür liegt unter anderem an der wirtschaftlichen Umstellung auf erneuerbare Energien und die durch E-Autos ausgelösten Absatzminderungen für raffinierte Ölprodukte wie Benzin oder Diesel.

Solvenzkennzahlen

XOM CVX COP
Gesamtkapital 461,92 259,23 96,70
Eigenkapital 276,40 157,03 49,88
Gesamtverschuldung 42,55 25,84 18,30
Liquide Mittel 26,97 4,94 6,79
[in Mrd. USD]

Während Exxon Mobil als größter Konzern natürlich auch über am meisten Kapital verfügt, welches hauptsächlich in Sachanlagen wie Produktionsanlagen oder Grundstücken fixiert ist, hat der Konzern auch eine gesunde Verschuldung. Bei ConocoPhillips ist die Verschuldung am höchsten in Relation zum Gesamtkapital wenn man die liquiden Mittel abzieht, allerdings noch immer nicht problematisch. Alle drei Konzerne verfügen über eine stabile Bilanz.

Bewertungskennzahlen

XOM CVX COP
KGV 15,08 17,27 13,25
KUV 1,59 1,46 2,36
KBV 1,98 1,81 2,57

Alle drei Konzerne werden von der Börse sehr ähnlich bewertet. Während Chevron das höchste KGV, aber auch das niedrigste KUV hat, wird ConocoPhillips mit einem niedrigen KGV, aber dafür mit höherem KUV und KBV bewertet.

Im historischen Vergleich der letzten 5 Jahre sind alle Konzerne ungefähr 20 % über ihrem Durchschnitt bewertet. Diese Überbewertung in Kombination mit den zurückhaltenden Prognosen der drei Ölkonzerne für Umsatz und Gewinn sollte bei Investitionsentscheidungen beachtet werden.

Chart

Wochenchart von Exxon Mobil

Die Aufwärtsbewegung von Exxon Mobil seit 2020 verliert seit Anfang 2023 an Dynamik. Die Aktie konsolidiert auf hohem Niveau.

Die bereits angesprochene Kombination zwischen hoher Bewertung und stagnierenden Umsätzen auf Sicht der nächsten Jahre, bildet eine Mischung, die mittelfristig für Schwäche bei Ölwerten sorgen kann.

Erneuerbare Energien

Im Gegensatz dazu stehen die Aktien aus dem Bereich der Erneuerbaren Energien unter Druck. Insbesondere die Gesellschaften, die das Geschäft mit Solar- und Windenergie betreiben, könnten darunter leiden, dass die Investitionen der neuen US-Regierung in andere Sektoren fließen.

Geschäftsmodell

NextEra Energy und First Solar sind führende Akteure im Bereich der erneuerbaren Energien, jedoch mit unterschiedlichen Geschäftsmodellen.

NextEra Energy ist ein integrierter Produzent und Versorger von Wind- und Solarstrom und betreibt sowohl Erzeugungsanlagen als auch die Strominfrastruktur. Das Unternehmen verkauft Strom direkt an Verbraucher und im Großhandelsmarkt, was stabile Einnahmen sichert und kontinuierliche Investitionen in erneuerbare Kapazitäten ermöglicht. First Solar fokussiert sich hingegen auf die Herstellung von Solarmodulen und verkauft diese an Projektentwickler und Energieversorger, ohne selbst die Strominfrastruktur zu betreiben.

Die Branche steht derzeit vor Herausforderungen wie steigenden Produktionskosten, Rohstoffknappheit und intensivem Wettbewerb. Trotz regulatorischer Unsicherheiten und Preisdruck bleibt die langfristige Nachfrage nach erneuerbaren Energien hoch, was Unternehmen wie NextEra und First Solar zu Anpassungen und Innovationen zwingt, um die wachsende Nachfrage nach sauberer Energie zu bedienen.

Versorger

Eine besondere Rolle in der Energiebranche nehmen die Versorgungsunternehmen ein. Neben ihrer Funktion als Energieanbieter für Endkunden sind sie häufig auch selbst Stromproduzenten. Diese Versorgergesellschaften sind meist regional organisiert, wodurch sie oft nicht direkt miteinander konkurrieren.

Der Versorgersektor rückte in den letzten Monaten verstärkt in den Fokus. So konnte Constellation Energy beispielsweise einen bedeutenden Stromabnahmevertrag mit Microsoft abschließen, in dessen Rahmen ein Kernkraftwerk in Pennsylvania wieder in Betrieb genommen werden soll. Auch Talen Energy und Vistra Energy haben es geschafft, große Technologiekunden für sich zu gewinnen. Talen Energy konnte Amazon als Abnehmer gewinnen, während Vistra Energy seine Kapazitäten ausgebaut hat, um ebenfalls den hohen Bedarf führender Technologieunternehmen zu bedienen. Beide Unternehmen profitieren von der steigenden Nachfrage nach sicherer und zuverlässiger Energieversorgung durch die zunehmende Zahl an Rechenzentren.

Der Energiebedarf von Rechenzentren ist enorm und wächst stetig – getrieben durch die zunehmende Bedeutung von künstlicher Intelligenz und der damit verbundenen Investitionen in entsprechende Infrastrukturen. Der Abschluss langfristiger Stromabnahmeverträge mit globalen Unternehmen wie Microsoft und Amazon verdeutlicht die wachsende Nachfrage nach Energie, angetrieben durch den Ausbau von KI-Rechenzentren. Für Versorger wie Constellation, Talen und Vistra Energy bietet sich hier eine bedeutende Wachstumschance. Langfristig könnten sie von dieser Entwicklung profitieren, da die Nachfrage nach stabilen und nachhaltigen Energielösungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und KI-Infrastruktur weiterhin steigen dürfte.

Geschäftsmodell

Zahlen und Fakten zu Constellation Energy | Quelle: Constellation Energy
Kapazität und Output verschiedener Energieformen von Constellation Energy | Quelle: Constellation Energy

Das Geschäftsmodell von Energieversorgern wie Constellation Energy orientiert sich zunehmend an der wachsenden Nachfrage nach nachhaltiger und kohlenstofffreier Energieversorgung. Constellation Energy ist dabei nicht nur der größte Anbieter kohlenstofffreier Energie in den USA, sondern spielt mit seinem Engagement eine zentrale Rolle in der Versorgung der Wirtschaft und von Privathaushalten. Mit einer beeindruckenden Kapazität von 32.400 Megawatt aus Quellen wie Kernkraft, Wind, Solar und Wasserstoff ist das Unternehmen in der Lage, rund 16 Millionen Haushalte und Unternehmen zu versorgen. Diese breite Palette an kohlenstofffreien Energiequellen macht Constellation Energy zu einem essenziellen Akteur in der Energiewende und positioniert es als Vorreiter für saubere Energie in den Vereinigten Staaten.

Darüber hinaus bedient Constellation rund 10 % der gesamten kohlenstofffreien Elektrizität des Landes, was die Bedeutung des Unternehmens im nationalen Kontext hervorhebt. Besonders bemerkenswert ist, dass etwa drei Viertel der Fortune-100-Unternehmen auf Constellation Energy als Partner für ihre Energieversorgung setzen, was die Zuverlässigkeit und Kapazität des Unternehmens unterstreicht. Mit einem jährlichen Energiebedarf von 215 TWh in diesem Segment zeigt sich, dass Constellation die Bedürfnisse großer Geschäftskunden mit umfassenden und maßgeschneiderten Lösungen abdeckt, während es gleichzeitig den Fokus auf eine saubere und nachhaltige Energieversorgung beibehält.

Dieses Engagement, sowohl für private Haushalte als auch für die Industrie eine nachhaltige Energiezukunft zu gestalten, spiegelt die umfassende Strategie wider, mit der Constellation Energy die Anforderungen des Marktes erfüllt und gleichzeitig das Klima schützt. Die Grafik zeigt die Kernwerte des Unternehmens und verdeutlicht die Rolle von Constellation als Schlüssellieferant für kohlenstofffreie Energie in den USA.

Fossil oder Erneuerbar: Chancen und Risiken

Globaler Strom-Mix bis 2050 | Quelle: Exxon Mobil

Die Grafik zum globalen Strom-Mix bis 2050 zeigt eine klare Verschiebung hin zu erneuerbaren Energien wie Wind und Solar, während fossile Energieträger an Bedeutung verlieren. Besonders stark ist der Rückgang bei Kohle, die bis 2050 nur noch eine geringe Rolle im Energiemix spielen wird. Öl verliert nur minimal Anteile und bleibt auch in Zukunft eine bedeutende Energiequelle. Für die erneuerbaren Energien bieten sich hier große Chancen: Wind- und Solarenergie gewinnen an Bedeutung und könnten aufgrund ihrer Skalierbarkeit und niedrigen Betriebskosten zur Hauptenergiequelle werden. Unternehmen in diesen Bereichen können von einem wachsenden Markt und steigendem politischen sowie gesellschaftlichen Druck zur Dekarbonisierung profitieren.

Allerdings bringt diese Entwicklung auch Risiken mit sich. Die erhöhte Abhängigkeit von Wind und Solar stellt die Branche vor Herausforderungen hinsichtlich der Speicherung und Verteilung, um die Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen. Zudem könnten steigende Kosten für Rohstoffe und Technologien die Margen belasten. Für die Öl- und Gasbranche wird die abnehmende Nachfrage nach fossilen Brennstoffen mittelfristig zu einem Rückgang der Einnahmen führen, auch wenn Gas als Übergangstechnologie weiterhin eine wichtige Rolle spielen dürfte.

Fazit

Die Energieversorgung steht vor einer entscheidenden Weichenstellung: Während fossile Energien durch eine weniger strenge Klimapolitik, wie sie unter Donald Trump wahrscheinlich kommen wird, kurzfristig gestärkt werden könnten, treiben Unternehmen wie First Solar und NextEra Energy den Wandel zu erneuerbaren Energien aktiv voran. Sie setzen auf saubere Quellen wie Wind oder Solarkraft, um den wachsenden Bedarf an nachhaltiger Energie zu decken.

Gelingt die Transformation?

Die Umstellung auf erneuerbare Energien bleibt anspruchsvoll. Herausforderungen in der Speicherbarkeit und Stabilität sowie steigende Kosten für Rohstoffe erfordern innovative Lösungen und Investitionen. Trotz dieser Hindernisse bietet die Energiewende langfristige Chancen, da der globale Druck zur Dekarbonisierung wächst und die Nachfrage nach klimafreundlicher Energie steigt.

Ob die Energiewende gelingt oder fossile Ressourcen weiterhin dominieren, wird letztlich durch ein Zusammenspiel aus politischer Unterstützung, technologischer Innovation und wirtschaftlichem Interesse bestimmt. Versorger wie Constellation, die frühzeitig in Nachhaltigkeit investieren, könnten hier eine Schlüsselrolle übernehmen.

Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte

Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.

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