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16:44 Uhr, 14.12.2021

Ergaspreis: Zahlreiche preistreibende Faktoren

Der Preis für Erdgas zieht weiter an. Nachdem er am Montag nur knapp unter dem Anfang Oktober verzeichneten Rekordniveau notiert hat, ging es auch heute weiter nach oben.

London/Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Der europäische Terminkontrakt auf Erdgas TTF stieg am Dienstag zeitweise auf ein Sechs-Wochen-Hoch von 120,25 Euro je Megawattstunde und kam somit in die Nähe seiner Rekordmarke vom Oktober. Grund hierfür seien zuvorderst die Spannungen zwischen Russland und dem Westen wegen der Ukraine-Krise, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch.

Russland hat am Montag mit militärischen Maßnahmen gedroht, sollte der Westen keine Sicherheitsgarantien abgeben, die eine weitere Erweiterung der NATO nach Osten und die Stationierung von Waffen nahe der russischen Grenze ausschließen. Der Westen droht Russland im Falle eines Angriffs auf die Ukraine mit wirtschaftlichen Konsequenzen. „Dass im gegenwärtigen Umfeld die Ostseepipeline Nord Stream 2 in Betrieb genommen wird, ist kaum vorstellbar“, glaubt Analyst Fritsch.

Bereits gestern zogen die Gaspreise an. Beobachter sehen eine Zusammenhang mit der neuen, noch nicht betriebenen Pipeline. Die neue deutsche Außenministerin Annalena Baerbock hat sich öffentlich gegen eine zeitnahe Inbetriebnahme der Pipeline Nord Stream 2 ausgesprochen. Sie betonte, dass die Röhre „die Vorgaben des europäischen Energierechts nicht erfüllt und die Sicherheitsfragen ohnehin noch im Raum stehen".

Zudem verunsichern Meldungen, dass die Speicherfüllstände immer noch sehr niedrig sind. Aktuell sind die Gasspeicher in Europa noch zu 62,4 Prozent gefüllt. Normal wäre ein Füllstand von 80 Prozent. „Sollte der Winter kälter ausfallen und länger anhalten, könnten die Gasvorräte knapp werden“, so Analyst Fritsch.

Die russischen Gaslieferungen blieben ebenfalls bis zuletzt auf einem reduzierten Niveau. So liegt der Gaseingang am deutschen Knotenpunkt Mallnow seit Tagen um 250 GWh pro Tag, was nicht einmal einem Drittel der möglichen Auslastung entspricht, wie die Commerzbank informiert. Zudem drohte der belarussische Machthaber Lukaschenko erneut damit, wegen der EU-Sanktionen gegen sein Land die Gaslieferungen in die EU zu blockieren.

Die deutlich gestiegenen Preise für Erdgas haben zu einem deutlichen Rückgang der Stromerzeugung mit diesem Brennstoff in Deutschland geführt: Die Stromeinspeisung aus Erdgas sank im dritten Quartal um 38,9 Prozent im Vorjahresvergleich, wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte.

2 Kommentare

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  • angola_murksel
    angola_murksel

    was heißt den "Gaslieferungen....auf reduziertem Niveau " ? Liefern die Russen weniger als vereinbart, also dem Niveau der Lieferverträge ? Oder haben die Europäer Ihre Bestellungen auf reduziertem Niveau getätigt, also unterhalb eines Niveaus, was sie zur Absicherung der Versorgung bei geistreichen Preisen eigentlich hätten halten müssen ? Dem Russen nun vorzuwerfen, angesichts der Sachlage, wie sie sich politisch gegenüber Rußland nun mal darstellt ( NS2; Ukrainekonflikt ), Europa nicht mit Gas zuzuschütten, finden ich ein wenig trollig. Es wird wohl irgendwann der Tag kommen, wenn dann genügend Leitungen nach Asien führen, wo Gazprom seine Veträge mit Europa auch nicht mehr einhalten wird, warum auch ? Europa hält seine Verträge ja auch nicht ein, siehe NS2.

    18:31 Uhr, 14.12.2021
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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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