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12:32 Uhr, 23.03.2020

Entspannung am Ölmarkt ist nicht in Sicht

Das Überangebot am Ölmarkt erhöht sich weiter: Am Freitag war bekannt geworden, dass Russland seine Fördermenge erneut ausweiten will.

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  • Brent Crude Öl
    ISIN: XC0009677409Kopiert
    Kursstand: 25,39500 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London/ Frankfurt (Godmode-Trader.de) - Russland und OPEC arbeiten nicht mehr mit-, sondern gegeneinander. Nun hat Saudi-Arabien als wichtigstes OPEC-Land seine Produktion massiv ausgeweitet und Russland hält laut Ankündigung von vergangenen Freitag so gut es kann mit. Die beiden Giganten drücken soviel Öl auf den Markt wie noch nie zuvor, um den jeweils anderen Marktanteile abzuluchsen. Die Rede ist von einem veritablen Krieg um die Marktanteile. Der Nebeneffekt: Am Markt kommt es zu einem massiven Überangebot, was die Preise schwindsüchtig werden lässt.

Auf der Nachfrageseite senken die Einschränkungen angesichts der Coronavirus-Krise den Bedarf weiter, was das Ungleichgewicht am Ölmarkt nur noch vergrößert. Viele Länder weltweit müssen ihre Wirtschaftsleistung drosseln, um die rasante Ausbreitung des tödlichen Virus einzudämmen. Einige Händler befürchten bereits einen Einbruch der Nachfrage im Umfang von 10 bis 20 Mio. Barrel am Tag, bei einem Vorkrisen-Verbrauch von rund 100 Mio. Barrel pro Tag. „Wegen der Coronavirus-Krise findet aktuell die stärkste Nachfragezerstörung seit der großen Finanz- und Wirtschaftskrise statt", kommentieren Experten der Commerzbank. Für Deutschland befürchtet das ifo Institut einen Wirtschaftseinbruch zwischen sieben und 21,6 Prozent, für die USA hat Goldman Sachs einen Knick von 24 Prozent im zweiten Quartal vorausgesagt.

Viel Angebot und wenig Nachfrage haben einen beispiellosen Preisrutsch am Ölmarkt verursacht. Der Weltmarktpreis für Rohöl über alle Sorten hinweg reduzierte sich von knapp 69 Dollar pro Fass Anfang Januar auf gerade noch knapp 26 Dollar/Barrel (Brent) bzw. 23 Dollar/Barrel (WTI) am Montag.

Deutschland und die meisten anderen europäischen Staaten profitieren von der Entwicklung, da sie große Ölimporteure sind. Allerdings warnt Ökonom Cyrus de la Rubia von der Hamburger Commercial Bank: „Die Frage, die sich stellt ist, ob die negativen Effekte aus dem Corona-Schock die positiven Effekte eines niedrigeren Ölpreises unkenntlich machen.“

Völlig offen bleibt derweil, ob die OPEC+-Allianz, die für die Hälfte der weltweiten Ölproduktion steht, noch eine Zukunft hat. „Wenn die OPEC+ ihrer Funktion als Marktmanager nicht mehr erfüllt, muss der Preis Angebot und Nachfrage ausgleichen“, sagte Giovanni Staunovo, Rohstoffexperte der UBS, jüngst dem Handelsblatt. Dies bedeute: Fallende und stärker schwankende Ölpreise. Eine Entspannung in den offen angespannten Beziehungen zwischen Russland und Saudi-Arabien deutet sich derzeit nicht an.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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