Analyse
11:27 Uhr, 07.11.2025

Ende des Erpressungsversuchs? Nach China-Embargo Nexperia-Einigung möglich

Die Niederlande sind bereit, die Kontrolle über den chinesisch kontrollierten Chiphersteller Nexperia vorübergehend (!) aufzugeben. Bedingung: Die Chip-Lieferungen aus China müssen wieder stabil anlaufen. Europa atmet auf.

Die niederländische Regierung ist bereit, die ministerielle Anordnung, mit der sie die Kontrolle über den chinesisch kontrollierten Chiphersteller Nexperia übernommen hat, auszusetzen, sofern die Chip-Lieferungen aus China in den kommenden Tagen wieder aufgenommen und bestätigt werden. Diese Maßnahme war ursprünglich getroffen worden, um Missmanagement zu verhindern und die nationale Sicherheit zu schützen, hatte aber zu einem Exportstopp Chinas und erheblichen Störungen in der Automobilindustrie geführt. Die Regierung erwartet, dass die Chips bald wieder Kunden in Europa und weltweit erreichen, und will dann die Kontrolle zurückgeben. Finanzielle Fragen müssen allerdings noch geklärt werden.

Nexperia ist der weltweit größte Anbieter von sogenannten "einfachen Halbleitern" (Dioden, Transistoren, MOSFETs). Diese Chips sind zwar einzeln sehr günstig, aber absolut unerlässlich für die Steuerung grundlegender Fahrzeugfunktionen wie: Fensterheber, Licht- und Blinkersteuerung, Sicherheits- und Batteriemanagementsysteme. Rund 40 % des Weltmarkts für diese Komponenten werden von Nexperia abgedeckt. In jedem modernen Fahrzeug werden Berichten zufolge Hunderte dieser Bauteile verbaut. Führende deutsche Autohersteller (wie Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz) und große Zulieferer (Bosch, ZF Friedrichshafen) mussten Krisenstäbe einrichten. Internen Umfragen zufolge drohten vielen Zulieferern und Herstellern innerhalb von wenigen Tagen Produktionsstopps, da die Lagerbestände extrem niedrig waren. Teilweise wurde bereits Kurzarbeit bei Zulieferern (z. B. ZF und Bosch in bestimmten Werken) angemeldet, um auf die Engpässe zu reagieren. Die betroffenen Halbleiter, die normalerweise nur etwa 0,03 Cent pro Stück kosten, wurden auf dem Spotmarkt zeitweise für bis zu 1,50 Euro gehandelt, ein Preisanstieg von bis zu 5000%. Dies setzte die Hersteller massiv unter Kostendruck.

Der Konflikt hat erneut die große Abhängigkeit der europäischen Industrie von global vernetzten, politisch anfälligen Lieferketten offengelegt, insbesondere gegenüber China. Der niederländische Eingriff in Nexperia ist ein Paradebeispiel für den globalen Technologie- und Wirtschaftskrieg zwischen den USA/Europa und China. Es geht im Kern um die technologische Souveränität Europas und die Kontrolle über Schlüsselindustrien.

Europas Politik hatte das Ziel, die Abhängigkeit bei komplexen High-End-Chips zu reduzieren (wie sie der EU Chips Act fördert). Nexperia zeigt jedoch, dass Europa selbst bei den als "einfach" geltenden, aber massenhaft benötigten Standard-Halbleitern (Dioden, Transistoren), die für jede Industrie kritisch sind, extrem verwundbar ist. Die Produktion der Wafer (Vorprodukte) findet zwar teilweise in Europa (z. B. Deutschland) statt, aber kritische Schritte wie das Packaging (Endfertigung und Verpackung) sind stark auf China konzentriert (rund 70 % der Nexperia-Chips werden dort verpackt). Genau diese Schwachstelle nutzte China mit dem Exportstopp, um die gesamte europäische Lieferkette lahmzulegen. Der Fall macht deutlich, dass es bei technologischer Souveränität nicht nur um die modernsten Chips (wie die 2nm-Chips von Intel) geht, sondern auch um die zuverlässige Verfügbarkeit strategisch wichtiger Legacy-Chips (ältere, aber unverzichtbare Technologien), die das Rückgrat der Auto-, Maschinenbau- und Medizintechnikindustrie bilden. Der Nexperia-Fall wird als Wendepunkt betrachtet, der Europa zwingt, seine Industriepolitik konsequenter auf Resilienz und die Unabhängigkeit bei kritischen Technologien auszurichten.


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