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14:32 Uhr, 17.02.2011

Ende der Finanzkrise endgültig in Sichtweite

Frankfurt (BoerseGo.de) - Wann ist die Finanzkrise endlich Geschichte, fragt Jan Amrit Poser, Chefökonom der Bank Sarasin & Cie in der aktuellen Finanzmarktkolumne. "Im Zuge der Kreditblase des letzten Jahrzehnts haben sich die Privathaushalte in vielen Ländern stark verschuldet und die Banken ihre Bilanzen entsprechend zu stark ausgeweitet", erklärt Poser.

Um den sich daraus ergebenden Abwärtskräften entgegen zu wirken, erhöhte der Staat seine Nachfrage. "Der Teufel wurde mit dem Beelzebub ausgetrieben", ist Poser überzeugt. Die privaten Konsumschulden seien in den USA um 20 Prozent vom Bruttoinlandsprodukt gesunken, während die Staatsverschuldung im gleichen Zeitraum um 30 Prozent vom BIP ausgeweitet wurde. "Es wäre verfehlt, diese Politik als falsch zu verurteilen. Ohne die staatliche Nachfragepolitik wäre die Rezession viel tiefer gewesen".

Die Folgen wie Überkonsum und Investitionsexzesse hätten sich nach dem Platzen der Blase aber bereits abgebaut. In seiner Analyse kommt Poser zu der Erkenntnis, dass sich die Finanzierungsbedingungen verbessert haben. "Trotz der Bilanzreduktionsbemühungen der Bankhäuser steigen deren Kreditvergabe". Auch die Konsumenten hätten aufgrund der Arbeitsmarktverbesserung mehr Zuversicht gefasst. Die Konsumkredite verzeichnen in den USA seit fünf Monaten wieder einen Zuwachs und geben dem Wachstum erstmals seit 2008 wieder Rückenwind.

Doch noch immer hängt der Aufschwung in der Weltwirtschaft maßgeblich am Tropf der expansiven Geld- und Fiskalpolitik. Damit er nachhaltig werden kann, müsse der Gegenwind von der Kreditseite aufhören. "Die Banken sollten ihre Kreditkonditionen noch weiter lockern und die Unternehmen wieder gewillt sein zu investieren".

Das einzige ungelöste Problem ist und bleibt laut dem Experten der US-Immobilienmarkt. "Wenn der Hypothekarschuldenabbau mit dem gegenwärtigen Tempo weitergeht, sollte der Boden ab Mitte Jahr 2011 sichtbar werden, so dass der Aufschwung bis Ende des Jahres selbsttragend werden kann". Das wäre dann laut Poser eben jener Moment, an dem die Finanzkrise ihr endgültiges Ende findet.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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