Endet Chinas Wirtschaftserholung abrupt?
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New York (Godmode-Trader.de) - In China sind die Produzentenpreise im Juli erneut auf hohe 9 Prozent angestiegen, während die Kernverbraucherpreise, bei denen die volatilen Lebensmittel- und Energiekosten herausgerechnet werden, so stark wie seit 18 Monaten nicht mehr anzogen. Gleichzeitig bedroht die Ausbreitung der Delta-Variante die Aussichten der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft.
Der sprunghafte Anstieg der Erzeugerpreise im Juli war größtenteils auf die höheren Rohstoffpreise zurückzuführen, insbesondere auf Öl und Kohle. Peking hat ab Mai versucht, den Anstieg der Rohstoffpreise einzudämmen, indem es Bestände aus den strategischen Reserven des Landes freigab, gegen Lagerung und Spekulationen vorging und staatliche Unternehmen anwies, ihr Engagement auf den Rohstoffmärkten in Übersee zu begrenzen. Mit bisher überschaubarem Erfolg.
Die jüngsten Entwicklungen stellen ein Dilemma für die politischen Entscheidungsträger in Peking dar, die bereits eine fiskalische und geldpolitische Unterstützung für die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte zugesagt haben. Während einige Ökonomen den Spielraum für weitere stimulierende Maßnahmen der Zentralbank PBoC durch Inflationsrisiken eingeschränkt sehen, bewerten andere das unsichere Wachstumsumfeld als größere Sorge, so dass eine weitere Lockerung der Geldpolitik als ein wahrscheinliches Szenario angesehen wird.
Die People's Bank of China erklärte am Montag, dass der Anstieg der Erzeugerpreise „höchstwahrscheinlich vorübergehend" sei, die inländische Erholung insgesamt aber als „noch nicht gefestigt“ zu betrachten sei. Der Inflationsdruck sei „kontrollierbar", da die Zentralbank im Mai 2020 mit der Normalisierung der Geldmenge begonnen habe und damit den großen Volkswirtschaften voraus sei, hieß es im geldpolitischen Bericht für das zweite Quartal.
Die jüngsten Außenhandelsdaten Chinas zeigten zudem eine Abschwächung der weltweiten Nachfrage, ein weiterer Gegenwind für Chinas Konjunktur. Das Exportwachstum verlangsamte sich im Juli auf 19,3 Prozent und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Extreme Wetterbedingungen und lokale Covid-Ausbrüche haben die Produktion und die Ausfuhren in Teilen des Landes behindert, während rekordhohe Frachtkosten die Gewinne der Exporteure schmälerten. Chinas Null-Toleranz-Ansatz bei der Bekämpfung der Ausbreitung des Coronavirus könnte laut Experten mit sich bringen, dass der grenzüberschreitende Fracht- und Reiseverkehr wieder stärker kontrolliert wird, was die Lieferkette weiter belasten könnte.
Goldman Sachs und JPMorgan Chase haben diese ungute Mischung aus hoher Inflation und unsicherem Wirtschaftsausblick zum Anlass genommen, ihre Wachstumsprognosen für China für das dritte Quartal und das Gesamtjahr nach unten zu korrigieren, und zwar teilweise recht deutlich.
JPMorgan geht nun davon aus, dass sich das BIP-Wachstum im dritten Quartal gegenüber dem Vorjahr von 7,4 auf 6,7 Prozent und für das Gesamtjahr von 9,1 auf 8,9 Prozent verlangsamen wird. Goldman Sachs senkte seine Prognose für 2021 von 8,6 auf 8,3 Prozent.
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