Fundamentale Nachricht
14:14 Uhr, 12.08.2020

Emerging Markets: Tech-Sektor mit ungebrochenem Momentum

Eine Markkorrektur ist laut dem aktuellen Kapitalmarktbericht zu den globalen Emerging Markets (emreport) von Raiffeisen Capital Management nicht ausgeschlossen. Verantwortlich für den emreport zeichnet Angelika Millendorfer, Leiterin des Teams Emerging Markets Aktien.

Die Key-Facts:

Globaler Überblick: Der stete Aufwärtstrend vieler Aktienmärkte fußt einerseits auf einer Verbesserung der Wirtschaftsindikatoren nach dem starken Einbruch im Frühjahr, andererseits auf einem ungebrochenen Momentum im Technologiesektor – ein Bereich, der zuletzt weitreichend von den Änderungen profitiert hat. Eine Marktkorrektur kann nach der teils irrationalen Aufwärtsbewegung aber nicht ausgeschlossen werden.

Nach Aufhebung strikter Corona-Restriktionen in vielen Ländern, kommen nun neuerliche Sorgen ob einer zweiten Infektionswelle auf. Hier sind regionale Einschränkungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens durchaus möglich. In Anbetracht dessen ist es wahrscheinlich, dass die aktuell vielerorts expansive Geld- und Fiskalpolitik noch weiter fortgeführt wird.


China:
Kurzfristig will das Politbüro passende Rahmenbedingungen schaffen, um den inländischen Konsum sowie die produzierende Industrie zu stützen und eine Überhitzung des Immobilienmarktes zu verhindern. Währenddessen rückt der US-Präsidentschaftswahlkampf näher, was sich in einer neuerlichen Intensivierung des Handelskonflikts zwischen USA und China niederschlägt.

Indien: Erstmals seit Anfang 2002 wurde ein Handelsbilanz-Überschuss erzielt. Die Dynamik dahinter dürfte in den nächsten Monaten anhalten. Und die Arbeitsmarktdaten haben ebenfalls eine Erholung gesehen.

Brasilien: Die Covid-19-Pandemie hat Lateinamerika zum neuen Epizentrum der Krankheit gemacht. Vor allem in Brasilien sind die Fallzahlen hoch. Zugleich hat das Defizit der öffentlichen Hand per Ende Juni den höchsten Stand seit Beginn der Datenreihe (Juli 1994) verzeichnet. Dennoch gibt es umfassende (temporäre) Unterstützungen für den Arbeitsmarkt. Auch sollen Infrastrukturprogramme gestartet werden, und es gibt einen Vorschlag zur Vereinfachung des derzeit sehr komplexen Steuersystems.

Russland: Die Zentralbank hat den Leitzins auf 4,25 % gesenkt, weitere Zinssenkungen sind im Herbst möglich. Die Inflationserwartung wurde nach unten revidiert. Für 2020 wird ein BIP-Rückgang von 4,5-5,5 % erwartet, für 2021 ein Wachstum von 3,5-4,5 %. Auch hat Präsident Putin ein Dekret über Ziele (bis 2030) verabschiedet, das auch dazu dienen soll, die Wettbewerbsfähigkeit Russlands im internationalen Vergleich zu stärken.

Türkei: Die Bilanzen vieler Unternehmen sind aufgrund eines hohen Verschuldungsgrads schwach. Der private Konsum leidet unter einem verhaltenen Arbeitsmarkt. Dennoch erwartet die Zentralbank eine wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr.

CE3 (Polen, Tschechien, Ungarn): Tschechien leidet unter stärkerer Exportorientierung. Die Regierung hat unterdessen zahlreiche Maßnahmen eingeführt, um Wirtschaft und Unternehmen zu stützen. In Ungarn hat die Zentralbank eine weitere Zinssenkung beschlossen. In Zukunft will man sich darauf konzentrieren, Staatsanleihen mit einer Laufzeit von mehr als 15 Jahren aufzukaufen (um die Zinskurve abzuflachen). In Polen kommen die Lieferketten langsam in Gang, das sollte sich in den nächsten Wochen fortsetzen.

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