Fundamentale Nachricht
10:41 Uhr, 25.01.2018

Ein spektakuläres Jahr, getrübt durch Divergenzen

Die Märkte haben sich MFS-Investmentstratege James Swanson zufolge 2017 durchaus unterschiedlich entwickelt.

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  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 26.210,80 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Boston (GodmodeTrader.de) – Den Medien zufolge steigen alle Aktien im Gleichschritt – getreu dem alten Sprichwort, dass die Flut alle Boote hebt. Doch wenn man ein wenig tiefer blickt, zeigt sich, dass es nicht ganz so ist: 2017 entwickelten sich Märkte durchaus unterschiedlich, wie James Swanson, Chef-Investmentstratege bei MFS Investment Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

2017 sei die Ertragsstreuung im S&P-500-Index bemerkenswert gewesen. Technologiewerte hätten fast doppelt so stark zugelegt wie der Gesamtindex. Bis zum 20. Dezember habe ihr Gesamtertrag 41 Prozent betragen, gegenüber 22 Prozent Indexertrag – ein bemerkenswerter Abstand. Der Sektorvergleich sei noch überraschender: Telekommunikations- und Energiewerte seien um jeweils etwa 45 Prozent hinter Technologieaktien zurückgeblieben (und um 25 Basispunkte hinter dem Index). Keineswegs hebe die Flut also alle Boote gleich stark, und einige Boote seien sogar etwas gesunken, heißt es weiter.

„Auch früher gab es solche Unterschiede und im Energiesektor waren sie oft der Vorbote eines Ölpreisrückgangs. Das ging meist mit einem stärkeren US-Dollar und generell schwächeren Rohstoffpreisen einher, was wiederum den Gewinnen der S&P 500-Unternehmen schadete. Wir halten die schwache Entwicklung des Energiesektors im Jahr 2017 daher für ein Warnsignal für das neue Jahr“, so Swanson, der mit folgenden Auswirkungen des gerade erst verabschiedeten Steuergesetzes rechnet: Die Neuregelungen würden unterschiedliche Auswirkungen auf verschiedene Arten von Large Caps haben. Eher binnenorientierte Firmen würden von einem deutlichen Rückgang der Effektivsteuersätze profitieren, sodass die operativen Gewinne ceteris paribus im zu Ende gegangenen Jahr um etwa acht bis zehn Prozent höher ausfallen dürften, heißt es weiter.

„Der hochfliegende Technologiesektor mit seinen hohen Auslandsumsätzen zahlt effektiv aber nur durchschnittlich 19 bis 20 Prozent Steuern, also weniger als der neue gesetzliche Steuersatz von 21 Prozent. Der Sektor dürfte daher nicht so stark von der Neuregelung profitieren, wie einige Optimisten prognostizieren. Für hochverschuldete Unternehmen könnten die Neuregelungen nachteilig sein, da sie ihren Zinsaufwand nur noch bis zu maximal 30 Prozent ihres Cashflows von der Steuer absetzen können. Unternehmen mit hohem Forschungs- und Entwicklungsbudget, etwa Pharmafirmen und große Investitionsgüterhersteller, dürften unterdessen von der Möglichkeit zu Sofortabschreibungen kurzfristiger Investitionen profitieren. Alles in allem dürfte das Gesetz gut für große US-Unternehmen sein, auch wenn nicht alle in gleichem Maße von ihm profitieren. Hier erwarte ich Unterschiede“, so Swanson.

Swanson glaubt, dass die Verabschiedung des Gesetzes nicht allen Aktien in gleicher Weise oder nachhaltig nütze. Aus seiner Sicht sei der Beschluss des Pakets kein Grund, wahllos alle möglichen Aktien zu kaufen. Der Teufel liege im Detail, was genauere Analysen nötig mache. Er glaubt auch, dass nicht alle Länder in gleicher Weise von dem zurzeit ordentlichen Weltwirtschaftswachstum profitierten. Im Verborgenen gebe es dramatische Entwicklungen, die interessante Signale sein könnten, heißt es weiter.

„Möglicherweise wird das Wachstum in Zukunft nicht mehr so hoch sein wie zurzeit. Je stärker die Kurse steigen, desto größer ist das Risiko, dass Anleger zu sorglos werden, Fundamentaldaten und Bewertungen ignorieren – und dafür bestraft werden. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass Anleger in eine solche Falle tappen. Umso mehr ist Vorsicht angesagt: Wer erwägt, wahllos in teure Vermögenswerte zu investieren, sollte sich dies genau überlegen“, so Swanson.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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