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13:37 Uhr, 29.04.2014

EBA verzichtet beim Banken-Stresstest auf Katastrophenszenario

Der anstehende Banken-Stresstest in Europa wird deutlich härter ausfallen als frühere Bilanzchecks. Auf Katastrophen-Szenarien wie nach der Lehman-Pleite verzichtet die europäische Bankenaufsicht jedoch.

Die europäische Bankenaufsicht (EBA) hat heute in London die genauen Kriterien für den anstehenden Banken-Stresstest festgelegt. Die Bankenaufseher spielen unter anderem einen Einbruch der Wirtschaft durch. Es werden ein BIP-Rückgang von 0,7 Prozent in diesem Jahr, ein Rückgang von 1,5 Prozent im kommenden Jahr und eine leichte Erholung von 0,1 Prozent im Jahr 2016 simuliert. Das Szenario sieht über den Testzeitraum damit eine um sieben Prozentpunkte niedrigere Wirtschaftsleistung im Vergleich zu den Prognosen der EU-Kommission vor.

Die EBA simuliert außerdem einen Anstieg der Arbeitslosenquote in der Eurozone auf 13% im Jahr 2016 sowie deutlich sinkende Immobilienpreise um gut ein Fünftel. Beides würde zu massiven Kreditausfällen führen. Ferner geht die Bankenaufsicht von sechs Schocks an den Anleihen- und Aktienmärkte in aller Welt und von einer Währungskrise in Mittel- und Osteuropa aus. Erstmals werden auch Verluste bei Staatsanleihen simuliert.

Auch im ungünstigsten Fall müssen die Banken noch auf eine harte Eigenkapitalquote von 5,5 Prozent kommen. Derzeit beträgt die harte Eigenkapitalquote der Institute durchschnittlich 11,7 Prozent. Bei einer unzureichenden Kapitalausstattung müssen die Banken zunächst die Finanzmärkte anzapfen oder ihr Risiko-Aktiva verringern. Gelingt das nicht, können die Institute versuchen, Geld von ihren Anleihegläubigern und Einlegern zu erhalten. In letzter Instanz können sie die Regierung ihres Heimatlandes um Hilfe bitten.

Der anstehende Banken-Stresstest fällt deutlich härter aus als frühere Bilanzchecks. Ziel ist es, das Vertrauen der Finanzmärkte in die Banken in Europa wiederherzustellen. Viele Experten hatten den letzten Stresstest im Jahr 2011 als zu lax kritisiert. Katastrophen-Szenarien wie nach der Lehman-Pleite wurden jedoch auch diesmal nicht zugrunde gelegt. Damals schrumpfte das BIP in der EU allein im Rezessionsjahr 2009 um 4,5 Prozent. Eine mögliche Deflation wird ebenfalls nicht durchgespielt.

Die Ergebnisse des Stresstests sollen im Oktober veröffentlicht werden, bevor die EZB im November die Bankenaufsicht übernimmt.


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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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