Analyse
08:30 Uhr, 07.02.2025

E.L.F. BEAUTY – Blaues Auge oder K.O. für die Beauty-Aktie?

Bitter! Die Aktie von e.l.f. Beauty stürzte gestern im nachbörslichen Handel um rund 25 % ab. Was hat den Anlegern im Zahlenwerk nicht geschmeckt? Und wie verfahre ich mit der Position?

Erwähnte Instrumente

  • E.L.F. Beauty Inc.
    ISIN: US26856L1035Kopiert
    Kursstand: 88,490 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • E.L.F. Beauty Inc. - WKN: A2ARZ4 - ISIN: US26856L1035 - Kurs: 88,490 $ (NYSE)

e.l.f. Beauty hat mit seinen Ergebnissen für das dritte Quartal des Geschäftsjahres 2025 erneut ein starkes Wachstum vorgelegt und beeindruckt mit einem Umsatzanstieg von 31 % im Vergleich zum Vorjahr.

Das Unternehmen konnte nicht nur seine Marktdominanz in der Massenkosmetikbranche weiter ausbauen, sondern auch zum 24. Mal in Folge sowohl den Umsatz als auch seinen Marktanteil steigern. Trotz dieser beeindruckenden Bilanz gibt es jedoch erste Anzeichen für eine nachlassende Konsumlaune, insbesondere im Januar, was das Management dazu veranlasst hat, die Jahresprognose vorsichtiger anzusetzen.

Die entscheidende Frage lautet daher: Ist das nur eine vorübergehende Konsumflaute oder ein Signal für eine strukturelle Abschwächung?

Finanzergebnisse Q3 2025

Der Quartalsbericht zeigt, dass e.l.f. Beauty die Umsatzprognosen der Analysten mit 355,3 Millionen USD deutlich übertroffen hat, während das bereinigte EPS mit 0,74 USD genau den Erwartungen entsprach. Gleichzeitig stiegen die Bruttomargen um 40 Basispunkte auf 71 %, was auf günstige Währungseffekte sowie Kosteneinsparungen zurückzuführen war.

Dennoch bleibt die operative Rentabilität unter Druck. Die Marketing- und Vertriebsausgaben legten um 36 % im Jahresvergleich zu, was die Gesamtausgaben für Vertrieb, Verwaltung und Allgemeines (SG&A) auf 218,2 Millionen USD ansteigen ließ. Dies führte dazu, dass das bereinigte EBITDA mit 68,7 Millionen USD zwar um 16 % im Vergleich zum Vorjahr stieg, aber unter den Erwartungen von 72,57 Millionen USD blieb.

Besonders heftig ist der starke Rückgang des GAAP-Gewinns, der mit 17,3 Millionen USD weit unter der Analystenschätzung von 44 Millionen USD lag. Dieser Einbruch ist laut Management teilweise auf einen unerwarteten Währungsverlust von 7 Millionen USD aufgrund von Wechselkursschwankungen zwischen dem britischen Pfund und dem US-Dollar zurückzuführen.

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E.L.F. Beauty Wachstum vs. Kategoriewachstum

Ein genauer Blick auf die Wachstumssegmente zeigt, dass e.l.f. Beauty weiterhin stark performt, insbesondere im digitalen Bereich und auf internationalen Märkten. Die digitalen Umsätze stiegen um 30 % im Vergleich zum Vorjahr und machten 24 % des Gesamtumsatzes aus. e.l.f. ist die einzige Kosemtikbrand mit direktem DTC-Geschäft (direct-to-consumer).

Die internationale Expansion schreitet voran und man wuchs mit 66 %, wodurch die Auslandsmärkte nun 20 % des Gesamtgeschäfts ausmachen. In den USA bleibt e.l.f. die führende Marke nach verkauften Einheiten und die zweitgrößte nach Umsatz. Das Unternehmen sieht Amazon als wichtigen Kanal für Produktsuche und Neukundenakquise, insbesondere für internationale Märkte wie Großbritannien, Deutschland und Italien, wo e.l.f. noch keine flächendeckende physische Präsenz hat.

Während das Unternehmen seine Marktanteile bei Target um 170 Basispunkte steigern konnte und dort weiterhin die Nummer-eins-Marke ist, erreichte es erstmals auch bei Walmart den zweiten Platz – eine erhebliche Verbesserung gegenüber dem vierten Rang im Vorjahr. Zudem zeigen erste Tests bei Dollar General vielversprechende Ergebnisse und bieten weiteres Wachstumspotenzial im Discounter-Segment.

Gesenkte Prognose – Das K.O.?

Trotz dieser an sich starken Marktstellung reagiert das Management mit Vorsicht auf die schwächeren Konsumtrends im Januar, was sich in einer nach unten korrigierten Jahresprognose widerspiegelt.

Während CEO Tarang Amin weiterhin optimistisch bleibt und betont, dass das Unternehmen erhebliche Wachstumspotenziale in digitalen Kanälen, Hautpflege und internationalen Märkten sieht, zeigt sich CFO Mandy Fields zurückhaltender.

Aufgrund der schwächeren Nachfrage in den ersten Wochen des Kalenderjahres 2025 wurde die Prognose für den Jahresumsatz auf eine Spanne von 1,30 bis 1,31 Milliarden USD gesenkt, nachdem zuvor noch 1,315 bis 1,335 Milliarden USD erwartet worden waren. Auch die Prognose für das bereinigte EBITDA wurde von 304 bis 308 Millionen USD auf 289 bis 293 Millionen USD nach unten korrigiert. Das bereinigte EPS wurde entsprechend von 3,47 bis 3,53 USD auf eine Bandbreite von 3,27 bis 3,32 USD gesenkt.

Mehrere Analysten fragten matürlich nach den Gründen für die schwächeren Konsumtrends im Januar, insbesondere nach den Treibern der gesenkten Umsatzprognose für das vierte Quartal. CEO Tarang Amin erklärte, dass die Kosmetik-Kategorie im Januar insgesamt -5 % rückläufig war. Die drei Hauptfaktoren für die nachlassende Nachfrage seien:

  1. Starker Rabatt-Wettbewerb im Dezember: Viele Verbraucher hatten im Dezember größere Mengen an Kosmetikprodukten gekauft, was im Januar zu einer gewissen "Lagerhaltung" führte.
  2. Weniger Social-Media-Aktivität um Beauty-Produkte: Das Engagement auf TikTok und anderen Plattformen sei im Januar um über 20 % gesunken, u. a. wegen der Unsicherheiten um TikTok und weil die Aufmerksamkeit auf andere Themen wie die Waldbrände in Kalifornien gerichtet war. Ein Aspekt, der nicht direkt aus den Zahlen hervorgeht, ist die starke Abhängigkeit von Social-Media-Trends. e.l.f. Beauty hat in den vergangenen Jahren seine Markenpräsenz vor allem über Plattformen wie TikTok und Instagram stark ausgebaut und sich als führende Kosmetikmarke für die Generation Z und Millennials etabliert.
  3. Schwieriger Vergleich mit dem Vorjahr: Das vierte Quartal des Vorjahres war außergewöhnlich stark, da es den globalen Launch des viralen Glow Reviver Lip Oil enthielt.

Ob sich die Trends im Februar und März verbessern oder ob das schwächere Konsumumfeld länger anhält? Der CEO erklärte, dass das Unternehmen bewusst konservativ in seiner Prognose für das vierte Quartal sei, um möglichen Unsicherheiten Rechnung zu tragen. Dennoch sehe man erste Anzeichen einer Stabilisierung, insbesondere durch neue Frühjahrs-Launches, die noch in den Regalen platziert werden müssen. Erweiterte Verkaufsflächen bei Target und Walgreens, die für zusätzlichen Umsatz sorgen könnten. Erwartete Erholung der Social-Media-Aktivität, die wieder für mehr virale Aufmerksamkeit sorgen sollte.

Außerdem stellte man klar, dass die internationalen Märkte weiterhin stark wachsen und nicht von der gleichen Nachfrageschwäche betroffen sind wie die USA. Allerdings wird für das vierte Quartal ein etwas langsameres Wachstum erwartet, da es in Q3 mehrere größere Erstauslieferungen für neue internationale Partner gab, die sich nicht in Q4 wiederholen werden. Dennoch sieht e.l.f. weiterhin erheblichen Spielraum für Expansion, da viele internationale Wettbewerber über 70 % ihrer Umsätze außerhalb der USA erwirtschaften, während e.l.f. aktuell erst bei 20 % internationaler Umsatzanteil liegt.

Thema Zölle

Da e.l.f. seine internationale Präsenz weiter ausbaut, werden Währungsrisiken eine immer größere Rolle spielen, auch das Thema Zölle spielt eine Rolle. CFO Mandy Fields betonte, dass die kürzlich angekündigten zusätzlichen 10%-Zölle auf Importe aus China das aktuelle Geschäftsjahr noch nicht betreffen würden. Das Unternehmen plant jedoch, auf die neuen Zölle in seiner Prognose für das Geschäftsjahr 2026 einzugehen, die im Mai vorgestellt wird.

Fields verwies darauf, dass e.l.f. Beauty bereits im Jahr 2019 erfolgreich mit der damaligen Erhöhung der US-Zölle auf 25 % umgegangen ist. Damals hatte das Unternehmen Lieferantenverhandlungen, Kostenoptimierungen und gezielte Preiserhöhungen genutzt, um den Einfluss der höheren Importzölle abzumildern. Ein ähnlicher Ansatz wird auch für die neuen Zölle erwartet.

Ein wichtiger strategischer Unterschied zu 2019 ist, dass e.l.f. mittlerweile seine Lieferantenbasis stärker diversifiziert hat und nicht mehr so stark von China abhängig ist. Zudem hilft das stark wachsende internationale Geschäft, die Auswirkungen von US-spezifischen Handelsmaßnahmen besser abzufedern. Das Unternehmen sieht daher mehrere Hebel zur Risikominimierung, bleibt aber dennoch vorsichtig und wird die Situation weiter beobachten.

Steigende Marketingkosten

Durch die steigenden Marketingkosten wächst der Druck auf die Margen. Während das Management betont, dass das hohe Investitionsniveau in Werbung und digitale Kanäle notwendig ist, um das starke Wachstum aufrechtzuerhalten, stellt sich die Frage, ob diese Strategie langfristig nachhaltig ist. Die SG&A-Kosten sind überproportional um 36 % gestiegen, und wenn das Umsatzwachstum in den nächsten Quartalen nicht im gleichen Maße weitergeht, könnte dies die Rentabilität erheblich belasten. Einerseits muss e.l.f. hier eine bessere Balance zwischen Marktanteilsgewinnen und Profitabilität finden, andererseits kann man die höhere Kosten auch mit der Internationalisierung verargumentieren. Das gilt es wie schon die vorherigen Quartale zu beobachten

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Fazit

Für mich persönlich bleibt e.l.f. Beauty eines der beeindruckendsten Wachstumsunternehmen im Kosmetiksektor. Die Marke konnte sich als klare Nummer eins in der Massenkosmetik positionieren und überzeugt mit einer dynamischen digitalen und internationalen Expansion.

Allerdings sind erste Anzeichen von Konsumzurückhaltung nicht zu übersehen. Kurzfristig bleibt kein Blumentopf mit der Aktie zu gewinnen und man wird genau beobachten müssen, ob sich die Nachfrage im Massenkosmetikmarkt wieder stabilisiert.

Langfristig bleibt e.l.f. jedoch gut positioniert, um von strukturellem Wachstum im Beauty-Sektor zu profitieren. Entscheidend wird sein, ob das Management in den kommenden Quartalen die operative Effizienz steigern und die Margen stabilisieren kann. Die Risiken gilt es im Blick zu behalten.

Das Bewertungspremium von e.l.f. wird aufgrund der Unsicherheit nach unten adjustiert und erklärt die Heftigkeit des Einbruchs, wenngleich mir -25 % schon arg viel vorkommen. Es gilt nun vor allem auf die Analystenstimmen zu achten. Danach werde ich eine Entscheidung treffen, wie ich mit der Position verfahre. Nachkaufen werde ich weiterhin nicht. Wer hingegen auf "sicherere" und rentablere Investments setzt, sollte aktuell weniger auf den Sektor Kosmetik setzen. Siehe L'Oreal oder Estee Lauder; oder zunächst abwarten, ob sich die finanziellen Kennzahlen wieder verbessern.


Viel Erfolg wünscht Dir Valentin

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9 Kommentare

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  • DJ7empest
    DJ7empest

    Super, vielen Dank!

    09:28 Uhr, 07.02.
    1 Antwort anzeigen
  • Sagero
    Sagero

    Super Analyse. Stark das du nach dem heftigen Abverkauf nochmal auf diese Position in deinem Depot zurückkommst. Viele lassen sowas dann ja unter den Tisch fallen.

    09:26 Uhr, 07.02.
    1 Antwort anzeigen
  • stiehli
    stiehli

    Danke für Deine ausführliche Analyse. Wie Bastian in seiner Chartanalyse richtigerweise vor ein paar Tage schon sagte, kann es jetzt einfach mal Richtung 20$ laufen. Tolle Story, aber aktuell Seitenlinie.

    08:55 Uhr, 07.02.
    2 Antworten anzeigen
  • Mohsi
    Mohsi

    Applaus für Deine ausführliche Analyse Deines (ex-?) Schätzchens hier! 👏🏼👍🏼 Merci vielmals für die Arbeit und Mühe!

    08:51 Uhr, 07.02.
    1 Antwort anzeigen