Durchhalten oder „das Dilemma der EZB“
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New York (GodmodeTrader.de) - Aus geldpolitischer Sicht ist es der Europäischen Zentralbank (EZB) trotz ihrer expansiven Politik nicht gelungen, ihr Ziel – eine höhere Inflationsrate – zu erreichen. 2017 und 2018 lag die Kerninflation im Durchschnitt bei nur einem Prozent. Letzten Dezember beendete die EZB ihr quantitatives Lockerungsprogramm. Dennoch liegen sowohl markt- als auch umfragebasierte Kennzahlen für die Inflationserwartungen niedriger als 2014 zu Beginn der Wertpapierkäufe, wie Andrew Wilson, CEO für EMEA und Leiter des Global Fixed Income und Liquidity Management-Teams bei Goldman Sachs Asset Management, in einem Marktkommentar schreibt.
„Für EZB-Präsident Mario Draghi sei dieses Dilemma eine Folge der niedrigen Inflationsrisikoprämien aufgrund der langfristig rückläufigen Inflation in den Industrieländern. Er habe ebenfalls betont, dass die Zentralbank noch über ‚eine Vielzahl von Instrumenten‘ verfüge, unter anderem die Forward Guidance, mit der in diesem Jahr ein zumindest ‚bis Ende 2019‘ unveränderter Leitzins angekündigt wurde“, so Wilson.
Der Markt sei offenbar nicht überzeugt, dass sich die Inflation in nächster Zeit an das Inflationsziel der Zentralbank von zwei Prozent annähern werde. Den Anlegern scheine vor allem wichtig zu sein, ob die anhaltend schwache Inflation die geldpolitische Normalisierung der EZB in diesem Zyklus nicht verzögere, sondern komplett zum Erliegen gebracht habe. Das werde in der Abflachung der europäischen Zinskurve deutlich: In diesem Jahr fielen die Renditen vor allem am langen Ende der Kurve, heißt es weiter.
„Unserer Ansicht nach ist es am wahrscheinlichsten, dass die EZB ihre bisherige Politik fortsetzt. Die EZB ist eine Vertragsorganisation. Das beschränkt sie erheblich in ihren Möglichkeiten, drastischere oder proaktivere Schritte zur Erfüllung ihres Inflationsauftrags zu ergreifen. Wenn sich das Wachstum stabilisiert, dürfte die EZB zu einer Normalisierung ihrer Zinspolitik übergehen und die Zinsen 2020 leicht anheben – eine spätere oder überhaupt keine Zinserhöhung sind allerdings wahrscheinlicher“, so Wilson.
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