Dreht der Markt jetzt völlig durch?
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Erwähnte Instrumente
So mancher Anleger traut aktuell seinen Augen nicht: Nach deutlichen Kursverlusten an Heiligabend konnten die wichtigsten US-Indizes am 2. Weihnachtstag alle um fast fünf Prozent oder mehr zulegen. Der Dow Jones Industrial Average verbuchte mit einem Plus von 1.086,25 Punkten sogar den größten Kursgewinn aller Zeiten, wenn man die Kursveränderung in Punkten bemisst. Prozentual war es immerhin der größte Gewinn im Dow seit dem Jahr 2009.
Auch andernorts gab es dramatische Kursbewegungen. In Japan stürzte der Nikkei 225 am ersten Weihnachtstag um mehr als fünf Prozent ab, nur um sich anschließend wieder deutlich zu erholen.
Was steckt hinter den vollkommen verrückt erscheinenden Kursbewegungen? In der Folge sollen einige mögliche Erklärungsversuche geliefert werden:
- Weltweit befinden sich die wichtigsten Aktienmärkte nun ganz klar in einem Bärenmarkt. In Bärenmärkten sind nicht nur extrem starke Kursverluste innerhalb von kurzer Zeit, sondern auch zwischenzeitlich starke Erholungen üblich. Eine kräftige Erholung in Gegenrichtung des vorherrschenden Abwärtstrends wird auch als Bärenmarktrally bezeichnet. Eine Bärenmarktrally kann zu erheblichen Kursgewinnen innerhalb kurzer Zeit führen - ohne dass sich am vorherrschenden Abwärtstrend etwas nennenswert ändern muss.
- Ganz besonders in den USA aber auch weltweit ist es weiterhin so, dass die zum Teil kräftigen Kursverluste seit Anfang Oktober sich bisher kaum mit den fundamentalen Entwicklungen in Einklang bringen lassen. Diese Diskrepanz zwischen der fundamentalen Entwicklung und den Kursbewegungen verstärkt die Unsicherheit bei vielen Marktteilnehmern. Die US-Wirtschaft etwa dürfte auch im vierten Quartal ein starkes Wachstum verzeichnet haben, trotzdem brechen die Aktienmärkte ein, als ob eine Rezession droht. Angesichts von Handelskonflikten und steigenden Zinsen mag es auch durchaus dazu kommen, sicher ist die Entwicklung aber keineswegs. Auch bei Einzelwerten sind die Kursbewegungen oft nur schwer fundamental zu begründen. Die Amazon-Aktien haben sich etwa dramatisch verbilligt, obwohl das Unternehmen weiter kräftig wächst. Gestern berichtete Amazon vom besten Weihnachtsgeschäft aller Zeiten - was dann bei Amazon auch zu einem deutlichen Kursplus von 9,45 Prozent führte.
- Immer wieder werden auch die Aktivitäten von Algo- und High-Frequency-Tradern für die zuletzt hohe Volatilität verantwortlich gemacht. Allerdings waren diese Marktteilnehmer zuletzt auch nicht deutlich aktiver als zuvor, als sich der Markt gerade durch eine ungewöhnlich niedrige Volatilität auszeichnete. Trotzdem dürfte ein Teil der Schuld durchaus auch auf Algo-Trader und HFT-Firmen zurückzuführen sein. Denn viele dieser Firmen sorgen in guten Marktphasen für eine gute Handelbarkeit vieler Werte, indem sie zusätzlich Liquidität bereitstellen. In schlechten oder schwierig einschätzbaren Marktphasen ziehen sie sich dann aber aus dem Markt zurück, was zu Instabilität führen kann.
- Ohnehin führt die geringe Liquidität am Markt gerade rund um den Jahreswechsel tendenziell zu einer Verstärkung von Kursbewegungen (und nicht etwa zu einer Abschwächung, wie viele Trader meinen). Der Grund dafür ist, dass einzelne Aufträge den Markt viel stärker bewegen können, wenn das Orderbuch weniger stark gefüllt ist als üblich. Kommt es dann noch zu einzelnen großen Transaktionen (siehe nächster Punkt), kann das erhebliche Auswirkungen auf den Markt haben.
- Gerade zum Jahresende, aber auch regelmäßig zum Monats- bzw. Quartalsende werden in vielen Portfolios von institutionellen Anlegern Umschichtungen vorgenommen. Diese Umschichtungen werden oft von lange Hand geplant, orientieren sich also mitunter gar nicht am aktuellen Kursgeschehen. Neben dem Effekt des Window Dressings, bei dem zum Beispiel schlecht gelaufene Werte tendenziell verkauft und gut gelaufene Werte zugekauft werden, kommt es auch zu anderen Effekten. So sorgt schon alleine das normale und regelbasierte Rebalancing für milliardenschwere Transaktionen, wenn sich die Märkte zuvor stark bewegt haben. Nach Berechnungen von Well Fargo etwa müssen US-Pensionskassen aktuell zum Jahresende einen Betrag von 64 Milliarden Dollar aus Anleihen abziehen und in Aktien investieren. Verantwortlich dafür ist schlicht, dass sich Aktien zuletzt schwächer entwickelt haben als Anleihen und durch das Rebalancing die relative Gewichtung der verschiedenen Anlageklassen wiederhergestellt wird.
Was halten Sie von den jüngsten dramatischen Kursbewegungen? Diskutieren Sie diese Frage doch auf meinem Guidants-Desktop oder direkt hier unter dem Artikel!
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Zwei wichtige Argumente, die das aktuelle Kursgeschen erkären können, hat Oliver ja bereits erwähnt:
Umsatzschwache Zeiten sind geradezu prädestiniert, um "völlig verrückte" Kurse zu fabrizieren.
Und Bärenmarktrallyes sind typischerweise deutlich dynamischer als Anstiege in Bullenmärkten.
Wie die Lage zu beurteilen ist, das wird man daher erst im Januar einschätzen können. Die ersten fünf Handelstage könnten diesmal besonders zu beachten sein.
Erst im weiteren Verlauf des Jahres 2019 dürfte klar werden, was der denkwürdige Auftritt des US-Finanzministers in der Weihnachtswoche zu bedeuten hatte...
.....jetzt werden erstmal wieder ein paar gierige Privatanleger in die Märkte gelockt um sein Material wieder zu verkaufen. Danach geht es nochmal ein gutes Stück richtung Süden. Ist doch immer schon so gewesen. Im Moment haben BIG Player sowieso ein leichtes Spiel, da viele Ihrer Kollegen in den schönsten Gebieten dieses Planeten teuren Champagner schlürfen. Entscheidungen werden erst wieder ab dem 02.01.2019!
Märkte ein immer wieder lustiger Begriff, wenn jemand Angebot und Nachfrage meint.
Im Falle von Aktien dürften die Derivate die Kurse bestimmen und nicht die armseligen Käufe von Firmenbeteiligungen.
Auslöser der hysterischen Kursbewegungen der vergangenen paar Tage waren wohl die Statements von Trump und vor allem von dessen Finanzminister Mnuchin zu den Märkten und auch zur FED. Trump hat ganz offensichtlich volle Hosen, das ihm dieser Bärenmarkt seine Wähler vergrault und was Mnuchin anbelangt ist die richtige Einschätzung schon etwas schwieriger. Wollte der Finanzminister lediglich dienstbeflissen seinem Boß Trump einen Gefallen tun, um die Märkte nicht noch weiter absacken zu lassen? Das wäre dann in der Tat eine ziemlich dilettantische Aktion gewesen. Oder steckt deutlich mehr hinter der veröffentlichten Kommunikation mit den größten Banken des Landes? Ein wenig fühlt man sich an Merkel und Steinbrück erinnert: Ihr Geld ist sicher.
Mnuchin darf man unterstellen, das er über genügend Intelligenz + Erfahrung verfügt um sehr genau zu wissen, wie sehr die Äußerungen eines amtierenden US-Finanzministers die Märkte bewegen können. Es kann also ausgeschlossen werden, daß ihm ein Kommunikationsfehler unterlief, demzufolge war der Gang in die Öffentlichkeit schiere Absicht. Lediglich sein Motiv ist noch nicht wirklich zu ergründen. Der seit einiger Zeit sehr deutlich steigende Ted Spread könnte ein Hinweis darauf sein, das mehr hinter Mnuchins Auftritt steckt, als die Angst um weiter nachgebende Aktienkurse.