Draghi macht sich die Welt, wie sie ihm gefällt
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Erwähnte Instrumente
- EUR/USD - WKN: 965275 - ISIN: EU0009652759 - Kurs: 1,17560 $ (FOREX)
EZB-Präsident Mario Draghi hat mit seinen heutigen Aussagen zur Preisentwicklung in der Eurozone nicht nur zu starken Kursreaktionen, sondern auch für Stirnrunzeln gesorgt. In einer Anhörung vor dem Europäischen Parlament sagte Draghi, dass die Daten einen "relativ lebhaften Anstieg" bei der "zugrundeliegenden Inflation" in der Eurozone zeigten. "Zugrundeliegende Inflation" ist Notenbanksprache und meint dabei die Inflationsrate, bei der die stark schwankenden Preisveränderungen bei Nahrungsmitteln und Energie ausgeklammert werden, und damit die sogenannte Kerninflationsrate, bei der genau dies der Fall ist.
Doch die Daten zeigen offensichtlich etwas anderes: Die Inflationsrate in der Eurozone ist in den vergangenen Monaten tatsächlich stark gestiegen und hat mit 2,0 Prozent im Juni und August sowie 2,1 Prozent im Juli sogar das EZB-Ziel von knapp zwei Prozent überschritten. Doch dafür war keineswegs eine Zunnahme beim "zugrundeliegenden" Inflationsdruck verantwortlich, wie Draghi jetzt Glauben machen möchte. Die Kerninflationsrate, mit der Draghi lange Zeit seine weiterhin sehr lockere Geldpolitik gerechtfertigt hatte, zeigt keineswegs einen "relativ lebhaften Anstieg", sondern lag im August bei 1,0 Prozent und damit ziemlich genau da, wo sie schon seit längerer Zeit verharrt.
Verantwortlich für die Zunahme der Inflation war vor allem ein Anstieg beim Ölpreis. So hat sich die Nordseesorte Brent in den vergangenen 12 Monaten um fast 39 Prozent verteuert. Doch bisher hatte Draghi den Einfluss des Ölpreises immer als "temporären Effekt" klassifiziert, durch den man bei der geldpolitischen Einschätzung "hindurchsehen" müsse. Ganz offensichtlich gilt das nun nicht mehr. Dazu passen auch die heutigen Aussagen von Draghi, dass man einen Anstieg der Kerninflationsrate auf 1,8 Prozent bis 2020 erwarte. Damit wäre das EZB-Ziel von knapp zwei Prozent auch bei der Kerninflationsrate erfüllt und die EZB könnte an der Zinsschraube drehen, wie es ihr gefällt. Entscheidend ist aber, dass Draghi die Geldpolitik offensichtlich nicht mehr von realen Wirtschaftsdaten abhängig macht, sondern von Erwartungen der EZB.
Die heutigen Aussagen Draghis sollen dem Markt vor allem eines signalisieren: Die EZB ist entschlossen, die bereits angedeutete geldpolitische Wende auch umzusetzen und wird sich davon nicht so leicht abbringen lassen, ganz gleich, wie sich die Wirtschaft in der Eurozone auch entwickelt. Nach bisherigen Aussagen soll das umstrittene Anleihenkaufprogramm zum Jahresende 2018 beendet werden und die Leitzinsen "über den Sommer 2019" auf dem aktuellen Rekordtief verbleiben. Ab dem vierten Quartal 2019 könnte die EZB dann aber wieder an der Zinsschraube drehen.
Sollte die EZB bei der geldpolitischen Wende aber tatsächlich relativ "rücksichtslos" mit Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung vorgehen, wie dies Draghi heute angedeutet hat, bedeutet das aber nichts Gutes für die hoch verschuldeten Staaten und Banken in der Eurozone. Wie wichtig die heutigen Aussagen Draghis waren, zeigen auch die Marktreaktionen. Der Euro schoss deutlich in die Höhe und die Anleiherenditen besonders bei den Staatspapieren Italiens zogen kräftig an.
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer und eine Rede Draghis hat für sich genommen noch nicht viel zu bedeuten. Aber die Hinweise an den Markt sind klar: Die geldpolitische Wende kommt, und es wird schon sehr viel passieren müssen, dass sich die EZB von ihrem Kurs abbringen lässt.
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nur der Mario????