Kommentar
09:08 Uhr, 20.12.2016

DOW JONES 20.000 - na und?

Lange musste der Markt auf den nächsten großen Meilenstein im Dow Jones warten. Der Kampf um die Marke von 20.000 Punkten, der keine zwei Wochen andauert, wirkt fast wie eine Ewigkeit. Anleger können sich allerdings auf ganz andere Zeitspannen gefasst machen.

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Noch bevor der Dow Jones die 20.000 Punkte tatsächlich erreicht hat, wird schon gefeiert als sei der Meilenstein bereits gefallen. Ob der Index die wenigen Punkte nun tatsächlich noch überwindet oder nicht, ist fast unerheblich. Ohnehin müssen sich Anleger auf eine zähe Partie nach dieser Marke einstellen.

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Nur, weil 20.000 Punkte erreicht werden, bedeutet das natürlich nicht, dass sie auch nachhaltig gefallen sind. Wie lang es dauern kann, bis Meilensteine endgültig überwunden sind, zeigt Grafik 1. Dargestellt sind die Meilensteine 100, 200, 1.000, 10.000 und 15.000 Punkte. Die Marke von 100 Punkten wurde erstmalig im Jahr 1905 erreicht. Damit war sie allerdings noch lange nicht überschritten. Erst 1942 konnte man die Marke als endgültig gefallen ansehen.

So ähnlich verhielt es sich mit der Marke von 200 Punkten. Sie wurde zum ersten Mal 1927 überwunden. Es dauerte danach mehr als 20 Jahre bis 1950 bis sie als überwunden galt. Die Geschichte setzt sich so fort. Die 60er und 70er Jahre waren eine wahre Nervenprobe für die Marke von 1.000 Punkten und die 90er und 2000er Jahre für die 10.000.

Immerhin gibt es einen Lichtblick. Die Zeit, die es braucht, um einen Meilenstein hinter sich zu lassen, verkürzt sich seit Bestehen des Dow Jones. Grafik 2 zeigt wie viele Jahre es brauchte, um die verschiedenen Meilensteine endgültig zu überwinden. Die Dauer hat sich von über 35 Jahren auf gut 10 Jahre verkürzt. Es ist natürlich noch nicht eindeutig bewiesen, dass wir nie wieder unter 10.000 Punkte fallen. Geschieht dies, dann ist die These der sich verkürzenden Dauer dahin.


Wer noch einen Lichtblick sucht: Wer sagt überhaupt, dass 20.000 Punkte ein Meilenstein sind? Die Marken von z.B. 500 oder 5.000 Punkten wurden ja auch einfach so überschritten, ohne dass es sonderlich lange gedauert hätte.
Wer sich aus diesem Grund Hoffnung macht, sei enttäuscht. Grafik 3 zeigt, weshalb. Der Markt war beim ersten Überschreiten eines Meilensteins für gewöhnlich hoch bewertet. Die Marke von 100 Punkten wurde zum ersten Mal bei einem KGV von 15 geknackt. Erst beim 12. Versuch und einem KGV von weniger als 8 gelang der nachhaltige Sprung darüber.

Das galt auch für die Marke von 10.000 Punkten. Das erste Mal wurde sie mit einem Markt-KGV von 35 überschritten. Nachhaltig überwunden wurde sie bei weniger als der Hälfte. Diese Systematik zeigt sich bei allen Meilensteinen. Sie werden mit hohem KGV das erste Mal touchiert. Es braucht jedoch ein deutlich moderateres Bewertungsniveau, um für einen nachhaltigen Ausbruch zu sorgen.

Bei allen anderen runden Marken wie 500 oder 5.000 Punkten war der Markt moderat bewertet. Die 500-Punkte Marke wurde bei einem KGV von 13 überschritten. Das ist alles andere als exzessiv. Bei der Marke von 2.000 Punkten lag das KGV in einem ähnlichen Bereich, ebenso bei 5.000 Punkten, auch wenn es hier bereits mit einem KGV von 18 heiß herging.

Ein Meilenstein ist ein Meilenstein, wenn eine runde Marke unter einem Exzess überschritten wird. Ein Exzess bemisst sich am KGV. Die Grenze zwischen Exzess und Vernunft kann derzeit bei ungefähr 20 gezogen werden. Heute stehen wird darüber. Laut Berechnung von Robert Shiller steht der Markt bei ca. 26. Das deutet darauf hin, dass die runde Marke von 20.000 Punkten nicht nur einmal, sondern mehrmals von unten angelaufen wird, bevor sie nachhaltig fällt.

Die Korken kann man trotzdem knallen lassen. Man sollte sich nur darüber im Klaren sein, dass man noch die eine oder andere Flasche übriglassen sollte, um auch beim zweiten und dritten und möglicherweise vierten Überschreiten noch feiern zu können.

Clemens Schmale

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  • Traderfox
    Traderfox

    moin

    Jeder tausender braucht seine ZEIT

    18:51 Uhr, 20.12.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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