Diese Woche: Handelsgespräche und Wahlen in Großbritannien
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Oberflächliche Spannungen in den Handelsgesprächen zwischen den USA und China
„Zuletzt wurde über zwei feindselig gesinnte Handlungen Chinas gegenüber den USA berichtet: Zum einen durften chinesische Diplomaten über Twitter die USA trotz eines Banns des sozialen Netzwerks im Reich der Mitte kritisieren; und zum anderen will China künftig ausländische Computer und Software in Regierungsbehörden verbieten. Das scheint ein schlechtes Zeichen für die Gespräche zwischen Washington und Peking zu sein, von denen Beobachter annahmen, dass eine Einigung nicht mehr weit entfernt sei.
Die Realität dahinter ist wohl wesentlich komplexer. Teilweise handelt es sich hierbei um eine Vergeltung Chinas wegen Huawei. Noch wichtiger ist, dass China seiner eigenen Falken-Fraktion entgegenkommen muss. Ein Entgegenkommen bedeutet in dem Fall eine Einigung mit den USA.
Darauf deutet das Ausbleiben der üblichen Tiraden in offiziellen Zeitungen hin. Ein weiterer Hinweis ist, dass das Leak nicht von einer direkten Quelle, sondern von Unternehmen für Sicherheitssoftware kommt. Und: In chinesischen Zeitungen, beispielsweise in der quasi-offiziellen Global Times, gibt es absolut keine Berichterstattung dazu.
Das Risiko ist geringer als es die Schlagzeilen vermuten lassen. Die Verhandlungen bewegen sich ziemlich schnell auf eine ‚Phase Eins‘-Einigung zu, die wir weiterhin für Januar erwarten. Die Optik ist in der Weihnachtszeit eben weniger interessant.“
Wahlen in Großbritannien – Abwarten und Tee trinken
„Am Donnerstag werden die britischen Konservativen angesichts ihres zweistelligen Vorsprungs in den Umfragen voraussichtlich eine Mehrheit im Unterhaus gewinnen. Bei einem „Hung Parliament“ besteht die Frage, ob die Scottish National Party (SNP) und die Labour Party den Tories zuvorkommen und die Wirtschaft auf einen stark progressiven Weg bringen können. Schottland könnte dann in einigen Jahren unabhängig werden. Laut eigenen Angaben würde Jeremy Corbyn zwar ein schottisches Referendum in der ersten Amtszeit nicht unterstützen, das lässt aber Rückschlüsse auf die Aussage selbst zu. Beobachter spekulieren, ob es sich dabei um eine Verhandlungsposition handelt. Ebenso wichtig: Sowohl die SNP als auch Labour würden eine zweite Brexit-Abstimmung unterstützen. Börsenspekulanten sehen die Chancen einer Labour-Mehrheit bei 20 zu 1. Das ist keine Quote, über die der Markt besorgt sein sollte.
Die Wahlen in Großbritannien sollten relativ ereignislos über die Bühne gehen und das Sterling wird wahrscheinlich eine Konsolidierungsphase ohne große Folgen erleben. Als Konsequenz lässt sich dann schnell zum Brexit übergehen.“
Die aktuelle Krise am US-Repo-Markt: „Ein Zeichen exzessiver Fremdfinanzierung“
„Die schwere Krise des Repo-Markts in den USA hat die Fed wiederholt gezwungen, zu intervenieren und Liquidität in den Markt zu injizieren. Der jüngste Bericht der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) wirft ein Schlaglicht auf die Hintergründe. Demnach seien die Banken überschuldet und Hedgefonds für ihre Geldaufnahme massiv abhängig von diesem Markt. Aus unserer Sicht sitzen einige Asset Manager in dem gleichen Boot. Sie sind mit festverzinslichen Wertpapieren beladen, die sie zwar in der Theorie verleihen können, es in der Praxis aber offenbar nicht häufig genug machen. Diese Repo-Aktivität generiert den stetigen Strom laufender Erträge, der es zum Teil einigen Aktienhändlern erlaubt, frei von Ausführungskosten zu agieren.
Zudem scheint es ein Problem mit der US Bank Leverage Measurement oder zu engen Regeln für die Mindestliquiditätsquote (LCR) und die mittelfristig ausgerichtete strukturelle Liquiditätsquote (NSFR) zu geben. Dieses Problem wird sich für die US-Banken noch zuspitzen, sobald die EU bis Ende 2020 Bank-Holdinggesellschaften einführen wird. Diese werden ihr eigenes Risikomanagement haben und daher zusätzliches Geld von ihren US-Muttergesellschaften benötigen. Das könnte wiederum den europäischen Repo-Markt betreffen, der laut BIZ sehr fragmentiert ist.
Der BIZ-Quartalsbericht betrifft die Basis des Fremdfinanzierungsmarkts und sollte daher Teil der Due Dilligence sein. Die Tatsache, dass US-Banken übermäßig fremdfinanziert sind, ist angesichts der robusten US-Wirtschaft trotz nachlassender Wirtschaftsdynamik aber kein Grund zur Besorgnis.“
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