Kommentar
13:00 Uhr, 19.11.2024

Die Zinswende ist in Gefahr, sagt die Bundesbank

Die möglichen Zölle der neuen US-Administration könnten die EZB sogar dazu zwingen, die Zinsen wieder anzuheben, sagt Bundesbankchef Joachim Nagel gestern.

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  • Euro-Bund Future - WKN: 965264 - ISIN: DE0009652644 - Kurs: 132,47 € (EUREX)

Nagel befürchtet spürbare Einschnitte für den Welthandel, falls der designierte US-Präsident Donald Trump seine Zollpläne wahr machen sollte. Trump hatte angekündigt, auf breiter Front neue Zölle zu erheben - für Europa sind 10 % im Gespräch. Diese Entwicklung wurde im Rahmen eines Vortrags von Nagel in Tokio thematisiert (den Redetext kann man auf Englisch hier abrufen).

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Die Bundesbank fürchtet völlig nachvollziehbar Folgen für die Preise. Denn wenn die eine Seite Zölle erhebt, wird die andere Vergeltungsmaßnahmen ergreifen. Somit steigt der Inflationsdruck.

Geht die globale ökonomische Integration zurück, weil der Protektionismus stärker wird, dann würde das letztlich für das Eurosystem bedeuten, "dass es die Zinsen erhöhen müsste, um die Inflation unter Kontrolle zu halten", so Nagel.

Zwar könnten die Notenbanken mit höherem Inflationsdruck umgehen, aber eine "ökonomische Fragmentierung", die sich aus protektionistischen Maßnahmen ergibt, wäre bedrohlich, sagte Nagel. Das Produktionswachstum könnte darunter leiden, denn die Vorteile einer effizienten internationalen Arbeitsteilung würden dadurch zum Teil aufgegeben.

Es ist leider zu befürchten, dass solche völlig begründeten Warnungen Trump nicht beeindrucken, obwohl die Inflation ein zentrales Thema für die Wähler war. Dass Zölle die Inflation sicher nicht senken werden, sondern zum Gegenteil beitragen, sollten sogar ökonomische Laien sofort verstehen können.

Bisher ist die Reaktion bei uns insgesamt verhalten. Der Bund Future konnte zuletzt sogar leicht zulegen. Dass es im Markt große Sorgen gibt, dass die EZB die Zinsen sogar wieder anheben könnte, kann man wirklich nicht behaupten. Ich halte das auch nicht für wahrscheinlich. Aber die Argumente für weitere Senkungen werden auch nicht gerade stärker.

Man darf immer noch hoffen, dass Trump von seinen Zoll-Plänen abrückt oder diese abmildert, bekanntlich ist der künftige Präsident recht flexibel. Vielleicht erklärt ihm sein Team noch, dass er die Inflation effektiver bekämpfen kann, wenn er keine weiteren Zölle erhebt.

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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