Kommentar
16:30 Uhr, 06.04.2021

Die USA laufen dem Rest der Welt wirtschaftlich davon

Im März schuf die US-Wirtschaft fast eine Million neue Jobs. Von diesem Beschäftigungswunder kann der Rest der Welt nur träumen.

Noch vor wenigen Monaten waren die USA das Schlusslicht der Welt. Die Regierung hatte den Kampf gegen die Pandemie praktisch aufgegeben. Es herrschte Chaos. Anstatt Jobs zu schaffen, verlor die Wirtschaft sogar wieder Arbeitsplätze. Das hat sich nun radikal geändert. Die USA gehören nun zur Spitze weltweit.

Ein Drittel der Bevölkerung hat zumindest eine Impfdosis erhalten. Während in Europa eine neue Coronawelle läuft, steigen die Zahlen in den USA nur leicht an. Beim aktuellen Impftempo können die USA bei der neuen Welle wohl ohne besonders strikte Maßnahmen auskommen.

Auch ohne Konjunkturhilfen würde sich die Wirtschaft erholen. Dank des jüngsten 1,9 Billionen schweren Konjunkturprogramms wird die Wirtschaft angeschoben. Höheres Arbeitslosengeld und Direktzahlungen ermöglichen Konsum. Der Konsum wiederum erhöht die Nachfrage nach Arbeitnehmern.

Das führte zu einem Job-Boom, der sich mehrere Monate fortsetzen kann. Bis Jahresende kann die US-Wirtschaft die Krise abhaken. In Europa ist man davon weit entfernt. Wie düster die Lage ist, zeigt das Beispiel Deutschland. Auf dem Papier ist die Lage gar nicht schlecht.

Die Beschäftigung steht bei saisonbereinigten 44,5 Mio. Ohne diese Saisonbereinigung liegt die Beschäftigung etwas tiefer. Im Winter fallen Jobs etwa im Bau wegen des Wetters weg. Im Winter ist die Beschäftigung daher niedriger, im Sommer steigt sie. Bereinigt um diese Effekte ergibt sich ein konsistenterer Trend (Grafik 1).


Vor Krisenbeginn lag die Beschäftigung bei 45,3 Mio. Der Rückgang ist also eigentlich gar nicht so dramatisch. Er liegt bei weniger als 2 %. In den USA fiel die Beschäftigung zeitweise um 15 %. Zuletzt lag sie noch 5,5 % unter dem Vorkrisenniveau. Auf dem Papier ist die Situation in Deutschland besser als in den USA.

In Deutschland gibt es nun aber Kurzarbeit, in den USA nicht. Dank Kurzarbeit bleibt die Beschäftigung seit fast einem Jahr stabil. Rechnet man die Kurzarbeit aus den Zahlen heraus, sieht das Bild anders aus (Grafik 2). Die Beschäftigung fiel in Deutschland fast genauso stark wie in den USA. Sie erholte sich danach auch genauso schnell wieder. Seit Herbst sinkt sie.


Bis Oktober 2020 war die Entwicklung in den USA und Deutschland die gleiche. Aktuell divergiert die Entwicklung erheblich. Die USA bauen Beschäftigung auf, in Deutschland sinkt sie. Wirtschaftlich sind die USA in der Erholung nun drei Monate voraus. Sie eilen dem Rest der Welt davon.

Um die USA muss man sich aus wirtschaftlicher Sicht keine Sorgen mehr machen. Deutschland hinkt hinterher. Wenn die laufende Coronawelle allerdings erst einmal vorüber ist, besteht immer noch die Hoffnung auf schnelle Normalisierung, sogar eine noch schnellere als in den USA. Die Kurzarbeit macht es möglich. Bis Jahresende könnten die USA und Deutschland wieder gleichauf sein.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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    Bei den Vergleichen mit reinen Beschäftigungszahlen ist es wie mit Äpfel und Birnen. Mich würde interessieren in welchen Bereichen und auf welchem LohnNiveau neue Jobs entstehen denn das ist entscheidend für die Zukunftsfähigkeit eines Landes. Wenn alle beim Lieferdienst für Pakete und Essen neue Jobs haben aber die qualifizierten Jobs mit Kurzarbeit zugedeckt aber langfristig verloren sind dann sieht Deutschland ganz alt aus. Wir werden bald mehr Sozialhilfeempfänger haben als Beschäftigte weil Deutschland im Umweltwahn seine Industrie und die Grundlage des Wohlstands selbst zerstört.

    16:42 Uhr, 06.04.2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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