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08:27 Uhr, 09.02.2017

Die Rückkehr der Inflation: Erfolg oder Dilemma für die Zentralbanker?

Die Zentralbanken dürften sich Carmignac-Finanzexperte Jean Médecin zufolge künftig etwas zurücknehmen und der konjunkturellen Zyklizität wieder ihre Rolle als Schiedsrichter der Finanzmärkte zurückgeben.

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    Kursstand: 4.771,56 Pkt (Euronext Paris) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Paris (GodmodeTrader.de) - Sind die Zentralbanker dabei, ihren Kampf gegen die Deflation zu gewinnen? Angesichts der jüngsten Inflationszahlen könnte man dies annehmen. Die US-Inflation ist wieder auf über zwei Prozent im Vorjahresvergleich gestiegen. Die Inflation der Eurozone zieht an und wird ihren Anstieg angesichts der deutschen Inflationsrate, die nunmehr plus 1,7 Prozent über zwölf Monate beträgt, fortsetzen. Selbst Japan dürfte aufgrund der Abwertung seiner Währung eine Phase beschleunigter Inflation erleben, wie Jean Médecin, Mitglied des Anlageausschusses von Carmignac, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Die Märkte glaubten jedoch nicht an eine nachhaltige Rückkehr der Teuerungsrate. Ihre Erwartungen, gemessen an den Break-even-Inflationsraten, ließen nicht auf einen deutlichen und dauerhaften Anstieg der Inflationsniveaus schließen. Die Anleger setzten vielmehr auf den vorübergehenden Charakter dieses Inflationsanstiegs, der durch den Basiseffekt der Energiepreise - die vor einem Jahr sehr niedrigen Ölpreise trügen automatisch zu einem zeitweiligen Anstieg der Inflation bei - sowie durch die Währungsabwertung ausgelöst worden sei, heißt es weiter.

„Nach unserer Ansicht sind die Märkte in ihren Erwartungen zu konservativ und könnten von einer höher und vor allem nachhaltiger als erwartet ausfallenden Inflation überrascht werden. So dürfte sich der Preisauftrieb in den USA weiter beschleunigen und im Laufe des ersten Quartals 2017 die Marke von plus 2,8 Prozent bis drei Prozent erreichen. Im Übrigen geht diese Teuerung weit über einen simplen Aufholeffekt in Verbindung mit den Energiepreisen hinaus: Mehrere andere Kategorien, wie beispielsweise die Mieten, legen kontinuierlich zu. Aber angesichts eines dynamischen Arbeitsmarktes mit Vollbeschäftigung sind derzeit vor allem deutliche Anzeichen für eine Beschleunigung des Lohnwachstums in den USA zu erkennen - mit einer Zunahme der Stundenlöhne um plus 2,9 Prozent in den letzten zwölf Monaten - die einen sich selbst tragenden Anstieg der Inflation bewirken könnten. Mit einer Arbeitslosenquote auf historischem Tiefstand könnte auch Deutschland einen länger als erwartet andauernden Inflationsschub erleben“, so Médecin.

All dies werde die Arbeit der Zentralbanker nicht einfacher machen und die Finanzmärkte dazu bringen, dem Konjunkturzyklus künftig mehr Aufmerksamkeit zu widmen, um Anlagechancen zu nutzen. Die Zeit, in der schlechte Neuigkeiten aus der Wirtschaft aufgrund von Versprechen einer stärkeren Unterstützung seitens der Zentralbanken zu guten Nachrichten für die Finanzmärkte wurden, gehe zu Ende. Die Beschleunigung der Inflation dürfte nämlich die Reaktionsfähigkeit der Zentralbanker begrenzen, eine Konjunkturabschwächung durch Zinssenkungen zu bekämpfen. Ganz im Gegenteil werde der hohe Verschuldungsgrad der Marktteilnehmer ein Risiko darstellen, dem sie Rechnung tragen müssten, wenn es um eine Anhebung der Zinsen gehe. Angesichts dieses Dilemmas dürften sich die Zentralbanken künftig etwas zurücknehmen und der konjunkturellen Zyklizität wieder ihre Rolle als Schiedsrichter der Finanzmärkte zurückgeben, heißt es weiter.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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