Fundamentale Nachricht
13:13 Uhr, 08.06.2020

Die OPEC+ wird vernünftig

Die Zeiten der Konfrontation und des Preiskriegs scheinen fürs erste vorbei zu sein. Die OPEC+ und die beiden führenden Teilnehmer Saudi-Arabien und Russland haben sich am Wochenende auf eine verlängerte Förderkürzung im großen Stil geeinigt. Saudi Aramco hob gleich nach dem Beschluss die Verkaufspreise stark an.

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  • Brent Crude Öl
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    Kursstand: 42,40800 $/bbl. (FXCM) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York/ London (Godmode-Trader.de) - Die Ölpreise notieren aktuell trotz der jüngsten Rally noch immer um mehr als ein Drittel unter ihren Preisen von Jahresbeginn. Vor diesem Hintergrund waren sich die Organisation Rohöl fördernder Länder (OPEC) und ihre Kooperationspartner, vereinigt in der Allianz OPEC+, letzte Woche schnell einig: Das Rohstoffkartell teilte am Wochenende nach Verhandlungen in Wien mit, dass die derzeit bestehende Förderkürzung um einen weiteren Monat verlängert wird. Die Ölstaaten der OPEC+ hätten dafür gestimmt, dass auch im Juli die Produktion im großen Stil gedrosselt werde. Dies solle helfen, die gefallenen Preise wieder steigen zu lassen, hieß es. Die Förderstaaten sehen wegen der wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise einen massiven Rückgang des Ölverbrauchs.

Demnach werden die Kürzungen im Juli 9,6 Mio. Barrel am Tag (bpd) betragen, und damit etwas weniger als die für Mai und Juni vereinbarten 9,7 Mio. bpd. Grund ist, dass sich Mexiko nicht bereit zeigte, seine derzeitigen Beschränkungen über den Zeitraum Ende Juni hinaus zu verlängern, der im April vereinbart worden war. Die OPEC+ einigte sich auch darauf, dass Länder, die ihre Quote bisher nicht erreicht haben, die Umsetzung in den kommenden Monaten optimieren und die bisher nicht erfüllten Volumina nachträglich ausgleichen. Da es jedoch keinen Durchsetzungsmechanismus gibt, ist es nach wie vor nicht gesichert, dass Länder wie der Irak sich nun streng an die Vorgaben halten. Etwaige künftige Meldungen, dass einzelne Staaten ihren Verpflichtungen hinterherhinken, dürften die Preise somit weiterhin kurzfristig belasten.

Im Anschluss an das Treffen hat der saudische Staatskonzern Saudi Aramco seine offiziellen Verkaufspreise für sämtliche Rohölsorten und in allen Regionen für Juli unmittelbar stark erhöht. Der Verkaufspreis für Arabisches Leichtöl zur Lieferung nach Asien wurde um 6,10 US-Dollar pro Barrel angehoben, so dass nun der Aufschlag gegenüber der Benchmark von Dubai/Oman 0,20 Dollar/ Barrel beträgt.

Was die Nachfrageseite betrifft, so zeigen die heutigen Handelsdaten aus China, dass der weltgrößte Importeur im Mai Rohöl in einer Rekordhöhe von 11,34 Mio. Barrel pro Tag einführte, was einem Anstieg von 15 Prozent im Vergleich zum Vormonatsniveau entspricht. Der deutliche Anstieg muss jedoch nicht bedeuten, dass sich der chinesische Verbrauch vollständig erholt hat. Stattdessen handelt es sich angesichts des niedrigen Preisumfelds höchstwahrscheinlich um strategische Käufe.

Die Nachricht, dass das Bürgerkriegsland Libyen seine Ölproduktion langsam wieder hochfährt, könnte sich auf mittlere Sicht als nachteilig für die Ölpreise erweisen. So wurde die Förderung auf dem größten Ölfeld des Landes, El Sharara, wieder gestartet. Es wird erwartet, dass es zunächst ca. 30.000 Barrel am Tag produzieren und innerhalb von 90 Tagen eine Kapazität von 300.000 Barrel am Tag erreichen könnte. Zudem kursieren Berichte, dass das Feld El Feel den Betrieb wieder aufgenommen hat. Vor der Blockade im Bürgerkrieg produzierte Libyen etwa 1 Mio. Barrel Öl am Tag.

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  • katzenfreund
    katzenfreund

    bleibe short

    13:49 Uhr, 08.06. 2020

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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