Kommentar
14:51 Uhr, 11.09.2020

Die Notenbank kann nicht das tun, was sie tun müsste

Notenbanken haben viel getan, keine Frage. Um ihr Mandat zu erfüllen, müssten sie aber etwas tun, was sie nicht können.

Inzwischen dürfte auch dem letzten Skeptiker einleuchten, dass Geld alleine keine Inflation erzeugt. Die Bilanzsummen der großen Notenbanken haben sich seit der Finanzkrise vervielfacht. Inflation? Fehlanzeige.

Trotzdem versuchen Notenbanken immer noch mit ihrer Geldpolitik die Inflation zu beeinflussen. Niedrige Zinsen und Quantitative Easing haben bisher keine Inflation bei Gütern erzeugt und werden es auch zukünftig nicht. Das einzige, was gelungen ist, sind höhere Aktienkurse, überteuerte Immobilien und Nullzinsen für Sparer.

Inflation ist bleibt für das Geldsystem notwendig. Die Welt ist so hoch verschuldet wie nie. Bleiben die Schulden stehen und sinken die Preise, kollabiert das Kartenhaus. Die Preise müssen immer weiter steigen. Das gelingt jedoch nicht durch Geldpolitik alleine. Es braucht mehr.

Die niedrige Inflation hat mehrere Gründe. Das Bevölkerungswachstum nimmt ab und ein immer größerer Anteil der Bevölkerung ist pensioniert. Der Großteil des Konsums findet zwischen dem dreißigsten und fünfzigsten Lebensjahr statt. Je kleiner diese Bevölkerungsgruppe im Verhältnis wird, desto schwerer hat es die Inflation, weil die Nachfrage einfach fehlt.

Was die Teuerungsrate am effektivsten antreibt, ist Nachfrage. Global sind die Produktionskapazitäten hoch. Die Nachfrage ist im Verhältnis dazu zu moderat, um für Preisdruck zu sorgen. Niedrige Zinsen können die Nachfrage minimal anschieben. Das reichte jedoch in den letzten 10 Jahren nicht und wird auch zukünftig nicht ausreichen.


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Nachfrage kann auch auf anderem Weg angekurbelt werden. Der Staat kann mehr ausgeben. Das hat natürlich Grenzen, wenn die Verschuldung kein Fass ohne Boden werden soll. Aktuell betreiben Notenbanken indirekt Staatsfinanzierung. Das hilft, ist jedoch limitiert. Direkte Staatsfinanzierung ist nicht vorgesehen und wird es auch nicht geben. Können Politiker bestimmen wie viel sie ausgeben wollen und sich das von Notenbanken finanzieren lassen, ist Hyperinflation nicht weit. Das ist auch keine nachhaltige Lösung.

Am einfachsten wäre es, Konsumenten zu stärken. Sie sind es ja letztlich, die die Nachfrage bestimmen. Seit 50 Jahren erhalten Arbeitnehmer immer weniger von den Zuwächsen bei der Produktivität (siehe Grafik). Es wird mit gleichen Ressourcen immer mehr produziert, aber dieser Zuwachs wird nicht in Form von Löhnen weitergegeben.


Kein Wunder also, dass zwischen Kapazität und Nachfrage eine große Lücke klafft. Diese Lücke muss geschlossen werden, wenn Inflation nachhaltig steigen soll, ohne für Ungleichgewichte an anderer Stelle zu sorgen. Diese Lücke kann die Notenbank jedoch nicht schließen. Dafür sind Gesetze notwendig. Die Politik ist gefragt.

Letztlich handelt es sich darum, die enorme Ungleichverteilung der Einkünfte und des Vermögens anzugehen. Zinspolitik kann das nicht. Das Instrument, das es für höhere Inflation braucht, steht den Notenbanken nicht zur Verfügung. Nur Regierungen können das Problem lösen.

Clemens Schmale


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2 Kommentare

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  • norbert.
    norbert.

    die Löhne sind doch seit 1972 nicht nur um 20-25% gestiegen, siehe Grafik

    15:54 Uhr, 29.10.2020
  • Bigdogg
    Bigdogg

    Steuersenkungen....die wird es nie geben, also Thema schon wieder am Ende.

    09:58 Uhr, 14.09.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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