„Die nächsten Wochen werden entscheidend sein“
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„Die nächsten Wochen werden entscheidend sein“, diese Worte waren im Zuge der Coronapandemie öfters von einem ehemaligen österreichischen Gesundheitsminister zu hören und passen mittlerweile auch ganz gut für die Entwicklung an den Finanzmärkten. Die Rahmenbedingungen bleiben mit der angespannten geopolitischen Situation, der extrem hohen Inflation, insbesondere infolge der Energiepreise, den vermehrten Anzeichen einer Rezession und den erwartbar negativen Auswirkungen auf die Unternehmensergebnisse weiter schwierig.
Allerdings hat man in den letzten Wochen zumindest an Klarheit gewonnen, was die Vorgangsweise der Notenbanken betrifft und den kommunizierten Zinsanhebungspfad speziell auf der Anleiheseite entsprechend eingepreist. Weitere negative Überraschungen bei den Inflationsdaten sind zwar nicht ausgeschlossen, haben jedoch an Wahrscheinlichkeit verloren. Damit ist nun auch hinsichtlich der nächsten Zinsschritte der Notenbanken mit keinen drastischen Abweichungen nach oben gegenüber den Erwartungen zu rechnen.
In den wesentlichen Wirtschaftsräumen zeichnet sich – mit Ausnahme der Eurozone – aus heutiger Sicht zwar eine deutlich eingetrübte Wachstumsdynamik, aber noch keine Rezession ab. In den USA scheint das von der Notenbank angepeilte „soft landing“ zu gelingen. Die Umsatz- und Gewinndaten sowie die Ausblicke der Firmenchefs, die im Rahmen der nächsten Berichtssaison veröffentlicht werden, könnten somit über die weitere Entwicklung des Aktienmarktes entscheiden: nämlich, ob er auf Erholungstendenzen in Gegenreaktion von überverkaufter Markttechnik und stark negativem Sentiment fundamental aufbauen kann, oder ob es doch zu einer Gewinnrezession kommt, verbunden mit weiteren Kursabschlägen.
Staatsanleiherenditen nochmals stark gestiegen
Euro-Staatsanleiherenditen sind abermals kräftig gestiegen. Wir sind in erster Linie bei deutschen und französischen Staatsanleihen zurückhaltend. Zudem bevorzugen wir kurze US-Staatsanleihen vor langen und rechnen hier mittelfristig wieder mit einer steileren Zinskurve.
Unternehmensanleihen: Risikoprämien steigen
Die Risikoprämien von Unternehmensanleihen sind Ende September abermals deutlich angestiegen und notieren nun wieder nahe der Höchststände von März 2020. Wir bevorzugen weiterhin Bankanleihen gegenüber Non- Financials-Anleihen (Industrieanleihen), ebenso wie Euro-Investmentgrade-Anleihen gegenüber den ausfallsgefährdeteren Euro-High-Yield-Unternehmensanleihen, die sich unserer Meinung nach trotz aller Verluste vergleichsweise gut halten konnten. Auch deutsche Pfandbriefen sehen wir weiterhin positiv.
Emerging-Markets-Anleihen werden abgestraft
Schwellenländer-Anleihen konnten sich dem globalen Abverkauf an den Finanzmärkten nicht entziehen und zählten nicht nur im September zu den schwächsten Anleiheklassen.
Neben durchwachsenen Wirtschaftsindikatoren wird dieses Anleihesegment durch sinkende Rohstoffpreise, eine allgemeine restriktivere Notenbankpolitik und eine immer deutlicher werdende Risikoaversion von Investorenseite abgestraft.
Entwickelte Aktienmärkte: Auswirkungen der wirtschaftlichen Eintrübung werden sichtbar
Die internationalen Aktienmärkte mussten in den letzten Wochen erneut deutliche Kursverluste verbuchen. Wir sehen das restriktiver werdende Liquiditätsumfeld unverändert als einen der größten Belastungsfaktoren für die nächsten Monate. Gleichzeitig werden die ersten Auswirkungen der wirtschaftlichen Eintrübung auch in den Gewinnaussichten der Unternehmen sichtbar.
Schwellenländer-Aktienmärkte: Entzug von Dollarliquidität
Waren die Zinsanhebungen der globalen Notenbanken wohl zu spät und anfangs zu zögerlich, besteht nun die Gefahr, dass es sich im aktuellen Umfeld mehr zu einem Handeln wider besseren Wissens auswächst. Einer der Hauptleidtragenden sind die Emerging Markets, die unter dem Entzug von Dollarliquidität besonders negativ betroffen sind. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Aktien aus den Schwellenländern weiter gegen entwickelte Aktien abrutschen. Interessant ist, dass die Gewinnentwicklung weiterhin recht stabil ist, was dazu führt, dass die Bewertung deutlich zurückgeht.
Rohstoffmärkte tendieren seitwärts
Die Rohstoffmärkte tendierten zuletzt seitwärts. Auf Sicht der letzten Monate mussten vor allem die zyklischen Industriemetalle aufgrund zunehmender Konjunkturwachstumsängste Verluste hinnehmen. Im Energiebereich rückt die OPEC (Angebotsrücknahme) wieder stärker in den Mittelpunkt.
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