Fundamentale Nachricht
10:01 Uhr, 16.12.2016

Die Inflation kehrt zurück

Investoren sollten nach Meinung von Bernhard Urech, Fixed-Income-Manager bei GAM, Umschichtungen in inflationsgebundene Anleihen ins Auge fassen.

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    Kursstand: 8.211,64 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - An den Anleihenmärkten sind derzeit deutliche Kursrückgänge zu beobachten, und die von den Anlegern im laufenden Jahr erzielten Gewinne schmelzen dahin. Höhere Inflationserwartungen sind seit kurzem wieder eine der Sorgen, die die Märkte umtreiben. Für Bernhard Urech, Fixed-Income-Manager bei GAM, bieten inflationsgebundene Anleihen eine wirksame Möglichkeit, sich gegen diese Sorge abzusichern. Doch bevor sich Anleger nun auf diese Anlageklasse stürzen, sollten sie einige Dinge beachten, wie Urech in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Seit Jahren haben die Zentralbanken immer wieder in die Trickkiste gegriffen, um die Deflation zu bekämpfen, und es sieht so aus, als hätten sie damit Erfolg gehabt. Mittlerweile scheint sich die Inflation wieder zu regen, beispielsweise in der Eurozone und in Großbritannien“, erklärt Urech. Die Anleihenmärkte hätten rasch darauf reagiert. Auch Donald Trumps Wahlsieg habe Wirkung gezeigt. „Das von Trump versprochene billionenschwere, schuldenfinanzierte Konjunkturprogramm zur Sanierung der in die Jahre gekommenen US-Infrastruktur hat an den Märkten für US-Treasuries die Alarmglocken schrillen lassen. Die Marktteilnehmer befürchten, dass das Wahlprogramm in Verbindung mit der geplanten Senkung der Unternehmenssteuern die öffentlichen Finanzen belasten und die Inflation anheizen könnte“, erklärt der GAM-Experte.

Die Korrektur habe bereits einen Teil der recht hohen Gewinne zunichtegemacht, die seit Jahresbeginn am Anleihenmarkt erzielt worden seien, sodass die Anleger nun eilig ihre Anleiheallokationen unter die Lupe nähmen. Mit dem Comeback der Inflation rückten inflationsgebundene Anleihen – sogenannte „Linker“ – wieder stärker ins Blickfeld. Doch seien diese Instrumente die Lösung, fragt Urech.

„Wir sehen inflationsgebundene Anleihen als Lösung für Anleger, die bereits Allokationen in traditionellen Anleihen der Industrieländer halten. Doch zunächst möchten wir mit einigen Mythen aufräumen: Die Inflationsrate eines Landes allein eignet sich nicht besonders gut, um die relative Attraktivität einer inflationsgebundenen Anleihe im Vergleich zu einer herkömmlichen Anleihe zu beurteilen“, so Urech. Dazu bedürfe es einer Betrachtung der Breakeven-Inflationsraten, also der Höhe der Geldentwertung, ab der sich inflationsindexierte Anleihen lohnen. Je niedriger diese seien, umso günstiger sei der Linker oder die Inflationsabsicherung.

Doch vor der Beurteilung der relativen Attraktivität ist es Urech zufolge sinnvoll zu analysieren, welche Märkte auf absoluter Basis am attraktivsten sind. Die Frage laute daher: An welchen Märkten sollte man sich angesichts der verfügbaren Renditen engagieren? „Das Maß für die absolute Attraktivität sind die Realrenditen – je höher sie sind, umso attraktiver ist der Linker.“

Ausgehend von dieser Überlegung beurteilt Urech die absolute Attraktivität der vier wichtigsten Märkte (US-Dollar, britisches Pfund, Euro und Japanischer Yen) wie folgt: „Die Realrenditen sind im Allgemeinen recht teuer, vor allem an Märkten, die von der quantitativen Lockerung der Geldpolitik profitieren, wo sie deutlich im Minus liegen – beispielsweise in Großbritannien und der Eurozone. Daher sind Linker ähnlich wie nicht-inflationsgebundene Anleihen auf absoluter Basis nicht besonders attraktiv und bleiben anfällig für einen Anstieg der Realrenditen“. Dieser Anstieg könnte durch einen erneuten ‚Drosselungseffekt‘, der im Englischen als Tapering bezeichnet werde, ausgelöst werden, wenn die verschiedenen Zentralbanken das Ende ihrer Bemühungen im Bereich der geldpolitischen Lockerung verkünden sollten, heißt es weiter.

„Von den vier Märkten ist der US-amerikanische Markt mit einer Realrendite von 0,8 Prozent auf Basis des 5J-5J-Forward der attraktivste. Der US-Markt hat die Drosselung bereits hinter sich, seit die Realrenditen 2013 massiv korrigierten“, so Urech weiter. Abseits der Hauptmärkte sei Neuseeland mit einer Realrendite von 2,25 Prozent für den 5J-5J-Forward am günstigsten, heißt es.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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