Die Folgen exponentiellen Wachstums
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Rechnen Sie selbst. 103 Mal falten = 103 mal Verdopplung der Dicke.
Also (2 hoch 103) * Dicke des Papiers. Tippen Sie das gerne mal ein )
Wie bitte?
Das ist doch nicht zu glauben, oder? Tja, das exponentielle Wachstum hat seine Tücken.
Das bringt mich zu einem meiner Lieblingsthemen, nämlich dem Inflationsziel der EZB, das bei knapp 2 % liegt ("nahe, aber unter") und m.E etwas euphemistisch auch als Geldwertstabilität bezeichnet wird (exakt ist in den EU-Verträgen von Preisstabilität die Rede). Diese Stabilität sieht so aus, dass sich alle 35 Jahre das Preisniveau verdoppelt, sofern die 2 % Inflation pro Jahr (was nach wenig klingt!) erreicht werden. Aktuell klappt das ja zum Leidwesen der Zentralbanker nicht.
Ein Warenkorb, der heute 100 EUR kostet, kostet demnach in
- 35 Jahren 200 EUR
- 70 Jahren 400 EUR
- 105 Jahren 800 ER
- 140 Jahren 1600 EUR
- 175 Jahren 3200 EUR
Ich möchte erneut betonen, dass dies der Teuerung entspricht, die die Zentralbanken als PREISSTABILITÄT bezeichnen.
Zugegeben: vermutlich niemand, der heute lebt, wird die Verzehnfachung des Preisnveaus, das in ca. 116 Jahren erreicht wird, mitbekommen. Aber die Rechnung zeigt eindrucksvoll die Macht des exponentiellen Wachstums. Und wie leicht man verbal reingelegt werden kann, indem extrem kurzfristig argumentiert wird.
Exponentiell wachsen - das sollte man im eigenen Depot auch schaffen oder?
Angenommen Sie haben heute 20 TSD EUR, schaffen 20 % p.a. Rendite nach Steuern, und entnehmen keine Mittel, reinvestieren also komplett die Gewinne.
Dann sind Sie in gut 21 Jahren Millionär!
Viel Erfolg dabei :)
Dazu hier noch eine Daumenregel: 70 durch die Wachstumsrate exponentieller Entwicklungen pro Zeiteinheit = Dauer in Zeiteinheiten x, die es benötigt, bis sich die wachsende Menge verdoppelt. Am Beispiel der 2 % p.a.: 70 / 2 = 35 Jahre!
Fakt ist dass zwei Prozent Preisanstieg aufs Jahr gesehen niemandem wirklich weh tun. Es ist ein schleichender Prozess der die Glaubwürdigkeit der Währung als Wertaufbewahrungsmittel nicht ins Wanken bringt. 35 oder 70 Jahre sind eine sehr lange Zeit wenn man ein Menschenleben als Maßstab nimmt. Insofern kann ich hier keinen Euphemismus erkennen.
Im Mathematik-Unterricht in der Schule wurde das seinerzeit anhand dieser "Legende" erläutert: https://de.wikipedia.org/wiki/Sissa_ibn_Dahir ;)