"Die Fed sollte die Zinsen sofort um 75 Basispunkte senken!"
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In einem Interview mit dem Finanzsender CNBC sprach sich Siegel dafür aus, den Leitzins bis September um insgesamt 1,5 Prozentpunkte zu senken. „Dies mag überraschen, aber ich spreche mich für eine Notfallzinssenkung um 75 Basispunkte gefolgt von einer weiteren Zinssenkung, die für September signalisiert wird, von erneut 75 Basispunkten aus, und das ist das Minimum“, sagte Siegel.
Eigentlich sollte der Leitzins aktuell zwischen 3,5 und 4,0 % stehen, statt bei 5,25 bis 5,50 %, wo er tatsächlich steht, meinte der Finanzprofessor an der Wharton Business School.
Der Grund für seine Forderung sei, dass die Fed bei ihren Prognosen im sogenannten Dot Plot im Juni auf lange Sicht selbst einen Leitzins von 2,8 % vorhergesagt habe, bei einer [PCE-]Inflationsrate von 2 % und einer Arbeitslosenquote von 4,2 %. „Am Freitag haben wir die Beschäftigungszahl [die Prognose bei der Arbeitslosenquote] überschritten – wir liegen bei 4,3 [%]“, sagte er. „Was die Inflation betrifft, sind wir bei zweieinhalb Prozent. Wir haben 90 % des Wegs zum Ziel bei der Inflationsrate zurückgelegt. Wir haben das Ziel bei der Beschäftigung überschritten – das sind die beiden Ziele, die explizit von der Federal Reserve erwähnt werden“, sagte er. „Wie stark haben wir den Leitzins der Fed verändert? Null. Das ergibt absolut keinen Sinn“, sagte Siegel.
Anders als vielfach befürchtet werde eine Notfallzinssenkung die Finanzmärkte nicht verunsichern, sondern dürfte von diesen begrüßt werden, meinte Siegel. „Ich erinnere mich an das Jahr 2000, als [Fed-Chef Alan] Greenspan um 50 Basispunkte gesenkt hat“, sagte Siegel. Der Markt sei damals als Reaktion in die Höhe geschossen.
Falls die Fed nicht vor September handle, werde der Markt negativ reagieren. „Wenn sie auf dem Weg nach unten so langsam sind, wie sie auf dem Weg nach oben waren, was übrigens der größte [geld-]politische Fehler in 50 Jahren war, dann haben wir keine gute Zeit mit dieser Wirtschaft vor uns“, meinte Siegel.
Vor knapp zwei Wochen, und damit vor dem Fed-Zinsentscheid in der vergangenen Woche und den jüngsten Turbulenzen, hatte sich bereits Bill Dudley, der ehemalige Chef der Federal Reserve Bank von New York, dafür ausgesprochen, mit einer Zinssenkung nicht bis September zu warten.
Die Befürchtung, dass die US-Wirtschaft in eine Rezession abgleiten könnte und die US-Notenbank Fed viel zu spät darauf reagiert, ist ein wichtiger Grund für den jüngsten Sell-off an den Aktienmärkten.
Fazit: Die Wahrscheinlichkeit, dass die US-Notenbank Fed tatsächlich auf die Forderung von Jeremy Siegel hört, ist extrem gering. Zwar sind die am Freitag veröffentlichten Arbeitsmarktdaten für Juli deutlich schwächer als erwartet ausgefallen und signalisieren über den sogenannten Sahm-Indikator inzwischen eine Rezession. Die US-Notenbank Fed hat aber selbst immer wieder betont, dass man einzelne Datenpunkte nicht übergewichten dürfe. Dass der US-Aktienmarkt mit einer Panikreaktion auf die sich abzeichnende Eintrübung der US-Wirtschaft bei gleichzeitiger Zögerlichkeit der Fed reagiert, kann kaum als Rechtfertigung für eine Zinssenkung um 1,5 Prozentpunkte herhalten, wenn die Fed in der vergangenen Woche noch nicht einmal eine Zinssenkung um 0,25 Prozentpunkte für angemessen gehalten hat, solange sich die Inflation nicht weiter verlangsamt. Klar ist aber: Die US-Notenbank hat sich in eine Sackgasse manövriert, aus der sie nur schwer wieder herauskommt, ohne ihre Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Die kommenden Wochen bis September werden spannend – gerade wenn die Fed die Zinsen nicht außerplanmäßig senken sollte.
Link zum Video des Interviews mit Jeremy Siegel:
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Da hat wohl jemand ziemlich viel Geld verloren mit Long-Positionen….
Was hat denn eine Notenbank zu interessieren, ob die viel zu lange viel zu hoch gestiegenen Märkte mal endlich korrigieren? Lächerlich. Das war viel zu lange das Muster. Geld drucken, um Blasen aufzupumpen.