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12:24 Uhr, 08.06.2017

Die Entgiftung am Rentenmarkt hat eingesetzt

Degroof Petercam Asset Management sieht in einem sich etwas normalisierenden Umfeld an den Rentenmärkten steigende Risiken.

Erwähnte Instrumente

  • EURO STOXX 50
    ISIN: EU0009658145Kopiert
    Kursstand: 3.572,84 Pkt (STOXX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Brüssel (GodmodeTrader.de) - Null- bzw. sogar Minusrenditen bei Anleihen – wie sie noch vor einigen Monaten an der Tagesordnung waren – bildeten die Spitze des Eisberges eines unglaublichen Bullenmarktes, der seine Ursprünge bereits 1981 hatte. Haupttreiber dieser Entwicklung war die Politik der Notenbanken, die mit kontinuierlichen Zinssenkungen und quantitativen Maßnahmen die Nachfrage nach festverzinslichen Wertpapieren stetig befeuerten, wie Peter de Coensel, CIO Fixed Income bei Degroof Petercam Asset Management, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Trotz der noch expansiven Geldpolitik in weiten Teilen der Welt stiegen seit einiger Zeit die Renditen an den Anleihemärkten wieder. „Möglicherweise sehen wir gerade den Anfang einer Kehrtwende bei Anleiherenditen“, kommentiert de Coensel. Und begründet dies folgendermaßen: „Die Eingriffe der Notenbanken durch Anleihekäufe und andere geldpolitische Lockerungsmaßnahmen laufen nun aus. Im Rentensegment hat die Entgiftung bereits eingesetzt. Die Renditen von Staatsanleihen aus Kernländern werden sich allmählich im positiven Terrain normalisieren, da die Programme zur quantitativen Lockerung bedachtsam zurückgefahren werden. Viele Regierungen dürften höhere Investitionen vornehmen und eine nachhaltigere Haushaltspolitik verfolgen, im Rahmen derer mehr Wachstum auf eine sozial verträglichere Weise generiert wird.“

Nach Jahrzehnten sinkender Zinsen und damit sinkender Anleiherenditen dränge sich die Frage auf, wo denn das „normale“ Renditeniveau überhaupt liege. Bei Degroof Petercam Asset Management hat man sich dafür die historischen durchschnittlichen Zehn-Jahres-Verzinsungen in den Vereinigten Staaten und Europa angeschaut. Diese schwankten in den vergangenen 100 Jahren zwischen zwei und vier Prozent. „Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis ist davon auszugehen, dass es einige Zeit dauern wird, bis das derzeitige ultra-niedrige Zinsniveau den langfristigen Durchschnitt wieder erreichen wird“, sagt der Rentenchef bei Degroof Petercam Asset Management. Mehr denn je käme es dem Experten zufolge darauf an, geduldig zu sein: „Wir müssen davon ausgehen, dass das Regime aus niedriger Produktivität, niedriger Inflation und geringen Investitionen der Unternehmen vorerst weiterhin Bestand haben wird. Erst wenn sich dieses Regime ändert, sollten die Leitzinsen wieder auf ein Niveau zwischen zwei und drei Prozent steigen können.“

An den Märkten bestehe weiterhin Anpassungsbedarf an einem Abbau der preisstützenden Nachfrage und an eine wachsende Fülle von Faktoren, die zu höherer Inflation führen könnten. Dieser Wandel könne Anleihen mit einem Risikoaufschlag und geringer Liquidität in Mitleidenschaft ziehen, die unter Investoren bei ihrer Suche nach Rendite über einen langen Zeitraum hinweg dank der quantitativen Lockerungsprogramme als äußerst attraktiv gegolten hätten, heißt es weiter.

„Institutionelle Anleger sollten bereit sein, in ein breiteres Spektrum von festverzinslichen Anlagen zu investieren und eine intelligente Streuung unter Einbeziehung von globalen Staatsanleihen, Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating und hochverzinslichen Unternehmenspapieren vorzunehmen“, rät de Coensel, der den globalen Rentenfonds DPAM L Bonds Universalis Unconstrained managt. „Zusätzlich können nicht auf Euro lautende Anlagen die Diversifizierung und die Renditeaussichten verbessern. Bei Staatsanleihen kann zudem eine Wertsteigerung durch die Beimischung von Schwellenländer- und inflationsindexierten Anleihen erreicht werden.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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