Die Dividenden-Zukunft der Ölmultis
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Den Haag (GodmodeTrader.de) - Trotz zahlreicher Ölpreisrückgänge seit dem Zweiten Weltkrieg haben die großen Ölkonzerne ihre Dividenden nur selten gekürzt. Sowohl BP als auch ENI taten das zwei Mal, Shell, Exxon, Chevron und Statoil noch nie. Die Ölkonzerne haben nun allerdings einige harte Jahre mit schwacher Nachfrage und niedrigen Ölpreisen durchgestanden, und ihr Geschäftsmodell ist herausgefordert, wie Carl Ghielen, Client Portfolio Manager High Dividend Strategien bei NN Investment Partners, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
Auf der Förderseite seien die Unternehmen gezwungen, nach alternativen Quellen Ausschau zu halten, da ihr Fundus an herkömmlichen Projekten schrumpfe. Die Konzerne würden so zu ökonomisch und ökologisch grenzwertigen Projekten genötigt und stiegen in technologisch anspruchsvolle Bereiche wie Ultra-Tiefwasser, Ölsand und Schieferöl sowie in politisch instabilere Regionen wie Westafrika ein. Diese Projekte lägen am oberen Ende der Kostenkurve. Der Ölpreiskollaps Mitte 2014 habe jedoch eine Kostensenkungswelle zur Folge gehabt, die Ölunternehmen hätten Stellen abgebaut und stellten auch große Projekte ein, die die Profitabilitätskriterien nicht mehr erfüllten, heißt es weiter.
„Diese Maßnahmen lassen allmählich eine verbesserte finanzielle Nachhaltigkeit in der Branche erkennen. Wir berechnen dazu, ob die Renditen von Projekten die Finanzierungskosten übersteigen. Die jüngste Erholung des Ölpreises hat die Aussichten für die kommenden Jahre wieder etwas verbessert“, so Ghielen.
Exxon Mobil habe bis 2014 kontinuierlich überdurchschnittliche Ergebnisse erzielt. Das Unternehmen sei jedoch von Total überholt worden, da dessen zyklusübergreifende Rendite stabiler sei als bei den Mitbewerbern. Shell und ENI seien am unteren Ende zu finden, aber die Prognosen für die Eigenkapitalrendite für 2017 und 2018 wiesen darauf hin, dass Shell zum Mittelwert zurückkehren werde (ENI eher nicht). Angesichts der großen Beeinträchtigung durch die Macondo-Tragödie (Deepwater Horizon), die Zahlungen von 60 Milliarden US-Dollar verursacht hätten und BP dazu gezwungen habe, einige seiner Kronjuwelen zu verkaufen, erziele BP überraschend stabile Ergebnisse. Statoil habe den zweithöchsten Durchschnittswert, sei aber aufgrund mangelnder Diversifikation unbeständiger, heißt es weiter.
„Da die Ölriesen ihr Geschäft nicht wirklich weiterentwickelt haben, sind Dividenden ihr Hauptanziehungspunkt. Ihre erwarteten Dividenden liegen etwa zwischen vier und sieben Prozent. Aufgrund des Gegenwinds seitens der Rohstoffpreise und der Kapitaleffizienz stellen Anleger aktuell die Nachhaltigkeit der Dividenden in Frage. Auch wenn das direkte Risiko dank der Erholung des Ölpreises und Maßnahmen zur Erhaltung der Liquidität eindeutig nachgelassen hat, gibt es immer noch Bedenken, dass in den Kerngeschäftsfeldern zu viel ausgeschüttet und zu wenig investiert wird“, so Ghielen.
Zur Beurteilung der Nachhaltigkeit habe man den freien Cashflows an den Ausgangspunkt der Analyse gestellt. Dieser werde berechnet als liquide Mittel aus dem operativen Geschäft abzüglich der erforderlichen Investitionsaufwände zur Ersetzung der aktuellen Produktion. Der Restbetrag könne zur Finanzierung von Wachstum, zum Schuldenabbau oder als Ausschüttung an die Aktionäre verwendet werden. Eine Regressionsanalyse über den Zeitraum von 1998 bis 2016 lasse folgende Rückschlüsse zu: BP, Exxon und Total generierten prinzipiell mehr Cash als die anderen Unternehmen. Chevron sei am anfälligsten für Ölpreisschwankungen, BP am wenigsten anfällig. Das überraschendste Ergebnis sei die geringe Ölpreisanfälligkeit von Statoil. Aber das könnte durch die hohen Steuersenkungen und eine Tendenz in Richtung Gas erklärt werden. Die Regressionsanalyse lege nahe, dass Exxon die beste Kapitaldisziplin habe, während Shell und Statoil hinter ihren Konkurrenten zurückblieben, heißt es weiter.
„Die Analyse deutet darauf hin, dass nur Chevron und Royal Dutch Shell ernste Probleme haben, beim aktuellen Ölpreis ihre Dividende zu decken. Diese beiden Unternehmen zeigten aber auch die geringste Disziplin im letzten Zyklus und hatten Schwierigkeiten bei ihren Projekten. Allerdings haben beide Unternehmen Investoren einen Plan präsentiert, wie sie ihre Kapitalintensität und ihre Kostenbasis reduzieren werden, damit sie sich künftig ihre Dividendenverpflichtungen leisten können. Insbesondere Shell hat nach drei Quartalen in Folge Glaubwürdigkeit am Markt zurückgewonnen“, so Ghielen.
Die Ölmultis seien in der Lage, sich an niedrigere Ölpreise anzupassen. Geringere Investitionsaufwände, eine höhere Kosteneffizienz, die Veräußerung von Vermögenswerten oder eine Aufnahme von Fremdkapital seien die Mittel der Wahl, um dem Sturm zu trotzen. Investoren mögen sich zwar über die Nachhaltigkeit der Dividenden in diesen Schwächephasen sorgen, aber solche Phasen seien bisher (fast) immer ohne Dividendenkürzungen überbrückt worden, heißt es weiter.
„Wir sind der Meinung, dass das Risiko von Dividendenkürzungen bei den großen Ölkonzernen in den kommenden Jahren vom Markt überschätzt wird. Daher und aufgrund der attraktiven Bewertungen sind wir in all unseren High-Dividend-Fonds im Energiesektor übergewichtet“, so Ghielen.
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