Fundamentale Nachricht
08:13 Uhr, 16.07.2019

„Die Chancen der niedrigen Zinsen“

Deutschland sollte nach Meinung von Patrick Vogel, einem Fondsmanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset, jetzt durch gezielte Investition die Weichen für zukünftiges Wachstum stellen.

Frankfurt (GodmodeTrader.de) – Die öffentlichen Schuldenstände Deutschlands sind im ersten Quartal 2019 im Vorjahresvergleich um 1,1 Prozent auf 1.927,2 Milliarden Euro gesunken. Das hat das Statistische Bundesamt (Destatis) gemeldet. Zugleich sieht der Kabinettsentwurf für den Bundeshaushalt 2020 eine weitere Senkung der Schuldenquote von 59 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im laufenden Jahr auf 51 Prozent im Jahr 2023 vor. Jetzt ist jedoch nicht die Zeit zu sparen, wie Patrick Vogel, ein Fondsmanager des MainFirst Absolute Return Multi Asset, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Die weiterhin niedrigen Zinsen bieten die ideale Gelegenheit um durch gezielte Fiskalpolitik, Konjunkturprogramme und strukturelle Reformen dem Land langfristig zu höherem Wachstum zu verhelfen“, so Vogel. Denn mit minus 32 Basispunkten rentiert die zehnjährige Bundesanleihe auf einem historischen Tiefpunkt. Österreich hat das Niedrigzinsumfeld genutzt, um 100-jährige Anleihen auszugeben. Auch Deutschland sollte sich die geringen Refinanzierungskosten zu Nutze machen. „In diesem Zinsumfeld ist die Investition in zukünftiges Wachstum besonders sinnvoll“, betont der Investment-Experte.

Lernen könne Deutschland in dieser Situation von Japan. „Japan hat viele Gemeinsamkeiten mit Deutschland. Nehmen wir allein die demografische Entwicklung: Die Bevölkerungszahl nimmt seit 20 Jahren ab“, schildert Fondsmanager Vogel. Dennoch habe Nippon seit dem Platzen der Immobilienblase 1990 eine Steigerung des BIP pro Kopf geschafft. „Das hat Japan durch eine einzigartige Kombination bewerkstelligt, bei der sich Geld- und Fiskalpolitik sowie strukturelle Reformen gegenseitig stützen.“ Auch hier habe Österreich bereits einige wichtige Weichen richtig gestellt. Die AA-gerateten Anleihen seien erneut mit 100 Jahren Laufzeit angeboten und vom Markt schnell aufgekauft worden. „So kann Österreich notwendige Investitionen finanzieren“, erklärt der Fondsmanager. Deutschland sollte sich hier ein Beispiel nehmen und – statt der schwarzen Null – systematische Reformen und Konjunkturprogramme anstreben. „Wenn Deutschland nicht bei neuen Technologien wie Big Data und künstlicher Intelligenz abgehängt werden will, ist jetzt die Zeit zu investieren“, betont Vogel.

Bereiche wie Big Data gepaart mit künstlicher Intelligenz würden in den nächsten Jahren weiter stark wachsen. Patrick Vogel setzt strategisch auf solide Investitionen mit langfristig starkem Wachstum. „Strukturelle Trends bieten hohes Wachstumspotenzial und mit erfolgreicher Titelauswahl – welche eine entsprechende Expertise voraussetzt – lassen sich hier sowohl mit Anleihen wie auch mit Aktien attraktive Renditen erzielen“, so Vogel. Die Datenmengen nähmen laufend zu und könnten dem Besitzer hohe Gewinne bringen. Viele Unternehmen generierten hierdurch nicht nur hohes Wachstum, sondern auch innovative Geschäftsfelder, heißt es weiter.

„Die Nasdaq kennen die meisten nur als Index, realisieren aber nicht, dass dahinter ein Unternehmen mit attraktivem Geschäftsmodell steht, welches sich aus der immensen Datenmenge speist, die aus den vielen Transaktionen erwächst, die über die Plattform laufen.“ Die zentrale Rolle von Daten nutzten auch Amazon und Alibaba auf vielfältige Arten. Einer ihrer am stärksten wachsenden Geschäftsbereiche sei die Speicherung von Daten in der Cloud. Daten seien auch ein wichtiges Einsatzgebiet der künstlichen Intelligenz. „KI ist ein Trend, der in den kommenden Jahren stark wachsen wird und einen solchen sollte Deutschland als Schlüsselindustrie definieren“, sagt der Fondsmanager.

7 Kommentare

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  • Market Impact
    Market Impact

    Wenn die Ösis 100 Jährige Anleihen loswerden kann doch Deutschland 1000 Jährige anbieten.

    20:38 Uhr, 16.07.2019
  • netzadler
    netzadler

    vergessen sies

    es braucht hierfür auch eine passende Gesellschaft, die gibt es hier nicht wirklich.

    mit ein bisschen Geld kann man da nicht viel erreichen, wenn es im kopf nicht stimmt. wenn man satt ist und glaubt, man hätte es geschafft.. man kommt nicht auf den Gedanken, dass das spiel bei null beginnen könnte und neue tugenden gefragt sind

    das land wird sehr harte Erfahrungen in den kommenden jahren und die Politik antizipiert seit jahren so gut wie nichts, es ist so erbärmlich

    08:29 Uhr, 16.07.2019
    2 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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